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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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Ermittlungsleiterin die Drohung zukommen zu
lassen: »Wir werden Sie töten!«

ZWEI
    Während das Wochenende für die meisten Menschen Entspannung und
Ausgleich bedeutete, hatte Frauke dem Montag entgegengefiebert. Der Sonntag
verhieß Untätigkeit. Sie kannte niemanden in der Stadt, und der kurze
Spaziergang am Sonntagnachmittag hatte ihr auch nicht die Zerstreuung gebracht,
die sie sich erhofft hatte. Im engen Hotelzimmer fühlte sie sich nicht zu Hause,
und die Möglichkeiten der Beschäftigung reduzierten sich auf Lesen und
Fernsehen. Nach einer unruhigen Nacht war sie schon früh ins Landeskriminalamt
gefahren.
    Sie gestand sich ungern ein, dass die Drohung vom vergangenen
Samstag sie mehr beschäftigte, als ihr lieb war. In Flensburg hätte sie das K1 auf die weiteren Ermittlungen angesetzt.
Hier galt es, Kriminaloberrat Ehlers zu überzeugen, dass die Mordserie noch
nicht abgeschlossen war. Es fehlten noch die Hintermänner. Zudem konnte sie die
Ernsthaftigkeit der Drohung nicht einschätzen. Es gab immer wieder überführte
Straftäter, die im Zorn Drohungen gegen die Beamten oder die
Strafverfolgungsbehörden ausstießen. Das war meistens nicht ernst zu nehmen. In
diesem Fall waren es aber nicht die überführten Täter, sondern unbekannte
Dritte.
    Frauke hatte sich in ihr Büro zurückgezogen und studierte noch
einmal die Akten des Falls, auch wenn der Abschlussbericht noch nicht erstellt
war. Sie fand keinen Ansatz für weitere Verdächtigte. Das musste folglich den
Verhören von Bernd Richter und Simone Bassetti vorbehalten bleiben. Sie
schreckte hoch, als von der offenen Flurtür Nathan Madsacks Stimme erklang.
    »Guten Morgen, Frau Dobermann. Hatten Sie ein schönes Wochenende?«,
fragte der Hauptkommissar.
    Frauke erwiderte den Gruß. »Danke. Leider zu kurz«, log sie und
betrachtete Madsack, der sich stets mit »nicht verwandt und nicht verschwägert«
vorstellte und damit ausdrücken wollte, dass es keine verwandtschaftlichen
Beziehungen zur bekannten Verlegerfamilie der Landeshauptstadt gab. Sie
betrachtete den Hauptkommissar. Er ging auf die vierzig zu. Die gescheitelten
dunkelblonden Haare, das runde Gesicht mit den buschigen Augenbrauen und den
Pausbacken, die fleischige Nase und das mächtige Doppelkinn machten den Mann
nicht zu einer attraktiven Erscheinung. Da half auch die stets korrekte
Kleidung nicht. Heute trug Madsack einen dunkelbraunen Anzug und ein
roséfarbenes Hemd, das sich über den mächtigen Bauch wölbte. Die dezent
gemusterte Krawatte war vortrefflich darauf abgestimmt.
    »Haben wir heute Vormittag Termine?«, fragte Madsack.
    Frauke tippte auf die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch. »Ich würde
gern die Ermittlungsakte besprechen. Außerdem müssen wir noch den
Abschlussbericht erstellen. Und die beiden Beschuldigten verhören.«
    »Wenn es Ihnen recht ist«, bot der Hauptkommissar an, »dann kümmere
ich mich um den Bericht.«
    Frauke nickte. »Danke.«
    »Bis später«, verabschiedete sich Madsack und ging weiter in
Richtung seines Büros.
    Kurz darauf sah Frauke aus den Augenwinkeln, wie Jakob Putensenf an
ihrem Zimmer vorbeiging. Der Kriminalhauptmeister vermied es aber, ihr einen
guten Morgen zu wünschen.
    Sie vertiefte sich wieder in die Akten, machte sich Notizen und
notierte sich Fragen, die sie den beiden Inhaftierten stellen wollte, als Uschi
Westerwelle-Schönbuch, die Schreibkraft des Leiters der Abteilung, ihren
blonden Haarschopf zur Tür hereinsteckte.
    »Guten Morgen, Frau Dobermann. Herr Ehlers bittet Sie in den
Besprechungsraum.« Frau Westerwelle zog eine der sorgfältig gezupften
Augenbrauen in die Höhe. »In fünf Minuten?«
    Frauke nickte, nutzte die Zeit, um noch einmal die Waschräume
aufzusuchen, und ging anschließend in den Raum am Ende des Ganges, der eine
Renovierung dringend nötig gehabt hätte. Sie setzte sich neben Nathan Madsack,
der auf einen zweiten Kaffeebecher wies, den er neben sich auf den Tisch
gestellt hatte.
    »Für Sie.«
    Frauke bedankte sich. Kurz darauf erschien Putensenf, knurrte etwas
Unverständliches in seinen Bart und nahm auf der gegenüberliegenden Seite des
Tisches Platz.
    Frauke wunderte sich. So charmant und zugänglich sich der
Kriminalhauptmeister am vergangenen Samstag auch gezeigt hatte, so verschlossen
und brummig trat er im Dienst auf.
    Kurz darauf betraten Kriminaloberrat Michael Ehlers und Frau
Westerwelle den Raum, gefolgt von einem jüngeren Mann, der die Aufmerksamkeit
aller auf sich zog.
    »Guten Morgen,
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