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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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Gärten der Stadt hatten sich wie
Schwämme mit der ersehnten Feuchtigkeit vollgesogen.
    Frank Hölscher
hatte am Abend in einer weinerlichen Orgie die drei Morde und auch die
Auseinandersetzung mit Sokolow gestanden. Sein Anwalt hatte sich bereits mit
einem Psychologen in Verbindung gesetzt. Anscheinend war die Klapsmühle für
Hölscher nicht ganz so abschreckend wie der Knast.
    Am späten Abend
hatte sie noch der Anruf des Kriminaldauerdienstes erreicht. Wolfgang Masterson
war in die Psychiatrie eingeliefert worden. Er hatte versucht, sich vom
obersten Deck des Parkhauses am Bahnhof zu stürzen. Eine junge Frau war auf ihn
aufmerksam geworden und hatte die Feuerwehr angerufen. Am Ende hatte Masterson
dann der Mut verlassen, und er hatte sich weinend in die Obhut eines
Psychologen begeben. Dabei hatte er sich kategorisch geweigert, mit seiner Frau
zu sprechen.
    Später stellte
sich dann heraus, dass er der Mann auf dem Foto in Hofholts Wohnung gewesen
war. Er hatte seinem Schwager die Wohnungsschlüssel abgepresst, weil er von
dessen Verhältnis mit seiner Schwägerin Monika Krugwald wusste. Das war der
Streit gewesen, von dem Annegret Masterson berichtet hatte. Sokolow und Ziemer
hatten ihm dann das Mädchen »geliefert« und ihn anschließend mit dem Foto
erpresst.
    Masterson war es
auch, der aussagte, dass Marlene Krieger sich ihr Geld mit Prostitution
verdiente und mit Sokolow gemeinsame Sache machte. Er vermittelte ihr gut
betuchte Kunden, dafür lieferte sie ihm das eine oder andere Erpressungsopfer.
    Es war bereits
halb elf am Morgen, und Bergheim und Charlotte lagen immer noch im Bett.
    »Weißt du was?«,
sagte Charlotte und schlug die Bettdecke weg. »Wir werden jetzt frühstücken und
dann in den Georgengarten gehen.«
    »Warum denn das,
um Himmels willen?«, näselte Bergheim und befingerte vorsichtig seine
geschwollene Nase. »Von den Gärten hab ich erst mal die Nase voll.«
    »Genau deswegen«,
sagte Charlotte, »ich will sie in Zukunft nicht immer mit dieser Geschichte
verbinden müssen. Also komm, steh auf.«
    Sie kochte Kaffee
und deckte den Tisch auf dem Balkon. Es war kühler geworden, aber der Himmel
war blau und wolkenlos. Charlotte setzte sich mit einem Kaffee an den Tisch.
    »Am Sonntag in die
Gärten«, brummte Bergheim, der – in der Hand einen Becher Kaffee – hinter sie
getreten war. »Da kriegst du bei dem Wetter doch kein Bein an die Erde.« Er
setzte sich zu ihr. Sie frühstückten ausgiebig, und dann machten sie sich auf
den Weg.
    Bergheim kurvte
über den Parkplatz vor den Herrenhäuser Gärten und fluchte. »Ich hab’s ja
gesagt. Eine Schnapsidee, hierherzukommen, wenn alle Welt durch die Gärten
flaniert.«
    »Da«, sagte
Charlotte, »da fährt einer raus. Nun mach doch schon, sonst ist der Platz weg.«
    »Soll ich
vielleicht die Frau mit dem Kinderwagen über den Haufen fahren?«, brummte
Bergheim genervt. »Wir hätten in den Deister fahren sollen. Da ist es leerer.«
    Der Deister, ein
Höhenzug etwa dreißig Kilometer südwestlich von Hannover, war ein beliebtes
Ausflugs- und Wandergebiet der Hannoveraner.
    »Ein andermal«,
sagte Charlotte, als Bergheim einparkte. Sie öffnete die Tür einen Spalt und
quetschte sich aus dem Wagen. Dann schlenderten sie Richtung Georgengarten.
    Viele Menschen in
heller Sommerbekleidung spazierten über die Wege, am Teich entlang. Junge
Familien mit Kleinkindern, die sich übermütig zu nah an das von üppig
verschleierten Trauerweiden gesäumte Ufer des Teichs wagten, und besorgte
Mütter, die ihre Lieblinge nicht aus den Augen ließen. Charlotte hatte immer
gefunden, dass Väter viel unkomplizierter mit Kindern umgingen als Mütter, was
die Mütter allerdings regelmäßig auf die Palme brachte.
    Söhne und Töchter
begleiteten die Eltern auf ihrem Sonntagsspaziergang. Arme wurden gereicht und
Rollstühle geschoben. Junge Leute machten ein Picknick oder warfen sich auf den
großzügigen, noch feuchten Rasenflächen Frisbeescheiben zu, denen über- mütige
Hunde bellend hinterherjagten. Hier und da zog der Duft von glühender Holzkohle
durch den Park.
    Unversehens hatte
sie ihr Weg zum Leibniztempel geführt, der unschuldig auf seinem Hügel thronte.
Nichts zeugte mehr von der grauenvollen Tat, die sich hier vor etwas mehr als
zwei Wochen abgespielt hatte. Die Trauerweide, unter der die Tote gesessen
hatte, stand friedlich und unbeeindruckt an ihrem Platz. Viele Neugierige
tummelten sich um den Tempel und zückten ihre Kameras.
    Charlotte
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