Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman
Autoren: Blair S. Walker
Vom Netzwerk:
Polizeichef auch ganz bestimmt nicht zusammenstauchen?«, frage ich und setze meine bedrohlichste Miene auf. »Ich bringe seinen armseligen Arsch aufs Titelblatt – ein Wort von Ihnen genügt.«
    Jetzt, ehrlich amüsiert, lacht Stevens laut auf. »Alles unter Kontrolle, Darryl. Bloß ein hyperaktiver Lieutenant.«
    »Hmpf. Ich tausche ihn jederzeit gerne gegen einen hyperaktiven Redakteur.«
    Die Leute glauben, dass eine flotte Schreibe und ein Riecher für Nachrichten einen guten Reporter ausmachen. Das stimmt auch, aber im Gefühl zu haben, wann man auf Konfrontation gehen und wann man den Leuten Honig ums Maul schmieren muss, ist genauso wichtig. Und meiner bescheidenen Einschätzung nach hab ich das drauf.
    »Was zum Teufel glotzen Sie so?«, knurrt Stevens, im Handumdrehen wieder auf Miesepeter-Modus, jemanden hinter mir an. Ich drehe mich zu einer zierlichen Weißen Anfang zwanzig um, die sich das Hirn nach meinem Namen zu zermartern scheint. Sie trägt eine aufreizend enge schwarze Satinhose, dazu eine blaue Rüschenbluse und hält ein Paar schwarze High Heels in den Händen. Die Frau schwankt so heftig, dass sie der Länge nach hinfiele, wenn auch nur eine Maus einen fahren ließe.
    Sie wankt ein paar Schritte auf mich zu und winkt mich mit dem Zeigefinger zu sich. Dann sieht sie mir tief in die Augen und macht eine übertrieben einladende Geste. Ich würde am liebsten tot umfallen.
    Stevens’ Kollegen, bis zu diesem Zeitpunkt sich nur langsam bewegende Zombies, erwachen prompt zum Leben, und ein Konzert aus Pfiffen, spöttischen Zurufen und höhnischen Bemerkungen bricht los. »Der Hurenbock vom
Herald
«, krakeelt irgendein Witzbold.
    Stirnrunzelnd drehe ich mich wieder zu Stevens.
    »Schieb deinen knöchrigen Arsch hier raus, Mamsell, sonst buchte ich dich wieder ein«, dröhnt er. »Du bist unter Auflagen entlassen, also verzieh dich!«
    Davon unbeeindruckt wirft mir die Frau noch einen letzten Blick zu und schnippt ihr mittellanges, straßenköterblondes Haar nach hinten. Mit einer Langsamkeit, die auf Trunkenheit oder Trotz zurückzuführen ist – vielleicht auch auf beides –, spaziert sie in aller Seelenruhe x-beinig in die Empfangshalle. Nachdem sie eine Hälfte der Doppeltür derart heftig aufgerissen hat, dassalle in der Halle wie angewurzelt stehen bleiben, schwankt sie ins Freie. Einen möglichst dramatischen Abgang hat sie drauf, so viel ist sicher.
    Ich drehe mich wieder zu Stevens, der anzüglich grinst.
    »Sie haben sich wohl am »Block« rumgetrieben … hm, Darryl?«
    »Seien Sie nicht so streng mit mir, Sarge. Ich hab die Frau noch nie im Leben gesehen – ich hab keinen Schimmer, was das sollte.«
    »Heh, heh, heh. Hm, hm. Vögeln Sie neuerdings asoziale weiße Nutten?«
    Die letzte Bemerkung hat einen fiesen, provokanten Unterton, der mir nicht behagt. Selbst wenn diese absurde Vorstellung wahr wäre, ginge es ihn einen Scheißdreck an. Außerdem stelle
ich
hier die Fragen.
    »Ihnen kann man nichts vormachen, was, Sarge?«, pariere ich, um mir meine Verärgerung nicht anmerken zu lassen. »Wo bleibt denn nun die pulitzerpreis-verdächtige Story?«
    Wie aufs Stichwort kommt ein Trauerkloß von Streifenpolizist an Stevens’ Schreibtisch geschlurft und legt ihm so vorsichtig eine hellbraune Aktenmappe vor, als sei sie aus hauchdünnem Porzellan. Dann schlurft er wieder davon, den Blick fest auf eine schwarz-weiße Wanduhr gerichtet.
    Stevens überfliegt einen zweiseitigen Bericht aus der Mappe, bevor er ihn mir schwungvoll reicht.
    So toll ist das nun auch wieder nicht, jedenfalls nicht vom Nachrichtenstandpunkt aus. Phil Curry, der Inhaber von Curry BMW, wurde anlässlich eines Streits mit seiner Ehefrau wegen Körperverletzung angeklagt. Eindeutig kein Pulitzer-Material. Aber da wir uns in der Ära nach O. J. Simpson befinden, ist die Redaktion des
Herald
ganz heiß auf prügelnde Ehemänner. Immerhin ist das eine Stufe besser als die Raubüberfälle, Tötungsdelikte und Verkehrsunfälle, die ich im Polizeipräsidium sonst so ans Tageslicht befördere.
    »Danke für den Tipp, Sarge.«
    In meiner improvisierten Krickelkrakel-Kurzschrift notiere ich mir die Informationen fix auf meinem Notizblock.
    Als ich die restlichen Polizeiberichte querlese, sehe ich, dass der Hauptgeschäftsführer eines schwarzen Radiosenders hochgenommen wurde, während er sich mit einer Prostituierten vergnügte. Ich notiere mir auch diese Info, lege die Berichte zurück auf Stevens’ Schreibtisch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher