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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman
Autoren: Blair S. Walker
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Scotch stand, schnarchte davon unbeeindruckt leise und rhythmisch weiter.
    Eine pastellfarbene Morgendämmerung schimmerte schwach durch sein Schlafzimmerfenster in Baltimore, als Dillard sich vordem Bett auf allen vieren niederließ. Splitterfasernackt, wie er war, konnte er, trotz größter Anstrengungen im Halbdunkel zu sehen, nur mit Mühe die Umrisse einer Zigarettenschachtel erkennen.
    Das war jetzt schon die dritte Nacht in einer Woche, dass dieser Traum in Dillards Kopf herumgeisterte. Die Details blieben immer gleich, von der Detonationswelle überhitzter Gase, die die Fassade des nationalen Hauptquartiers des NAACP ablöste, bis hin zu Dillards unbeteiligtem Gaffen.
    Seiner gelassenen Reaktion nach zu urteilen, sollte er der Aufgabe gewachsen sein. Tag X rückte unaufhaltsam näher, wenn auch für Dillards Geschmack nicht schnell genug.
    Ihm kam nie in den Sinn, dass der Traum grundsätzlich ohne Ton ablief, ohne den verheerenden Donnerschlag der Bombe oder das unwirkliche Stöhnen der Sterbenden und Verletzten.
    Für ihn zählte nur, dass er sein Ziel im Visier hatte.
    Dillard steckte sich eine Camel zwischen die Lippen, zündete ein Streichholz an und saß, fasziniert von der flackernden Flamme, bewegungslos da. Gelblich-weiß an der Spitze, unten indigoblau tanzte sie ein munteres Menuett, das von den feinsten Veränderungen der Luftströmungen diktiert wurde. Es erstaunte Dillard, dass etwas so Kleines und scheinbar Harmloses eine solch unglaublich zerstörerische Kraft entfalten konnte.
    Danke, Herr, für dieses kleine Wunder.

KAPITEL ZWEI
    Sergeant Roland Stevens zermalmt eine Magensäuretablette zu nahezu mikroskopisch kleinen Teilchen und blickt mal wieder so mürrisch drein, als litte er unter Verstopfung. Heruntergezogene Mundwinkel, die eng stehenden Augen starre schwarze Laser zwischen Kämmen aus schwabbeligem, schwitzendem Fleisch.
    Alles Warnsignale, die mir nahelegen, ihn mit Samthandschuhen anzufassen, weil Stevens offenbar einen tief in Scheiße getunkten Tag hat. An Tagen, an denen er sich mal wieder wie ein grantiger, klimakterischer Mistkerl gebärdet, erschwert mir das meine Arbeit im Polizeipräsidium von Baltimore unnötig.
    Diese Arbeit besteht darin, mit dem diensthabenden Polizisten zu scherzen, auf der Suche nach Storys für den
Baltimore Herald
die Polizeiberichte durchzublättern und mich schnell wieder zu verdrücken.
    Mein Name ist Darryl Billups, und ich bin seit fünf Jahren der Polizeireporter des
Herald
. Die Stippvisiten im Polizeipräsidium sind zwar nervig, aber notwendig.
    »Was sagen Sie zu den Os gestern Abend? Haben Sie das Spiel vor der Mattscheibe verfolgt?«
    Stevens stößt ein schweinisches Grunzen aus und schiebt mir rüde einen Stapel Berichte zu. Anscheinend hat sich die Lawine ausExkrementen schon vor meiner Ankunft bergab gewälzt und eine von Baltimores besten Polizeikräften vollends unter sich begraben.
    Da ich auf Smalltalk sowieso nicht sonderlich scharf bin, raffe ich die Berichte von Stevens’ mit Papieren übersätem Schreibtisch an mich. Ein nur zur Hälfte aufgefuttertes Käse-Steak-Sandwich in fettigem Imbisspapier dient als Briefbeschwerer, während ein Bild von Stevens’ potthässlicher, halsloser Ehefrau über das Telefon wacht wie ein furchterregender Rottweiler. Und überall darüber verstreut liegen weiße Krümel von Magensäureblockern. Der Tag muss wahrhaft eine Katastrophe sein.
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund verspüre ich einen Hauch Mitgefühl für Stevens, wohingegen er sich vermutlich in schillernden Farben ausmalt, wie ich in einer Zelle schmachte und mit Bubba Lambada tanze. Ich fasse den Entschluss, Stevens ein Lächeln abzuringen. Diensthabende Polizisten können einem den Weg zu kleinen Juwelen weisen.
    »Harter Tag, was? Soll ich nach oben gehen und den Polizeichef zurechtstutzen?«
    Seufzend richtet sich Stevens in seinem Stuhl ein wenig auf; die Laus, die ihm über die Leber gelaufen ist, verkriecht sich langsam. Sein Gesicht wird weicher, und er schenkt mir ein mattes Lächeln, in dem mehr Resignation als Heiterkeit liegt. Ich wette, das ist heute das erste Mal, dass jemand Interesse für ihn aufbringt.
    »Nur der übliche Mist«, brummelt Stevens. »Nur der übliche Mist. Wenn Sie noch einen Moment warten, in fünfzehn Minuten wird ein Bericht fertig, der Sie interessieren könnte.«
    Volltreffer.
    Mama hat immer gesagt, dass es sich auszahlt, wenn man nett zu seinen Mitmenschen ist.
    »Und ich soll den
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