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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman
Autoren: Blair S. Walker
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wutentbrannter Elefantenbulle, sprintete Dillard zurück zum Streifenwagen und knallte die Beifahrertür zu. Dann rannte er zur Fahrerseite und sprang hinter das Steuer des Wagens, dessen Motor noch lief. Er feuerte die Beretta auf den Sitz, stieß fieberhaft mit dem Finger auf den Knopf, der das Blaulicht in Gang setzte, schaltete das Getriebe von Parken auf Fahren und fuhr in Richtung Schnellstraße nach Baltimore. Der große Motor gab ein heiseres Röhren von sich, als er heftig aufs Gaspedal trat.
    Schnell teilte er den Verkehr wie Moses das Rote Meer, vor allem, als er erst einmal herausgefunden hatte, wie man den Heulton des Mammutwagens anschaltete. Dillard behielt ein konstantes Tempo von neunzig bei und bemühte sich, seinen in Aufruhr versetzten Geist zu beruhigen und seinen nächsten Schritt zu planen.
    Als der Streifenwagen um eine Kurve brauste, stand auf der linken Straßenseite, zum Teil von einer Böschung verdeckt, ein Zivilfahrzeug der Polizei, aus dessen rechtem Fenster eine Radaranlage hing.
    Dillard guckte beklommen in den Rückspiegel, um zu sehen, ob der Wagen ihn verfolgte. Doch er blieb in seinem Hinterhalt stehenund wurde rasch immer kleiner. Erst in dem Moment zog Dillard langsam in Erwägung, dass heute vielleicht wirklich sein Tag war, und er doch nicht im Knast landen oder ums Leben kommen würde.
    Warum hatte er auch nur eine Sekunde daran gezweifelt, dass der Traum etwas anderes als vorherbestimmt war?
    Dillard brauchte etwa zehn Minuten, um von der Abzweigung nach Beltsville zur Ausfahrt zum Internationalen Flughafen Baltimore–Washington zu gelangen. Er verließ die Schnellstraße, schaltete die Sirene des Streifenwagens aus und verlangsamte auf fünfundsechzig Meilen pro Stunde.
    Bevor er zum Flughafen kam, fuhr Dillard an der Abfahrt zum BWI-Bahnhof ab. Dort hielten sowohl die Züge des Nahverkehrs als auch Amtrak-Fernzüge, was es ihm ermöglichte, eine Strategie zu entwickeln: Er würde den Wagen stehen lassen, einen Flughafenbus zum Bahnhof und dann die nächste Verbindung zur Pennsylvania Station in Baltimore nehmen.
    Der Plan ging perfekt auf. Dillard fuhr auf einen Pendlerparkplatz etwa achthundert Meter vom Bahnhof entfernt, parkte den Streifenwagen der U.S. Park Police in einer entlegenen Ecke des überfüllten Parkplatzes und ließ den Benzinkanister im Fahrzeug. Dann verließ er den Parkplatz und lief zu einem Haltestellenhäuschen aus Metall und Plexiglas. Es war für die Fahrgäste gedacht, die auf den Shuttle-Bus warteten, der zwischen dem Flughafen, dem Parkplatz und dem Bahnhof permanent seine Runde drehte.
    Nachdem er einen schwarzen Kamm hervorgeholt hatte, zog Dillard ihn lässig durch sein rötliches, kurz geschnittenes Haar. Wie es seine Gewohnheit war, kämmte er auch die leiseste Andeutung eines Haarwirbels glatt. Die Sonne schien, und ein leichter östlicher Wind regte sich, der die Schweißflecken auf Dillards Anzug trocknete und ihn in einen unauffälligen Pendler unter vielen verwandelte.
    In der Ferne erschien ein knarrender rotbrauner Pendelbus, der Wolken aus schwarzem Dieselqualm hinter sich herzog. Der Fahrer sagte nichts, als Dillard zustieg und sich auf einem Platz nahe am Hintereingang niederließ, um schneller aussteigen zu können, falls es nötig sein sollte. Es konnte nicht länger als eine Minute gedauerthaben, bis er am Bahnhof ankam, einem kleinen unscheinbaren Betongebäude neben der Gleisanlage.
    Dillard stieg durch die Hecktür aus und atmete tief die Sommerluft ein. Sie roch nach Freiheit. Als Dillard im Bahnhofsgebäude war, machte sich ein anderer, beunruhigenderer Geruch bemerkbar – ein leichtes Benzinaroma, das von seinen Schuhen ausging und ihm überallhin folgte.
    Das lässt sich problemlos erklären, dachte Dillard, während er am Ticketschalter anstand. Als er an der Reihe war, zahlte er 4,50 Dollar für eine einfache Fahrt nach Baltimore mit dem Nahverkehrszug um 9.05 Uhr.
    Doch bevor er den Zug bestieg, musste Dillard noch etwas Dringenderes erledigen. Er blieb an einem der drei Münztelefone stehen und fischte in seinen Taschen nach einem Vierteldollar. Er fand zwei 10-Cent-Stücke und ein 25-Cent-Stück, warf sie in den Münzschlitz und wählte eilig.
    »Chesapeake-Brauerei, guten Morgen«, antwortete eine angenehme Frauenstimme.
    »Kann ich bitte Rick Allen sprechen?«
    »Moment bitte.« Es folgte eine Pause von etwa fünfzehn Sekunden. »Tut mir leid, Mr. Allen steht nicht auf meiner Telefonliste.«
    »Er ist neu und
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