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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition)
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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beweisen,
    bestehen wir in Tat und auf Reisen.
Flucht aus den Fängen böser Macht,
in die Olav Zürban uns gebracht!«
    Mit seinem Umhang Frau und Kind verhüllend, erhob sich Laszlo Dvorach in die Luft! Augenblicke später waren die drei im dichten Nebel verschwunden. Wütend machte Olav Zürban das Zeichen des Bösen. Er hielt den Fetzen von Laszlo Dvorachs Umhang in der Hand, zeigte auf die fliehenden Dvorachs und brüllte in die Novembernacht:
    »Alles ich verändern kann,
    die Familie Dvorach in meinem Bann.
    Schwinden soll eure magische Kraft,
    seht zu, wie ihr es ohne sie schafft.
    Bis der Junge mir gehört,
    ist die Heimkehr euch verwehrt.
    Wenn ich das Kind nicht haben kann,
    hex ich ihm die Sehnsucht an.
    An die Suche werd ich Yasha ewig binden,
    seine Eltern soll er niemals finden!«
    Clara Dvorach hörte ihn aus der Ferne und weinte – das war ein schwarzmagischer Trennungsfluch. Sie mussten ihren kleinen Sohn in Sicherheit bringen, bevor der Bann seine volle Wirkung entfalten konnte. Der Talisman pulsierte vor Anstrengung, denn die magischen Kräfte des Weißmagiers ließen bereits nach. Nun musste der steinerne Schmetterling allein die bösen Kräfte des Fluchs abwehren, die versuchten, den kleinen Yasha von seinen Eltern wegzuzerren. Aber das ließ der Talisman natürlich nicht zu. Währenddessen überlegte Laszlo Dvorach fieberhaft, bei wem er Yasha in Sicherheit bringen könnte. Es musste jemand sein, der nichts, aber auch gar nichts mit den magischen Kreisen zu tun hatte. In Gedanken ging er seine Freunde durch. Die einzigen, die in Frage kamen, waren das Ehepaar Gössler, Schulfreunde von Clara. »Ich wünsche, ich wünsche, ich wünsche zu den Gösslers nach Deutschland zu gelangen. Sie werden für unser Kind sorgen, bis Yasha alt genug ist, um uns zu suchen und den Bann Olav Zürbans zu brechen!«, flüsterte Laszlo Dvorach dem Talisman leise zu.
    So kam es, dass
    Yasha bei
    seinen Zieheltern, den Gösslers, in einem kleinen idyllischen Dorf im Schwarzwald wie ein ganz normaler Junge aufwuchs. Er ging zur Schule, tobte mit seinen Freunden herum, kurz, seine kleine Welt war für ihn ein riesiger Abenteuerspielplatz. Zauberei und Magie waren Dinge, die er nur aus den-Geschichten kannte, die sich Vater Gössler für ihn ausdachte. Frau Gössler stand im Badezimmer und sah in den Garten hinunter. Was machte Yasha da unten bloß? Energisch öffnete sie das Fenster: »Yasha, dein Badewasser ist eingelassen, komm schnell rein, sonst wird es kalt!« Herr Gössler kicherte leise. Im Moment war die liebste Beschäftigung seines Ziehsohns die Aufzucht von Kaulquappen im Gartenteich. Der Junge hatte den Froschlaich im Graben am Spielplatz entdeckt und mit nach Hause gebracht. »Vater Gössler! Was sind das für glibbrige Kugeln?«, hatte er neugierig gefragt. »Das ist Froschlaich, Yasha. Daraus werden einmal Frösche. Am besten, du legst die Eier in den Teich!« Nach kurzer Zeit wimmelte es in dem kleinen Gartenteich der Gösslers nur so von kleinen Kaulquappen. Ständig trieb sich Yasha am Teich herum. Mit einem Glas fischte er sich seine Zöglinge aus dem Wasser, um sie ganz genau betrachten zu können. Jeder Besucher, ob er nun wollte oder nicht, bekam die Tierchen gezeigt. Wer sich traute, durfte die Kaulquappen sogar kurz in die Hand nehmen.
    Heute war Badetag
    und Yasha wollte
    dieses Vergnügen mit einer seiner Kaulquappen teilen. Darum hüpfte er, halb ausgezogen, noch schnell in den Garten, um einen seiner Lieblinge zu holen. Schon zum dritten Mal hatte Mutter Gössler ihn gerufen und mit kaltem Badewasser gedroht. Aber was half es – Mutter Gössler hatte eben keine Ahnung, wie schwierig es war, im Halbdunkeln eine der Kaulquappen zu erwischen.
    »Brrr, igitt, ist das kalt!«, schimpfte Yasha leise, während er die kleine Kaulquappe vorsichtig in die Badewanne gleiten ließ und schnell hinterher kletterte. Es war ein Spaß, wie die Kaulquappe um ihn herum schwamm. Sie fand das Baden wohl genauso lustig wie er. Aber auch das schönste Vergnügen hat einmal ein Ende. Zum Glück war es Vater Gössler, der Yasha aus der Badewanne holte, denn Mutter Gössler hätte die Kaulquappe im Badezimmer sicher nicht gerne gesehen und vielleicht sogar geschimpft. Doch auf Vater Gössler war Verlass! Er brachte Yasha ins Bett und erzählte ihm eine Gutenachtgeschichte. Die kleine Kaulquappe in ihrem Wasserglas stand auf dem Nachttisch und durfte zuhören. Danach schmuggelte Vater Gössler sie zurück in den
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