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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition)
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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nach Yashas Hand. »Graf Gregorio kann dir vielleicht helfen, deine Eltern zu finden. Er ist mit vielen Zauberern und Weißmagiern befreundet. Heute gibt er im Pilisgebirge ein Konzert! Seine Musik ist Zauberei, dabei ist seine Geige nur sooo groß!« – Panna hob ihre kleine Hand und fuchtelte damit in der Luft herum, um die winzigen Ausmaße der Geige zu verdeutlichen. Die beiden Kinder liefen durch die Felder zum Dorf am Pilisgebirge. Es war ein langer, anstrengender Weg und Yasha war völlig erschöpft! Als sie das Dorf erreichten, verabschiedete sich Panna von ihm. Yasha bestaunte die bunt bemalten Wohnwagen der Zigeuner. Jeder Wagen sah anders aus. Einige waren mit Schnitzereien verziert, andere über und über mit Ornamenten bemalt. Über eine kleine Treppe gelangte man ins Wageninnere. Natürlich hatten alle Wagen Räder, denn die Zigeuner sind ein fahrendes Volk.
    Jetzt, um die Mittagszeit, war es sehr ruhig im Dorf. Die Fensterläden und Türen der meisten Wagen waren geschlossen. Aus einigen Schornsteinen ringelten sich feine Rauchfahnen. Am Rande des Dorfes sah Yasha einige Frauen, die an einem Tisch im Schatten eines Wagens saßen und Gemüse putzten. Auf der Treppe des Wohnwagens saß ein alter Mann und zog genussvoll an seiner Pfeife. Auf der Wiese vor den Wohnwagen grasten die schönsten Pferde, die Yasha je gesehen hatte. Sie waren so hübsch geschmückt wie die Pferde, die er einmal im Zirkus gesehen hatte. Da stieg Yasha ein köstlicher Geruch in die Nase. Überrascht merkte er, dass er sehr hungrig war. Der appetitliche Duft kam aus dem Wohnwagen, vor dem er stand. Schüchtern stieg Yasha die schmale Holztreppe hinauf, um an die bunte Tür zu klopfen.
    Plötzlich wurde er
    fest am Ohr
    gepackt. Neben der Treppe war, wie aus dem Nichts, eine kleine, rundliche Frau aufgetaucht. Sie kochte vor Wut und schrie laut: »Jetzt hab ich dich, du frecher Lausbub! Hier hast du nichts zu suchen, du kleiner Dieb!« Mit resolutem Griff zog die erboste Zigeunerin Yasha von der Treppe. Dabei klirrten ihre vielen silbernen Armreifen so gefährlich wie Klapperschlangen. Yasha wand sich wie ein Wurm. Er hatte ganz vergessen, dass er völlig zerlumpt aussah. »Bitte, bitte loslassen!«, flehte er. Dann fasste er seinen Talisman an und rief: »Hilfe!, Hilfe, Hilfe, so hilf mir doch bitte!« Und siehe da: Plötzlich stand Yasha in guten, sauberen Kleidern vor der Frau – wie aus dem Ei gepellt. Verdutzt ließ sie Yashas inzwischen knallrotes Ohr los und gaffte ihn an. Dabei schüttelte sie verwirrt ihren Kopf und wurde auf einmal sehr höflich: »Da kann er von Glück reden, der feine Junge, soeben war ein ganz gemeiner Dieb hier!« Yasha rieb sich das schmerzende Ohr. Dabei lächelte er erleichtert und bat die Frau um etwas zu essen. So kam es, dass die rundliche Xenia ihn zu einem köstlichen Mahl in ihren Wohnwagen einlud. »Aber«, sagte sie, »wir müssen leise sein! Graf Gregorio und seine Zaubergeige ruhen sich gerade aus.« Yasha war entzückt. Graf Gregorio – hier in diesem Wohnwagen! Das war eine grandiose Nachricht. Er hatte wirklich viel Glück. Bald würde er etwas über den Aufenthaltsort seiner Eltern erfahren!
    Neugierig
    folgte Yasha Xenia
    in den Wohnwagen. Es roch nach Holz und ein bisschen nach frisch gewaschener Wäsche. Viel Platz gab es nicht. An der einen Wand befand sich eine Bank mit vielen bunten Kissen. Vor der Bank standen ein schmaler, rot lackierter Tisch und zwei himmelblaue Stühle. Auf der anderen Seite des Wohnwagens brannte ein lustiges Feuer in einem kleinen Herd. Yasha war erstaunt, wie blitzsauber es in dem kleinen Wohnwagen war. Xenia deutete auf die Bank und bat Yasha, sich zu setzen, dabei knarrte die Bank leise. Wäre der Junge mitten im Wohnwagen stehen geblieben, hätte Xenia keinen Platz gehabt, um am Herd zu arbeiten. Sie griff nach der Pfanne, die an der Wand hing, und es dauerte nicht lange, bis sich neben ihr ein großer Berg Pfannkuchen stapelte.
    Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade war Yashas Lieblingsgericht. Aber vor lauter Aufregung konnte er fast keinen Bissen herunterbringen. Nachdem der Junge schließlich seinen Nachtisch, ein großes Eis, vertilgt hatte, hätte er am liebsten ein klein wenig Krach gemacht, um Graf Gregorio aufzuwecken. Doch das verkniff sich Yasha lieber. Er war ja Gast bei Xenia und da war es wichtig, sich gut zu benehmen.
    Als es vor dem
    Wohnwagen
    laut wurde, freute sich Yasha. Nun musste bald etwas passieren. Fast hätte er die kleine Vase
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