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Der Tag der zuckersueßen Rache

Der Tag der zuckersueßen Rache

Titel: Der Tag der zuckersueßen Rache
Autoren: Jaclyn Moriarty
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bitten, sie von mir zu grüßen. Allerdings muss ich Dir gleichzeitig mit allergrößtem Nachdruck folgende Ratschläge ans Herz legen: Du solltest
(a) etwas Ordentliches essen
(b) Dich nett mit Cassie unterhalten und
(c) laut singen, wenn Lydia spricht, und Dir die Ohren zuhalten
    Vielleicht erinnerst Du Dich daran, dass Du einen jüngeren Bruder hast. Wie üblich wird er das Wochenende bei Deiner Tante June verbringen; Du brauchst also keine Panik zu bekommen, falls Du ihn nicht in seinem Zimmer vorfindest. Falls Du ihn allerdings doch in seinem Zimmer vorfindest, solltest Du bitte Panik bekommen und unverzüglich Tante June anrufen.
    Damit komme ich zum Ende meines Briefs. Deine Mutter ist soeben die halbe Treppe hinuntergestürzt, weil sie einen einzelnen hochhackigen Schuh trug. Was beweist, wie gefährlich es ist, etwas nur halb zu tun. Sie hat sich jedoch nicht verletzt und plappert fröhlich vor sich hin, als hätte sich soeben etwas sehr Lustiges zugetragen. Hiermit möchte ich darauf hinweisen, dass Deine Mutter eine liebenswerte, fröhliche Frau ist, meistens jedenfalls.
    Deine Mutter hat aufgehört zu lachen, um mich zu bitten, Dich daran zu erinnern, auf keinen Fall den Feueralarm auszulösen. Wenn Du Fragen oder Anmerkungen hast, zögere bitte nicht, uns auf der Jahrestagung der Steueranwälte zu kontaktieren. In der Zwischenzeit wünsche ich Dir alles Gute, freue mich darauf, Dich Sonntagabend wiederzusehen, und verbleibe
    Dein Dich liebender Vater Unterzeichnet und versiegelt von
Benjamin A. Thompson
In der Anlage »A« befinden sich unsere Kontaktinformationen während der Tagung.
In der Anlage »B« befindet sich Tante Junes Telefonnummer.
In der Anlage »C« befindet sich ein Foto von Deiner Mutter und mir, das ich soeben in dieser so wunderbar obstreichen Obstschale entdeckt habe. Das Foto soll Dich daran erinnern, wie Deine Eltern aussehen. Ist Deine Mutter nicht hinreißend? Sie ist diejenige mit dem Hut.

Cassie

    Sonntag, spätabends, Vollmond.
    Tja, hallo liebes Tagebuch,
    ich heiße Cassie und es ist Sonntagabend. Eigentlich ist nicht viel passiert – ich habe das Wochenende bei Emily verbracht, weil ihre Eltern weg waren (so wie immer). Lydia war etwas melancholisch drauf, weshalb wir nichts Illegales unternommen haben. Wir erfanden nur ein paar Rezepte, indem wir die sonderbarsten Zutaten, die in der Küche zu finden waren, mit ein paar alten Weinen mischten. Außerdem hat Lydia siebzehn Mal den Feueralarm ausgelöst. Sie wollte untersuchen, wie so ein Rauchmelder funktioniert. Lydia hatte letzte Woche Geburtstag und hat von ihrem Vater ein Buch bekommen, in dem steht, wie sie eine berühmte Schriftstellerin werden kann. Ihre trübsinnige Stimmung kam zum Teil daher, weil sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie das Buch weiter benutzen soll oder nicht, da sie zwar ihren Vater hasst und das Buch doof findet, aber wirklich gerne Schriftstellerin werden will. Na ja, ich bin also eben erst wieder von Emily nach Hause gekom men und mir ist dieses Tagebuch eingefallen. Und zwar deshalb, weil ich es vor ein paar Jahren von meinem Dad geschenkt be kommen habe. Ich kann mich genau erinnern, dass es in grünes Seidenpapier gewickelt war, als er es mir gab, mit einem gekräuselten Band darum. Ich habe meinen Dad noch ausgelacht, weil ich wusste, dass er es von einer Verkäuferin hatte einpacken lassen, und weil ich erst zwölf Jahre alt war und ziemlich dämlich. Ich kann mich daran erinnern, wie ich den Ledereinband sah und begriff, dass es ein Tagebuch war. Ich zog die Augenbrauen hoch, tat so, als würde ich das Tagebuch in die Ecke pfeffern, und sagte: »Hältst du mich wirklich für ein Mädchen, das Tagebuch schreibt?« Mum und Dad lachten und Dad zuckte mit den Achseln, als wolle er sagen: »Na ja, nächstes Mal fällt mir bestimmt etwas Besseres ein.« Ich verstaute das Tagebuch in meinem Nachttisch und da lag es seitdem. He, Du kennst ja diese ganzen Leute gar nicht, Tagebuch. Lydia und Emily und die ganzen Mütter und Väter und überhaupt? Du kennst ja nicht mal mich. Ich bin jedenfalls kein Mädchen, das Tagebuch schreibt. Das zumindest solltest Du über mich wissen.

Ashbury High
    Schwarzes Brett
der Zehntklässler

Gedanke des Tages:

Um die Landkarte deines Geistes zu erkunden, musst du den Kompass in deinen Schulbüchern suchen.
     
FRÜHJAHRSKONZERT!
    Mitten im Winterhalbjahr scheint der Frühling noch in weiter Ferne zu liegen. Aber das täuscht! Der Frühling folgt direkt auf
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