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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi
Autoren: Jon Land
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schoß an der ersten Straße vorbei und warf den Rückwärtsgang ein, daß es nur so kreischte. Ein besorgter Blick in den Rückspiegel ließ keine Anzeichen von Verfolgern ausmachen. Er nahm die Abbiegung und schaltete die Scheinwerfer an.
    »Komm schon! Komm schon!«
    David versuchte, dem Jeep noch mehr Geschwindigkeit abzuringen. Er schloß die rechte Hand fester um das Lenkrad, doch ein bohrender Schmerz durchzuckte sie. Er löste die Hand und spürte, wie noch mehr Blut durch den behelfsmäßigen Verband drang. Der Jeep sprang über eine Unebenheit, und die Videokamera rutschte vom Beifahrersitz. David streckte die verletzte Hand aus, um sie festzuhalten. Blut tropfte auf das Stahlgehäuse des Camcorders, doch das Band war sicher in ihm eingeschlossen und blieb unberührt.
    Seine Augen zog es immer wieder unruhig zum Rückspiegel. Noch immer strahlten keine verfolgenden Scheinwerfer zu ihm zurück.
    Seine Eingeweide revoltierten, als eine weitere Unebenheit den Stoßdämpfern des Jeeps mehr zu tun gab, als sie aushielten. David sah erneut in den Rückspiegel, als ihn eine Welle von Übelkeit überkam. Er konnte den Wrangler gerade noch anhalten, dann mußte er sich übergeben.
    »Mein Gott«, murmelte er, nachdem er sich erleichtert hatte und kaum mehr Luft bekam. »Mein Gott!«
    David fuhr weiter.
    Sein Plan hatte darin bestanden, der Sonne entgegen zu fahren, auf das Licht zu und den ersten Hinweis auf Sicherheit. Eine Polizeistation oder eine Kaserne der Highway-Patrouille – egal was. Aber jetzt war ihm klar, daß er nicht so weit kommen würde. Die Schmerzen in seiner blutenden Hand machten ihn benommen. Er biß unentwegt in seine Unterlippe, um sich bei Bewußtsein zu halten.
    Plötzlich geriet ein Schild am Straßenrand in den Bereich seiner Scheinwerfer. David verlangsamte den Jeep und sah genauer hin. Das Schild klappte im Wind hin und her, so daß es kaum zu erkennen war. David schaltete die Dachscheinwerfer zu, um die Worte lesen zu können: GRAND MESA.
    Die Jahre hatten genug vom Holz des Schildes verschont, so daß die Schrift noch lesbar war, zusammen mit einem Pfeil, der nach rechts wies.
    Eine Stadt! Es mußte eine Stadt sein!
    David bog bei der nächsten Gelegenheit rechts ab und trieb den Jeep weiter voran.
    Am Stadtrand flackerte das ZIMMER-FREI-Schild eines Motels, dessen Glühbirnen nur noch zur Hälfte intakt waren. Ungefähr ein Dutzend Wohneinheiten waren L-förmig angelegt, und nur drei Autos standen auf dem Parkplatz.
    David war noch geistesgegenwärtig genug, um an dem Motel vorbeizufahren und den Wrangler drei Blocks weiter auf dem Parkplatz hinter einer Tankstelle mit Werkstatt abzustellen. Während er zu dem blinkenden Schild zurückging, hielt er seine verletzte Hand gegen die Tasche gedrückt, in die er die Kamera gesteckt hatte, um sich zu vergewissern, daß sie noch vorhanden war.
    Er wollte sich im Hotel anmelden und seine Schwester anrufen. In Washington war es fünf Uhr morgens. In einer Stunde würde sie aufstehen, um einen weiteren langen Tag als Bürovorsteherin der Senatorin Jordan aus Florida zu beginnen. David hatte sie deswegen oft verspottet und der Speichelleckerei bezichtigt. Jetzt war ihre Position vielleicht das einzige, was sein Leben zu retten vermochte.
    Die Tür zur Rezeption des Motels war verschlossen, und David drückte ein halbes Dutzend Mal die Klingel, bevor eine Lampe aufleuchtete. Seine Augen suchten unentwegt die Straße ab, ob Verfolger aus dem Stützpunkt auftauchten.
    »Morgen«, begrüßte in ein Mann in einem roten Bademantel schläfrig.
    »Ich brauche ein Zimmer«, sagte David so ruhig, wie er es vermochte, und hielt seine gefühllose, bluttropfende Hand verborgen.
    »Das habe ich mir schon gedacht. Kommen Sie rein.«
    Während er in das Büro taumelte, gelang es David, zwei Zwanzig-Dollar-Scheine in die unverletzte Hand zu nehmen und sie dem Portier mit der Bemerkung zu geben, den Rest solle er behalten. Er wollte die verletzte Hand in dem Zimmer reinigen und verbinden, so gut er es konnte. Vielleicht würde er sogar den Portier rufen und einen weiteren Zwanziger gegen etwas Alkohol und Verbandzeug tauschen. Aber zuerst mußte er ans Telefon. Zuerst mußte er seine Schwester Kristen erreichen, dann konnte er etwas gegen die Schmerzen unternehmen.
    David verschloß die Tür von Zimmer sieben hinter sich und legte die Kette vor. Der Raum war mit einem Bett, einem Tisch, einem Stuhl, einem Fernsehgerät und einer Spiegelkommode eingerichtet. Das
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