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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi
Autoren: Jon Land
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mußte. Der Mann in Schwarz verschwand im Frachtraum. Er konnte nun keine Aufnahmen davon machen, was immer auf die Lastwagen oder von ihnen herab befördert wurde. David hatte keine Möglichkeit, so nahe heranzukommen, daß er den Camcorder benutzen konnte.
    Während er die Szene beobachtete, kam ihm plötzlich eine Idee. Knapp hundert Meter entfernt war einer der zuletzt angekommenen Laster etwas abseits von den anderen auf der Landebahn zum Stehen gekommen, und seine Rückseite war ihm fast direkt zugewandt. Keine Wachen waren in der Nähe; alle, die er sehen konnte, hielten sich rund um das wartende Flugzeug auf.
    David traf seine Entscheidung zwischen zwei Herzschlägen. Die Nacht hielt während einer kurzen Strecke noch immer ihren schützenden Mantel über ihn, aber dann war er im Freien, die Luft tief in die Lungen gepreßt. Daß die Insassen des Lasters seine raschen Schritte auf dem Asphalt nicht gehört hatten, führte er auf den vor sich laufenden Motor zurück. David erreichte die Rückseite des Lasters und lehnte sich dagegen. Seine Schultern fanden keinen Widerstand, und er begriff, daß die Laderaumklappe bereits hochgezogen war und nur noch eine Plane herabhing. David griff danach und zog sie zur Seite, um ins Innere zu spähen.
    Der Anblick verwirrte ihn zunächst, bis er genauer hinsah. Er vergaß fast zu atmen. Sein Blut schien sich zu verdicken und langsamer zu fließen.
    »Mein Gott …«
    David war sich nicht sicher, ob er die Worte von sich gab oder nur dachte. Zitternd ging er in die Hocke und zog den Rucksack von seinen Schultern. Er holte den Camcorder heraus und setzte ihn ans Auge. Ein Schwenk von ein paar Sekunden, näher heran und dann nichts wie weg von hier. Seine Hand machte nicht mit, während er sich verzweifelt bemühte, die Kamera ruhig zu halten. Er schwenkte noch einmal über den Inhalt des Lasters und machte eine scharfe Nahaufnahme.
    »He!«
    Der Schrei ging ihm durch Mark und Bein. Er wirbelte herum und erspähte zwei Soldaten, die von der Landebahn her auf ihn zuliefen. Er drehte sich um und raste in Richtung auf die Vorderseite der Basis.
    »Stehen bleiben!«
    Als er ihrer Aufforderung nicht folgte, zerrissen Gewehrschüsse die Nacht. Er hörte hinter sich die Einschläge in rascher Folge, während er zwei Gebäude passierte, die sich in der Dunkelheit hinter ihm verloren.
    Was ging hier vor? Was, in Gottes Namen, wurde hier gespielt?
    Er mußt hier wieder rauskommen, mußte das Band herausbringen. Als der Zaun in Sicht kam, steckte er den Camcorder in seine Jacke.
    Er sprang an ihm hoch, ohne auch nur einen Augenblick langsamer zu werden. Diesmal konnte er sich nur eine Armlänge unterhalb des oberen Randes am Draht festkrallen. Doch hier war der Stacheldraht noch intakt, und seine rechte Hand explodierte vor Schmerz, als er sich nach oben und über den Rand zog. Als er sich auf der anderen Seite vom Zaun abstieß, spürte er, daß der Stacheldraht sich tiefer in sein Fleisch bohrte. Er kam hart auf dem Boden auf, fiel und kämpfte sich wieder auf die Füße. Die Luft brannte in seinem Hals. Er konnte nicht einmal richtig Atem holen, wagte es jedoch nicht, langsamer zu werden.
    Er überquerte die Straße und rannte den Berghang hinauf auf den Jeep Wrangler zu. Er erreichte ihn, während er schwer nach Luft rang. Ein kurzer Seitenblick auf seine rechte Hand zeigte ihm einen tiefen, blutigen Riß, der sich über den ganzen Handballen zog. David hielt sie gegen seine Brust, während er mit der linken Hand die Schlüssel aus der Tasche nestelte und die Tür aufriß. Er kämpfte gegen aufkommende Schwindelgefühle an, kletterte in die Fahrerkabine des Jeeps und verstaute die Kamera auf dem Beifahrersitz. Seine linke Hand führte den Schlüssel ein und drehte ihn.
    Der Jeep Wrangler machte einen Satz.
    David schaltete die Frontscheinwerfer nicht ein. Er raste auf der unmarkierten Straße hinab und drückte das Gaspedal des Jeeps gefährlich tief durch. Er balancierte das Lenkrad mit dem Ballen der verletzten rechten Hand, während er mit der linken einen schweißdurchnäßten Streifen aus seinem Hemd riß. Indem er seine Zähne zu Hilfe nahm, gelang es ihm, den Streifen in einen behelfsmäßigen Verband zu verwandeln und ihn so fest wie möglich um die rechte Handfläche zu wickeln. Er kannte ein paar Nebenstraßen, die ihm helfen mochten, möglichen Verfolgern zu entkommen, aber er mußte sie mit Höchstgeschwindigkeit nehmen und hatte dabei nur eine Hand zur Verfügung.
    Er
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