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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi
Autoren: Jon Land
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angeschlossen war. Ein weiteres Gerät identifizierte er als Röntgendetektor.
    McCracken wurde unruhig, weil ihm die ganze Sache viel zu einfach vorkam. Dodd hätte niemals solche Anstrengungen unternommen, wenn er nicht am Ende noch eine Überraschung parat halten würde. Irgend etwas mußte Blaine übersehen haben. Aber was?
    Vielleicht eine zweite Bombe, die hochgehen würde, nachdem sie diese gefunden hatten?
    Nein. Der Detektor hätte in diesem Fall zwei Anzeigen gemeldet.
    »Ich kenne mich mit diesem Baby gut aus«, erklärte Revens. Er hockte jetzt im Graben und sah sich den Sprengkopf zuversichtlich an. »Wir brauchen nicht mal die gesamte Ausrüstung, um es ruhigzustellen.«
    Revens drehte die hüfthohe Bombe auf die Seite und befestigte zwei Saugnäpfe am Verschlußmechanismus auf der Unterseite. Die Saugnäpfe waren an ein empfindliches Gerät angeschlossen, das wie ein Laptop-Computer aussah. Doch es handelte sich dabei um ein hochkompliziertes Entschärfungsgerät, mit dem Offiziere ihre Sprengköpfe im Notfall manuell deaktivieren konnten. Eine letzte Notsicherung in der Befehlskette.
    Während Blaine zusah, huschten Ziffern über den kleinen Bildschirm des Geräts. Dann blieben vier stehen und begannen zu blinken.
    »Die Hälfte der Arbeit ist schon erledigt«, sagte Revens zu McCracken und Colonel Gash.
    Die Uhr auf der nach oben gekippten Seite des Sprengkopfs sprang auf 3 Uhr 59.
    Auf dem Bildschirm gesellte sich eine fünfte Ziffer zu den anderen und blinkte ebenfalls. Die nächsten zwei folgten in Abständen von fünfzehn Sekunden. Als das Gerät auch die achte und letzte Ziffer identifiziert hatte, wurde der Bildschirm bis auf die acht Zahlen leer. Revens drückte die Befehlstaste auf der Tastatur.
    Die Uhr hatte 3 Uhr 20 erreicht.
    Die beiden Männer links und rechts von Revens brachten ihm den Röntgen-Detektor und das elektronische Stethoskop.
    »Jetzt suchen wir noch nach zusätzlichen Sicherungen, und dann öffne ich den Verschluß.«
    »Nein!« sagte Blaine und sprang in den Graben. »Dieser Sprengkopf hat doch sicher eine interne Uhr, oder?«
    »Ja, aber …«
    »Das heißt also, die an der Außenseite ist völlig irrelevant!« Er drehte sich zu Gash um. »Sie soll uns zum Narren halten. Auch wenn sie zwei Minuten und fünfundvierzig Sekunden anzeigt, haben wir vielleicht nicht mehr soviel Zeit.«
    »Was schlagen Sie vor, Captain?« fragte Gash.
    Blaine drehte sich zu Revens um. »Öffnen Sie jetzt das Schoß.«
    »Sir, wenn ich das mache und es noch eine weitere Sicherung gibt …«
    »Diese Mühe hätten sie sich nicht gemacht. Eine zweite Uhr würde völlig ausreichen.«
    Revens sah Gash an. Der Colonel nickte.
    Die Uhr zeigte 2 Uhr 30 an.
    Zögernd legte Revens seine Hand auf das Gehäuse, in dem der komplizierte Verschlußmechanismus untergebracht war, der die Explosion des Sprengkopfes steuerte. Nachdem er den korrekten Öffnungscode eingegeben hatte, drehte er es nach rechts. Als die Anzeige auf 2 Uhr 19 sprang, rastete es mit einem Klicken ein, und er drehte es wieder zurück nach links.
    Wieder ein Klicken.
    2 Uhr 13 …
    Revens hob die Linke, um mit beiden Händen nach dem geriffelten Rand des Verschlußmechanismus zu greifen. Wenn der Sprengkopf über eine zusätzliche Sicherung verfügte, würden sie es sehr schnell erfahren.
    2 Uhr 08 …
    Revens hielt den Atem an und zog den Mechanismus zu sich heran. Er hielt ihn wie ein Baby in den Armen, als die Digitalanzeige auf 2 Uhr sprang.

EPILOG
    »Dieses Land ist Ihnen zu höchstem Dank verpflichtet«, sagte der Präsident zum wiederholten Male. »Es steht tief in Ihrer Schuld.«
    Drei Tage waren seit dem Ende der Schlacht von Washington vergangen, und dies war das erste Mal seit dieser Zeit, daß Blaine unter vier Augen mit den Präsidenten sprach. Der Oberbefehlshaber hatte darauf bestanden, ins Weiße Haus zurückzukehren, nachdem er nur eine Nacht in Camp David verbracht hatte. Tyson Gashs Polizeibrigade war aus Washington abgezogen worden und hatte die Aufräumarbeiten den zweiundachtzigsten Luftlandetruppen überlassen, die vier Stunden nach dem Beginn der Schlacht eingetroffen waren.
    Wenn die Brigade so lange geblieben wäre, bis die Medien nach der Abschaltung von Prometheus wieder arbeiten konnten, hätte man sie als Helden gefeiert. Gash hätte die Bedingungen für seine Rückkehr in den Dienst diktieren können, nachdem man ihn verschmäht hatte. Doch die Männer der Polizeibrigade wurden vor Morgengrauen in den
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