Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte
Autoren: Emilia Miller
Vom Netzwerk:
schwer und schmerzte, meine Augen fühlten sich verklebt an, ich rieb sie kräftig und entfernte die Reste der letzten Nacht, während der ich so fest geschlafen hatte, dass ich mich erst kneifen musste, um mich zu vergewissern, dass ich tatsächlich wieder wach war. Eine Krankenschwester betrat mein Zimmer, öffnete das Fenster, um die frische Herbstluft hineinzulassen und stellte ein Tablett auf meinem kleinen Nachttisch ab.
    „Das ist Ihr Frühstück, Miss“, erklärte sie mir so laut und langsam, als wäre ich schwerhörig oder zurückgeblieben oder beides. „Soll ich Ihnen bei Ihrer Morgentoilette helfen?“, erkundigte sie sich routiniert.
    „Nein, vielen Dank“, erwiderte ich höflich, wobei ich diese scheinheilige Kuh am liebsten erwürgt hätte. „Wenn Sie mir verraten, wo sich das Badezimmer befindet, schaffe ich es allein.“
    „Es befindet sich zu Ihrer R echten, Miss“, bemühte sie sich um einen freundlichen, neutralen Ton, doch ich sah ihr ganz genau an, was sie von mir hielt. „Sie beziehen so etwas wie eine VIP Suite hier, Miss“, erlaubte sie sich einen kleinen Hauch Sarkasmus. „Wie auch immer, sollten Sie mich doch noch brauchen, dann läuten Sie einfach!“
    „Danke, Schwester, das werde ich tu n“, sagte ich und konnte es kaum erwarten, bis sie endlich verschwand. Ich eilte in das Badezimmer und wurde sofort bitter enttäuscht: Es verfügte zwar über ein Waschbecken, eine Duschkabine und eine Toilette, doch das, wonach ich so verzweifelt suchte, war definitiv nicht da. „Verdammt, wieso gibt es hier keinen Spiegel?“, rief ich wütend und hörte überrascht eine Antwort hinter der Badezimmertür.
    „Weil Sie noch nicht soweit sind.“ Die Stimme gehörte Doktor Ryan Boyle. Ich beglückwünschte mich dazu, dass wenigstens mein Kurzzeitgedächtnis einwandfrei funktionierte. Der talentierte junge Arzt, der das Meer liebte und ausgezeichnet schwimmen konnte und abgesehen davon auch noch unverschämt attraktiv war, wartete auf mich in meinem Zimmer. Ich vergewisserte mich hastig, dass e in frischer Bademantel am Türhaken hing, atmete erleichtert auf und ließ Wasser laufen, damit er nicht hörte, wie ich die Toilette benutzte. Als ich unter die Dusche stieg, stöhnte ich genussvoll auf und schloss die Augen, um die frische, wohlige Wärme zu genießen, bevor ich einen Blick auf meinen Körper riskierte. Was ich sehen und ertasten konnte, waren lange, wohlgeformte Beine mit sehr gepflegten Füßen und rot lackierten Zehennägeln, ein flacher Bauch, feste, volle Brüste mit kleinen, dunklen Brustwarzen, die unter den Wasserstrahlen hart wurden, straffe Oberschenkel… Glatte, zarte Haut, völlig frei von jeglicher Behaarung, es waren auch nirgendwo Haarstoppeln vorhanden. Seltsam… Da ich laut Doktor Boyle eine ganze Woche geschlafen haben soll, mussten die Härchen doch nachgewachsen sein? Die einzige plausible Erklärung, die mir dazu einfiel, war, dass ich meine Körperbehaarung womöglich mittels einer Laserbehandlung entfernen ließ. Als ich meine Haare einshampoonierte, stellte ich fest, dass sie mir bis zu den Schulterblättern reichten und dunkelbraun, fast schwarz waren. Sie fühlten sich voll und seidig an, anscheinend hatte ich sie stets gut gepflegt. Ich wusch den fremden Körper, der mir gehörte, und trocknete ihn ab, bevor ich mir den weißen, flauschigen Bademantel überwarf und mich hinaus traute.
    „Sie sehen schon viel gesünder aus!“, rief Doktor Boyle erfreut, und, obwohl er die Bewunderung in seinem Blick um jeden Preis vermeiden wollte, hatte ich sie registriert. Er sah verlegen zu Boden und erkundigte sich nach meinen Kopfschmerzen. Wer auch immer du bist, dachte ich, scheinst du nicht gerade hässlich zu sein.
    „Nur noch ganz leicht“, antwortete ich abwesend, denn meine Aufmerksamkeit galt bereits dem Tablett mit meinem Frühstück, einer Tasse Tee, der mittlerweile kalt wurde, und einem Becher Joghurt. Als ich beides gierig verschlungen hatte, schnupperte ich an dem Duft, der aus Ryans Tasse direkt in meine Nase stieg: „Ist es etwa Kaffee?“
    „Für Sie gibt es erstmal keinen!“, sagte er streng, und ich schmollte beleidigt.
    „Nett von Ihnen, dass Sie mich daran riechen lassen!“
    „Und somit haben wir Ihre offizielle erste Erinnerung!“, stellte er feierlich fest, „sie haben den Duft vom Kaffee erkannt!“
    „Ich bin überwältigt“, verdrehte ich genervt die Augen und baumelte mit meinen langen Beinen, während er seinen Blick eilig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher