Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady
Autoren: Kasey Michaels
Vom Netzwerk:
eher zu einem Winterabend, war aber trotzdem sehr willkommen. Mit ausreichend Brandy mochte es ihm vielleicht sogar gelingen, den Geschmack der Themse aus seinem Mund zu spülen.
    Wahnsinn! Diese vergangenen paar Tage waren blanker Wahnsinn gewesen und sie hatten sich das Schlimmste aufgespart für den Moment, als er in das dunkle Wasser sprang, Mirandas Haar zu greifen bekam und sie mit sich an die Oberfläche zog.
    Sie hatte sich gewehrt. Seine Stiefel, voller Wasser, wollten sie beide wieder in die Tiefe ziehen. Ihm war sofort eiskalt gewesen, er fühlte sich schwach. Die Kälte raubte ihm die Kraft, die Strömung riss ihn und Miranda mit sich fort wie zwei Korken, die auf dem Ozean hüpften.
    Er wusste nicht, wie lange sie im Wasser gewesen waren, doch er hatte gewusst, dass er nicht mehr lange würde durchhalten können. Seine Chancen hätten besser gestanden, wenn er das Mädchen einfach losgelassen hätte. Doch das hatte er keinen Moment in Erwägung gezogen. Dann hätte er Regina nie wieder in die Augen sehen, er selbst hätte nie wieder in den Spiegel schauen können. Also hieß es, sie zu retten oder gemeinsam zu ertrinken. Das war seine Alternative: Triumph oder Tragödie, und dazwischen gab es nichts. Dieser verdammte Dichter in ihm!
    Die Strömung hatte ihn gegen jene Mauer gedrückt, und er hatte es mit letzter Kraft geschafft, sich so weit aus dem Wasser hochzustemmen, dass er dürftigen Halt an den Steinen fand. Doch Mirandas schlaffer Körper war schwer, und er wusste, dass er sich nicht mehr lange an der Mauer würde festhalten können. Er war schon im Begriff loszulassen, einen der Pfähle des Anlegers als Ziel anzusteuern, als er Jacks Rufen hörte.
    Und dann hatte er Reginas Gesicht gesehen, und plötzlich fühlte er sich wieder stark. Er hielt durch. Für sie. Für sie beide.
    Jetzt ging es auf Mittag zu, und die Frauen waren wieder glücklich vereint. Gaston persönlich hatte Lady Claire und Lady Leticia zurück zur Residenz gefahren, wenngleich er nicht erfreut war, das Baden seines Herrn einem gewöhnlichen Sterblichen überlassen zu müssen. Puck hatte etwas gegessen – er konnte sich wirklich nicht erinnern, was es war – und wartete jetzt ungeduldig darauf, dass sein Bruder auftauchte und ihm detailliert berichtete, was er sonst noch über die geretteten Frauen und einen gewissen Reginald Hackett in Erfahrung gebracht hatte.
    Vor allem anderen musste Regina wissen, was aus ihrem Vater geworden war. Sie alle mussten es wissen.
    Wenn die Götter ihnen allen freundlich gesonnen waren, trieb der Mann in diesem Augenblick bäuchlings in einer der gefluteten Höhlen.
    Dickie Carstairs war gekommen, nachdem er die Schönen der Nacht erfolgreich bei Mr Porter abgeliefert hatte. Er war rot geworden, als er Puck berichtete, dass ihm für ein Jahr die freie Auswahl unter Mr Porters Straßenmädchen gewährt worden war, eine Einladung, die er mit tiefstem Bedauern ausgeschlagen hatte. Und dann war ein merkwürdig ernster Will Browning eingetroffen, hatte wenig gesagt, und die beiden Männer waren umgehend gegangen, angeblich nach Hause, um ein heißes Bad zu nehmen und die Kleidung zu wechseln, höchstwahrscheinlich jedoch zurück zum Fluss. Jedenfalls hatten sie sich nicht lange aufgehalten und Pucks Angebot, sie zu begleiten, ausgeschlagen.
    Ein merkwürdiger Haufen, Jack und seine Freunde! Sie hatten Puck stillschweigend akzeptiert, hatten ihm sogar zu seiner Heldentat gratuliert, als er in die Themse gesprungen war, um Miranda zu retten, doch es war klar, dass er nicht zu ihnen gehörte, nicht aus demselben sonderbaren Holz geschnitzt war wie sie. Und Puck musste ihnen wohl oder übel recht geben. Er würde immer kämpfen, wenn es sein musste, notfalls sogar töten, doch er war nicht der Mann, der jemals Situationen suchte, die ihm beides abverlangten. Das würde er sogar Jack gegenüber eingestehen, sobald er ihn sah.
    Aber Jack hatte sich noch nicht blicken lassen. Er hatte Puck und die beiden Frauen in eine Droschke verfrachtet und war weitergeritten, um den Baron zu suchen und die Jagd auf Reginald Hackett fortzusetzen.
    Noch eine Stunde verging, bis ein leises Geräusch an der Tür Puck gerade rechtzeitig bei der Betrachtung seines im Glas kreisenden Brandys unterbrach, um Jack eintreten zu sehen, dunkel, schön und völlig unergründlich wie gewohnt.
    „Gibt es Neuigkeiten?“, fragte er, als Jack schnurstracks zur Anrichte ging und sich ein Glas Wein einschenkte.
    Jack setzte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher