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Der Strand von Falesa

Der Strand von Falesa

Titel: Der Strand von Falesa
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Underhill! Und das für Adams! Und das hier ist für Uma – und da noch eins zum Abschied für deine schöne Seele!«
    Und damit gab ich ihm den kalten Stahl mit aller Kraft. Sein Leib wippte unter mir wie 'n Sprungsofa; er stieß ein gräßliches, langes Stöhnen aus und ward still.
    »Ob du wohl tot bist? Hoffentlich!« dachte ich; denn mir wurde schwarz vor den Augen. Aber ich wollte es nicht auf eine bloße Möglichkeit ankommen lassen; dazu hatte ich sein eigenes Beispiel zu nahe vor Augen; und so versuchte ich, ihm das Messer aus dem Leibe zu ziehen, um es ihm noch einmal zu geben. Das Blut strömte über meine Hände; ich erinnere mich noch, es war so heiß wie Tee; und damit schwand mir die Besinnung, ich fiel und lag mit meinem Kopf auf dem Munde des Kerls.
    Als ich wieder zu mir kam, war es pechdunkel; die Kohlen waren ausgebrannt; nichts war zu sehen als der Schein des alten Holzes, und ich konnte mich nicht erinnern, wo ich war, auch nicht, warum ich solche Schmerzen hatte und wovon ich so naß war. Dann kam mir die Erinnerung, und das erste, was ich besorgte, war, daß ich ihm das Messer noch ein halbes dutzendmal bis ans Heft in die Brust stieß. Ich glaube, er war schon tot; aber es tat ihm ja nicht weh, und mir tat es gut.
    »Ich wette, jetzt bist du tot!« sage ich, und dann rief ich nach Uma.
    Keine Antwort. Da machte ich eine Bewegung, um nach ihr herumzutasten, stieß mit meinem kaputten Bein an und fiel wieder in Ohnmacht.
    Als ich zum zweiten Male zur Besinnung kam, hatten alle Wolken sich verzogen; nur ein paar segelten, weich wie Watte, am Himmel entlang. Der Mond war aufgegangen – ein Tropenmond. Der Mond bei uns zu Hause macht einen Wald schwarz; aber in diesem Schein eines alten, kleinen Mondstümpfchens lag der Wald so grün wie bei Tage da. Die Nachtvögel – oder eigentlich ist es eine Art von Frühmorgenvögeln – sangen ihre langen, fallenden Töne wie Nachtigallen. Und ich konnte den toten Mann sehen, auf dem ich noch mit meinem halben Leibe lag. Mit seinen offenen Augen sah er gerade zum Himmel hinauf, nicht bleicher, als er bei Lebzeiten gewesen war; und ein kleines Ende weiter lag Uma auf der Seite. Ich rutschte zu ihr hinüber, so gut ich konnte; und als ich bei ihr war, da war sie hellwach und weinte und schluchzte vor sich hin, ganz leise, leise – nicht lauter als ein Käfer. Sie hatte scheint's Angst, laut zu weinen wegen der Aitu. Alles in allem war sie nicht schwer verwundet, aber sie hatte eine unglaubliche Angst; schon vor einer langen Weile war sie zur Besinnung gekommen, hatte nach mir gerufen, keine Antwort gehört und infolgedessen angenommen, daß wir beide tot seien. Dann hatte sie eine ganze Zeit über dagelegen und vor Angst nicht gewagt, einen Finger zu rühren. Die Kugel hatte ihr die Schulter aufgepflügt, sie hatte eine tüchtige Masse Blut verloren; die Wunde war aber bald in einem regelrechten Verband, den ich aus meinem Hemdschoß und meiner Halsbinde herstellte. Dann legte ich ihren Kopf auf mein gesundes Knie, lehnte mich mit dem Rücken gegen einen Baumstumpf, machte es mir so bequem wie möglich und wartete, daß der Morgen käme. Uma war für mich ganz nutzlos, und schön aussehen tat sie auch nicht; sie konnte weiter nichts tun, als sich an mich anklammern und zittern und weinen. Ich glaube nicht, daß jemals ein Mensch ärgere Angst gehabt hat als Uma, aber gerechterweise muß ich auch sagen: Sie hatte eine muntere Nacht gehabt. Ich selber hatte tüchtige Schmerzen und Fieber dazu, aber es war nicht übermäßig schlimm, wenn ich still saß; und jedesmal, wenn ich nach Case hinübersah, hätte ich singen und pfeifen mögen. Was ist Essen und Trinken! Der Anblick des Mannes, der da tot wie ein Hering lag, machte mich vollkommen satt.
    Nach einer Weile hörten die Nachtvögel zu singen auf; und dann begann das Licht sich zu ändern. Der Osten wurde orangerot, der ganze Wald begann zu schwirren von Vogelgesang wie eine Spieldose, und dann war es heller Tag.
    Ich erwartete Maea noch für eine lange Weile nicht; im Gegenteil, mir kam der Gedanke, es sei gar nicht unmöglich, daß er von seiner Absicht abgehe und überhaupt nicht komme. Um so mehr freute ich mich, als ich ungefähr eine Stunde nach Tagesanbruch mit Stöcken gegen die Bäume schlagen und einen Haufen Kanaken laut lachen und schreien hörte, um sich Mut zu machen. Uma richtete sich frisch und munter auf, sowie sie das erste Wort hörte; und auf einmal sahen wir einen ganzen Trupp vom
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