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Der Strand von Falesa

Der Strand von Falesa

Titel: Der Strand von Falesa
Autoren: Robert Louis Stevenson
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gewesen wäre –, an Case dachte ich gar nicht; was mich packte, scharf wie ein Bauchgrimmen, das waren die Altweibergeschichten – von den Teufelinnen und den Menschenschweinen. Um ein Haar wäre ich davongerannt. Aber ich rappelte mich zusammen und trat vor, hielt die Laterne hoch – wie ein richtiger Dummkopf – und sah mich um.
    In der Richtung nach dem Dorf und dem Fußweg war nichts zu sehen; aber als ich mich nach der Landseite drehte, da – ich wundere mich heute noch, daß ich nicht umfiel. Da – direkt aus der Wildnis und dem Teufelsbusch – jawohl! – da kam eine Teufelin, und die sah gerade so aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Ich sah das Licht auf ihren nackten Armen und ihren funkelnden Augen glänzen, und da schrie ich auf, daß ich dachte, es wäre mein Tod.
    »Oh! Nicht rufen laut!« sagte die Teufelin in einer Art von lautem Flüstern. »Warum Ihr rufen laut? Ihr machen Licht aus! Ese er kommen.«
    »Allmächtiger Gott – Uma, bist du das?«
    »Djo!« sagt sie; das heißt: ja. »Ich kommen schnell. Ese hier bald.«
    »Du kommst allein? Du hast keine Angst?« fragte ich.
    »Ach, zuviel Angst!« flüsterte sie und klammerte sich an mich. »Ich denke sterben.«
    »Na«, sagte ich, mit einem etwas kümmerlichen Lächeln, »ich werde dich nicht auslachen, Frau Wiltshire. Ich habe selber eine gräßliche Angst gehabt, wie kaum ein Mann im ganzen Südlichen Pazifik.«
    Sie sagte mir in zwei Worten, warum sie gekommen war. Ich war scheint's kaum fort, da kam Fa'avao zu ihr, und die alte Frau hatte den Schwarzen Jack gesehen, wie er, so schnell er konnte, von unserem Hause zu Case rannte. Uma hatte kein Wort gesprochen, sondern war hinausgerannt, um mich zu warnen. Sie war so dicht hinter mir, daß die Laterne ihr den Weg über den Strand gezeigt hatte, und später hatte der Lichtschein zwischen den Bäumen ihr die Richtung bergauf gezeigt. Nur als ich oben angekommen war oder mich im Keller befand, da war sie irr gelaufen, Gott weiß wohin, und hatte eine Masse kostbarer Zeit verloren; denn sie wagte nicht laut zu rufen, weil sie dachte, Case wäre dicht hinter ihr, und in dem Unterholz war sie gestolpert und gefallen, so daß sie ganz verschrammt und zerschlagen war. Auf diese Weise mußte sie zu weit nach Süden gekommen sein, so daß sie schließlich in meiner Flanke auftauchte und mir einen Schreck einjagte – ich kann gar nicht sagen, was für einen!
    Na, alles war besser als eine Teufelin! Aber ihre Geschichte schien mir ernst genug zu sein, der Schwarze Jack hatte bei meinem Hause nichts zu suchen, wenn er nicht als Aufpasser dahin geschickt war; und es kam mir vor, wie wenn meine dämliche Rede von der Leuchtfarbe und dazu vielleicht noch ein Geplapper von Maea uns alle in eine verdammte Klemme gebracht hätte. Eins war klar: Uma und ich mußten die ganze Nacht im Busch bleiben; vor dem Morgen durften wir es nicht wagen, nach Hause zu gehen, und selbst dann würde es sicherer sein, den Umweg über den Berg zu machen und von der anderen Seite her uns am Dorf vorbeizuschleichen – sonst konnten wir leicht in einen Hinterhalt hineinlaufen. Außerdem war es klar, daß ich die Mine sofort springen lassen mußte, sonst konnte mir Case noch dazwischenkommen.
    Ich ging also in den Kellerhals hinein, Uma dicht hinter mir, machte meine Laterne auf und zündete die Lunte an. Das erste Stück der Lunte brannte wie Papier, und ich stand ganz dumm dabei, sah es brennen und dachte, wir würden mit Tiapolo in die Luft gehen, was durchaus nicht in meiner Absicht lag. Das zweite Stück ging besser, aber immer noch schneller, als mir lieb war; und dabei kam ich wieder zur Besinnung, schob Uma schleunigst aus dem Keller hinaus, blies meine Laterne aus und warf sie fort, und nun tasteten wir beide uns in den Busch hinein, bis ich dachte, nun wären wir wohl in Sicherheit, und dann legten wir uns nebeneinander unter einen Baum.
    »Alte Dame«, sagte ich zu ihr, »diese Nacht werde ich nicht vergessen. Du bist ein gutes Mädchen – wenn dir das man bloß gut bekommt!«
    Sie drängte sich dicht an mich heran. Sie war vom Hause fortgelaufen, so wie sie war, mit nichts auf dem Leibe als ihrem Hüftschurz; sie war klitschnaß vom Tau und von dem Meerwasser am schwarzen Strand und zitterte vor Kälte und aus Angst vor der Dunkelheit und den Teufeln.
    »Zu viel bange sein«, war alles, was sie sagte.
    Die andere Seite von Cases Hügel fällt beinahe so steil wie ein Abgrund nach dem nächsten Tal ab. Wir lagen
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