Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Strand von Falesa

Der Strand von Falesa

Titel: Der Strand von Falesa
Autoren: Robert Louis Stevenson
Vom Netzwerk:
hart an dessen Rand, und ich konnte das tote Holz leuchten sehen und die See unten in der Ferne brausen hören. Die Stellung gefiel mir nicht, denn ich hatte keine Rückzugslinie; aber ich wagte mich nicht zu rühren, und dann sah ich, daß ich noch einen größeren Fehler gemacht hatte, nämlich mit der Laterne: Die hätte ich brennen lassen sollen, dann hätte ich auf Case losknallen können, sobald er in den Lichtschein getreten wäre. Und selbst wenn ich nicht so viel .Vernunft gehabt hätte, es so zu machen, so war es doch offenbar sinnlos, die gute Laterne mit den Götzenpuppen zusammen in die Luft fliegen zu lassen. Schließlich war sie doch mein und war Geld wert und konnte noch benutzt werden. Wenn ich nur hätte der Lunte trauen können, so wäre wohl noch Zeit gewesen, hinüberzulaufen und sie zu retten. Aber wer konnte sich auf die Lunte verlassen? Sie wissen ja, wie die Handelsware hier in der Südsee ist. Das Zeug war gut genug für Kanaken, um damit zu fischen, wobei sie überhaupt flink sein und aufpassen müssen, und das Höchste, was sie dabei riskieren, ist, daß ihnen die Hand weggerissen wird. Aber für einen, der sich an eine Mine heranwagen wollte, wie ich sie da zurechtgemacht hatte, war eine solche Lunte einfach Schund.
    Alles in allem konnte ich nichts Besseres tun, als still zu liegen, meine Schrotflinte schußfertig zu halten und auf die Explosion zu warten. Aber das war eine langweilige Geschichte! Die Nacht war so dunkel, wie wenn man sie hätte schneiden können; man konnte weiter nichts sehen als das eklige gespensterhafte Glimmen des toten Holzes, und dabei sah man weiter nichts als das Holz selbst. Ich spitzte die Ohren, bis ich dachte, ich könnte die Lunte im Kellerraum brennen hören, und der Busch war so stumm wie ein Sarg. Ab und zu gab es ein leichtes Knacken; aber ob dies nahebei oder weit weg war, ob es Case war, der vielleicht ein paar Ellen von mir mit seinen Schuhspitzen gegen was anstieß, oder auch ein Baum, der meilenweit entfernt auseinanderkrachte – darüber wußte ich nicht mehr als ein ungeborenes Kind.
    Und dann, ganz plötzlich, ging der Vesuv in die Luft! Es dauerte lange, bis es losging; aber
als
es losging – ich sollte ja nicht damit renommieren, aber man konnte wirklich nicht verlangen, was Schöneres zu sehen. Zuerst war es bloß wie ein Flintenschuß und wie ein Feuerstrahl; dann kam ein heller Schein, wie wenn der ganze Wald in Flammen stände – so hell, man hätte dabei lesen können. Uma und ich wurden unter einer Wagenladung Erde halb begraben, und Gott sei Dank, daß es nicht schlimmer kam: Denn einer von den Felsblöcken beim Kellereingang wurde hoch in die Luft gefeuert, fiel ein paar Klafter von der Stelle nieder, wo wir lagen, flog über den Rand des Abgrundes und polterte in das nächste Tal hinunter. Ich sah nun, daß ich entweder unseren Abstand zu klein genommen oder daß ich zu viel Dynamit und Pulver eingegraben hatte – welches von beiden Sie nun wollen.
    Und plötzlich sah ich, daß mir außerdem noch ein Versehen unterlaufen war. Der Lärm, der die ganze Insel erschüttert hatte, begann zu ersterben. Das Blitzlicht war erloschen; und trotzdem wurde es nicht wieder Nacht, wie ich erwartete. Denn das ganze Gehölz war mit glühenden Kohlen und Feuerbränden von der Explosion her besät; rund um mich herum lagen sie auf der Lichtung; einige waren ins Tal hinuntergefallen und einige staken in den Baumwipfeln und flackerten da. Vor einer Feuersbrunst hatte ich keine Angst, denn diese Wälder sind zu naß, um in Brand zu geraten. Das Schlimme war bloß, daß der ganze Ort beleuchtet war – nicht übermäßig hell, aber doch hell genug, um einen Schuß dabei loszuknallen; und wie die glühenden Kohlen herumlagen, war es ebenso wahrscheinlich, daß Case eher dabei den Vorteil haben würde als ich selber. Sie können sich wohl denken: Ich sah mich überall um nach seinem käsigen Gesicht; aber es war keine Spur von ihm zu sehen. Uma lag neben mir, ganz leblos, wie wenn der Blitz und der Knall ihr den Rest gegeben hätten.
    Vor allem war da ein böses Ding für mich: Eins von den verdammten geschnitzten Götzenbildern war kaum vier Ellen von mir niedergefallen, und Haare und Kleider und Holz brannten lichterloh. Ich blickte ganz vorsichtig rund um mich herum – immer noch kein Case, und mir war klar, ich mußte dieses brennende Holz loswerden, bevor er käme, sonst würde ich niedergeschossen werden wie ein Hund.
    Erst dachte ich, ich wollte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher