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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco
Autoren: Jules Verne
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Bewegung, nachdem die Manschaft das in den benachbarten Wäldern gefällte Holz herangeschafft und auf dem Vorderdeck aufgeschichtet hatte.
    Der Landungsplatz des Dampfers befand sich in einer der beiden Buchten zur Rechten und zur Linken von Moitaco. Sobald er aus dieser Bucht hinaus war, verschwand auch schon die Gruppe hübscher Häuschen – früher ein wichtiger Mittelpunkt der spanischen Mission – hinter einer Biegung des Flusses. In diesem Dorfe hatte Chaffanjon vergeblich nach dem Grabe eines der Begleiter des Doctor Crevaux, des François Burban – einem Grabe, das auf dem bescheidnen Friedhof von Moitaco nicht mehr nachzuweisen war – gesucht.
    Im Laufe des Tages passierte der Dampfer den Weiler Santa-Cruz, ein Häuschen von zwanzig Hütten am Stromufer, ferner die Insel Guanares, den ehemaligen Sitz der Missionäre, fast genau an der Stelle, wo der Bogen des Flusses sich nach Süden zu wendet, um dann nach Westen zu weiter zu gehen, und endlich die Insel Muerto.
    Hierbei mußten verschiedene Raudals – so nennt man die durch die Verengerung des Flußbettes erzeugten Stromschnellen – überwunden werden. Was aber den Leuten auf den durch Ruder oder Segel fortbewegten Fahrzeugen viel Anstrengung kostet, das kostete auf dem »Simon Bolivar« nur eine Vermehrung des Brennmaterials unter den Kesselrosten. Die Sicherheitsventile bliesen Dampf ab, wurden deshalb aber nicht besonders belastet. Das große Rad peitschte das Wasser heftiger mit seinen breiten Schaufeln. Unter solchen Verhältnissen konnten drei oder vier dieser Raudals ohne größere Verzögerung durchschifft werden sogar der des »Höllenrachens«, auf den Jean stromaufwärts von der Insel Matapalo hinwies.
    »Sapperment, meinte der Sergeant Martial, das Buch dieses Franzosen scheint ja alles genau anzugeben, was wir bei der Fahrt des »Simon Bolivar« zu sehen bekommen!
    – Ganz genau, lieber Onkel. Nun legen wir binnen vierundzwanzig Stunden dieselbe Strecke zurück, für die unser Landsmann damals drei bis vier Tage brauchte.
     

    Sein Buch vor den Augen… (S. 37.)
     
    Wenn wir freilich den Dampfer erst gegen ein Fahrzeug des mittleren Orinoco vertauscht haben, wird es mit uns ebenso langsam weiter gehen, wie mit ihm. Doch das thut nichts; uns liegt ja nur daran, nach San Fernando zu kommen, wo ich genauere Auskunft zu erhalten hoffe.
    – Gewiß; es ist doch gar nicht möglich, daß mein Oberst da hindurch gekommen wäre, ohne irgend welche Spuren zu hinterlassen. Wir werden es schon noch erfahren, wo er sein Zelt aufgeschlagen hat… Ach, wenn wir ihm erst gegenüberstehen… wenn Du Dich in seine Arme stürzest und er erst weiß…
    – Daß ich Dein Neffe bin… Dein Neffe!« fiel der junge Mann ein, der immer fürchtete, daß seinem Onkel ein unvorsichtiges Wort entschlüpfen könnte.
    Am Abend legte sich der »Simon Bolivar« an der Barranca fest, auf der sich der kleine Flecken Mapire erhebt.
    Die Herren Miguel, Felipe und Varinas wollten unter Benutzung einer Dämmerstunde den ziemlich bedeutenden Ort des linken Ufers besichtigen.
    Jean hätte sie da gern begleitet, der Sergeant Martial erklärte aber, es scheine ihm nicht gerathen, vom Bord wegzugehen, und so blieb der junge Mann gehorsam zurück.
    Die drei Collegen von der Geographischen Gesellschaft hatten ihren kleinen Ausflug übrigens nicht zu bereuen.
    Von der Anhöhe bei Mapire genießt man eine weite Aussicht stromauf-und stromabwärts und überblickt nach Norden hin auch die Ilanos, wo die Indianer auf den großen, waldumgrenzten Ebenen Maulesel, Pferde und Esel züchten.
    Um neun Uhr schliefen schon alle Passagiere in ihren Cabinen, nachdem sie natürlich die gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln wegen des Eindringens der unzähligen Muskitos getroffen hatten.
    Der nächste Tag wurde von einem unaufhörlichen Platzregen buchstäblich ertränkt. Auf dem Spardeck konnte kein Mensch verweilen. Der Sergeant Martial und der junge Mann verbrachten die langen Stunden in dem Salon des Hinterdecks, wo auch die Herren Miguel, Felipe und Varinas Zuflucht gesucht hatten. Hier wäre es schwierig gewesen, nichts vom Stand der Atabapo-Guaviare-Orinoco-Frage zu hören, denn die gelehrten Herren führten kein andres Wort im Munde und liebten es, ihren Ansichten recht lauten Ausdruck zu geben. Mehrere Passagiere mischten sich in das Gespräch ein und nahmen für oder wider den Einen oder den Andern Partei, obwohl man voraussetzen konnte, daß sie nicht selbst bis San-Fernando mitfahren
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