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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten
Autoren: Linda Ladd
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Augenlider, und mir blieb das Herz stehen. Oh Gott, er kam zu sich.
    Ich musste sie von ihrem Vorhaben ablenken. »Warum machst du nur so schreckliche Sachen? Sag es mir, Dottie. Warum hast du Suze getötet? Sie war doch, verdammt noch mal, deine beste Freundin, und ihr beide wart ständig zusammen.«
    »Suze war eine dumme Kuh, aber ich brauchte doch einen sicheren Ort, um meine Sachen unterzustellen. Ihr Haus liegt weit abgelegen hier draußen in den Wäldern, und sie hatte keine Familie oder Freunde. Es war einfach ideal, bis sie anfing, herumzuschnüffeln und meine Mutter und ihre Freunde im Wohnwagen fand. In dem Moment war sie fällig, aber ich hab sie sowieso nicht gemocht. Nach der Vorstellung heute Abend ist der Käse hier gegessen, und wir müssen weiter, was aber nicht schlimm ist. Momma und ich sind gern unterwegs.« Dottie legte das Abziehleder auf den Tisch. An der Schnalle klebte trockenes Blut; es war von oben bis unten voll mit getrocknetem Blut. Plötzlich strahlte aus ihrem Gesicht dieses berühmte Dottie-Lächeln, ihre Augen jedoch blieben dunkel und leer. »Bist du bereit? Ich beherrsche mein Handwerk perfekt. Macht die jahrelange Übung, und es macht mir immer wieder Spaß. Ich wünschte, du hättest all die Freunde sehen können, die ich Momma mit nach Hause gebracht habe. Insgesamt waren es zweiundzwanzig. Deine Mutter mit inbegriffen.«
    »Meine Mutter?« Ich glaubte ihr nicht. Nichts, was sie sagte, ergab Sinn, aber ich musste sie bei Laune halten. Irgendjemand würde nach uns suchen; das war meine einzige Hoffnung. Bud und Charlie würden mich suchen, und Black, Black hätte mich sowieso am liebsten keine Sekunde aus den Augen gelassen. Er würde die Cobalt per Satellit orten, oder würde das Gewitter das vereiteln? Oder er kam meinem Wunsch entgegen und hielt sich von mir fern. Oh Gott, ich hatte ihm doch gesagt, er solle mich in Ruhe lassen, damit ich erst einmal den Fall lösen konnte. Bleib ruhig, spiel mit, lass sie reden. Sonst kannst du nichts tun, bring sie irgendwie wieder zur Vernunft. »Dottie, du brauchst Hilfe, das ist alles. Du bist krank, und Black kann dir helfen …«
    Plötzlich hob Dottie das Hackmesser und ließ es auf Harves Kopf heruntersausen. Ich schrie auf, aber die Klinge steckte wenige Zentimeter von Harves Ohr entfernt in der Tischplatte. Sie zitterte von der Wucht des Aufpralls. Ich zitterte vor Erleichterung.
    »Du kleine Schlampe«, spuckte Dottie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Wie kannst du es wagen, mich dafür verantwortlich zu machen? Du allein bist schuld an allem, du, nicht ich. Du bist krank. Und mich machst du auch krank!«
    Oh Gott, sie war total verrückt und lebte offenbar in einer Art psychotischen Täuschung, wonach ich ihr etwas Böses wollte. Wie konnte das passieren? Warum hat niemand von uns bemerkt, wie gefährlich sie war?
    Ich versuchte, meiner Stimme einen beruhigenden Klang zu geben. »Ich verspreche, niemandem etwas zu sagen, wenn du uns gehen lässt. Kein Wort, auch nicht zu Bud und Charlie. Ich verhelfe dir zur Flucht.«
    »Ach das hatten wir doch schon einmal. Dabei ist uns beiden doch klar, dass so perfekte kleine Polizistinnen wie du keine verbotenen Sachen machen. Dazu bist du zu perfekt und hübsch und wunderbar. Annie muss nicht flüstern und auf Zehenspitzen herumlaufen. Sie muss keine Angst haben.«
    »Vor wem hast du Angst, Dottie? Vor deinem Vater? Hat dir dein Vater was angetan?« Es war jedoch nicht mehr Dottie, die da vor mir saß und mich anstarrte. Die im Dämmerlicht funkelnden Augen waren verrückt. Dottie gab es nicht mehr. Diese Person war jemand anders. Sie war ein Monster.
    Dottie kam dicht an mein Gesicht heran. Ihre Augen waren so düster und tot, dass es mir eiskalt den Rücken hinunterlief. »Ja, mein Vater war es. Erinnerst du dich noch an ihn? Du hast doch in der alten Remise gewohnt. Ich erinnere mich gut an dich. Ich habe dich nie vergessen. Wir waren die besten Freunde. Du warst wie meine kleine Schwester, mit der ich spielte und Plätzchen zusammen aß. Dann bist du mit der Köchin weggezogen und hast mich alleine zurückgelassen. Seit ich von ihm weg bin, wache ich über dich und deine Freunde. Ich bin dein ganz persönlicher Racheengel.«
    Sie grinste verrückt. Dann schüttelte sie Harves Schulter. »Harve ist ein böser Junge und wird nicht wieder aufwachen. Ich hab ihm eine zu starke Dosis gegeben. Ich hätte dich töten können, wann ich immer ich wollte. Weißt du das? Ich habe
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