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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald
Autoren: Kevin J. Anderson
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fanden. Doch Verpflichtungen einem Mann gegenüber gab es jetzt nicht mehr für sie.
    Sie konnte sich auf die Suche nach Jess machen.
    War es egoistisch, schon jetzt daran zu denken? Sie liebte ihn, hatte ihn immer geliebt, doch nach Ross’ Tod im Wolkenmeer von Golgen hatte sie nicht schnell genug gehandelt. Eine sonderbare Laune des Schicksals wollte es, dass ihr die Hydroger erneut den Mann genommen hatten, mit dem sie verlobt gewesen war.
    Wieder war sie allein und noch immer liebte sie Jess. Zwar trug sie Kummer im Herzen, aber stand jetzt noch etwas in ihrem Weg?
    Schon seit zwei Jahren hätten sie verheiratet sein sollen. Naiverweise waren sie beide davon überzeugt gewesen, alle Zeit der Galaxis zu haben. Inzwischen wusste Cesca es besser. Sie hätte Jess jetzt sofort geheiratet, ohne eine vorherige Verlobung. Sie wäre bereit gewesen, vor die Roamer-Clans zu treten und den Schwur zu leisten. Sie sah darin keinen Verrat Reynald oder Ross gegenüber.
    Es gab keine Bedenken mehr für Cesca.
    Aber von Del Kellums Nebelseglern hatte sie gerade erfahren, dass Jess verschwunden war. Ohne Erklärung hatte er die interstellare Gaswolke verlassen und war fortgeflogen, ohne irgendeine Spur zu hinterlassen.
    Cesca konnte Mitteilungen schicken und durch das Netzwerk der Roamer Nachforschungen anstellen, in der Hoffnung, dass Jess so bald wie möglich zurückkehrte. Aber niemand wusste, wo er sich befand, was aus ihm geworden war…
    In der Dunkelheit stieß sie gegen die Wand des Raums. Der Kontakt mit der Polsterschicht über dem Felsgestein brachte Cesca in die Realität zurück. Sie streckte die Hände aus, bekam eine Haltestange zu fassen und hielt sich daran fest, bevor das Bewegungsmoment des Abprallens sie wieder in den offenen Raum schweben ließ.
    Sie blinzelte, ohne etwas in der völligen Finsternis zu sehen. Ihr Körper blieb gewichtslos, doch ihr Herz war schwer. Sie fühlte sich so allein und isoliert…
    Cesca hielt an ihrer Entschlossenheit fest. Die Roamer waren unabhängig und einfallsreich. Sie würde einen Weg finden, Jess zurückzubekommen.

131 JESS TAMBLYN
    Nach der Vernichtung seines Schiffes über der unbekannten Wasserwelt, nach dem Gleißen der Explosion und dem endlosen Trümmerregen, fühlte Jess, wie er eine Ewigkeit lang durch die Atmosphäre fiel. Eine berauschende Woge der Macht durchströmte ihn, so stark, dass er sie nicht ganz zurückhalten konnte.
    Er wechselte den Fokus seines Selbst, zog das Bewusstsein in den Körper zurück… und stellte fest, dass er in einem seichten, warmen Meer schwamm. Von grünem Plankton durchsetztes schiefergraues Wasser umgab ihn, reichte bis zum erschreckend weiten Horizont.
    Doch es regte sich keine Sorge in Jess. Er war wie durch ein Wunder heil und fühlte sich lebendiger als zuvor. Die Kraft einer uralten, für ihn unverständlichen Entität erfüllte ihn. Über lange Zeit hinweg war der letzte Wental als diffuser Nebel zwischen den Sternen verstreut gewesen, aber er hatte überlebt. Jetzt war er noch stärker. Während Jess schwamm, empfand er die tröstende See wie die Wärme von Fruchtwasser.
    Er hatte sich verwandelt, in etwas, das weitaus größer war als seine frühere physische Existenz. Er verstand es nicht, aber als er seine Umgebung mit neuen, funkelnden Augen beobachtete, erschien ihm jedes Detail deutlicher und schärfer. Seine Reaktionen waren schneller und sein Instinkt hatte sich enorm erweitert.
    Die ausgeschleuste Fracht und der große Wental-Zylinder waren bereits ins Meer gefallen. Der Wental füllte das Gewebe von Jess’ Körper und durch die Poren berührte er das fruchtbare neue Ambiente. Die Entität hatte sich bereits durch ihn im Ozean ausgebreitet. Ein Blitz aus Licht und Leben war von Jess’ Haut ausgegangen und wie eine Schockwelle der Wiedergeburt durchs hungrige Wasser gefahren.
    Als der Wental aus seinen Zellen floss und den Ozean belebte, fühlte sich Jess als Teil von ihm. Es war das außerordentlichste, wunderbarste Gefühl, das er sich vorstellen konnte. Der Angriff der Hydroger hatte zu einer neuerlichen Ausbreitung der Essenz des Wentals geführt.
    Er dachte daran, das vitale Wasser von Welt zu Welt zu tragen, wie ein exotischer Täufer, der den Menschen neue Verbündete im Kampf gegen die Fremden aus den Tiefen der Gasriesen brachte.
    Aber dazu musste er diesen Planeten verlassen…
    Jess schwamm, sah sich voller Staunen um, betrachtete seine perfekten Hände und die sonderbar leuchtende Haut. Das Glühen nahm
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