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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald
Autoren: Kevin J. Anderson
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immer rote Stellen, an denen die Haut abblätterte, aber er befasste sich bereits mit einem neuen Projekt.
    »Auf einem Planeten, der weit genug von seiner Sonne entfernt ist, herrschen so niedrige Temperaturen, dass die Atmosphärengase gefrieren«, sagte er und schaltete ein Gerät ein, das ein Koordinatennetz projizierte. »Ich meine nicht nur Wasserdampf und Kohlendioxid – solche Gase können wir aus Kometen gewinnen und in Wasserstoff und Sauerstoff aufspalten. Nein, ich spreche von Methanseen und reinem flüssigem Wasserstoff. Solche Vorkommen wären um ein Vielfaches dichter als die Gase, die unsere Himmelsminen für die Ekti-Produktion nutzten!«
    Er betätigte eine Taste und mehrere Planeten erschienen auf der Sternenkarte. »Natürlich müssen wir einen Weg finden, bei Temperaturen dicht über dem absoluten Nullpunkt zu leben und zu arbeiten. Ich weiß nicht, wie ich dafür sorgen kann, dass unsere Geräte und Maschinen unter solchen Bedingungen zuverlässig funktionieren, aber die Ekti-Produktion wäre außerordentlich effizient.«
    Er lächelte, das Haar zerzaust, das Gesicht gerötet. Cesca erwiderte das Lächeln. »Wenn jemand so etwas schaffen kann, dann Sie, Kotto. Na schön, beginnen Sie mit der Projektentwicklung und unterbreiten Sie einen Vorschlag. Wann auch immer wir Roamer zu Boden geworfen werden – wir stehen sofort wieder auf.«
    Kotto tanzte fast in der geringen Schwerkraft von Rendezvous, als er forteilte, um sich wieder an die Arbeit zu machen…
    In letzter Zeit konnte sich Cesca kaum den Luxus leisten, ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Die Umstände zwangen sie, persönliche Dinge beiseite zu schieben. Oft war es ein Vorteil, ständig mit Angelegenheiten der Roamer beschäftigt zu sein, doch jetzt, mitten in der Nacht, musste sie über die Dinge nachdenken, die sie erfahren hatte. Über all die schlechten Nachrichten.
    Sie erreichte einen ausgehöhlten Asteroiden am Rand des Rendezvous-Clusters. Tagsüber brachte der Gouvernanten-Kompi UR Kinder hierher, damit sie in der Schwerelosigkeit spielen konnten, aber in der Nacht war der Asteroid leer und dunkel.
    Damit bot er Cesca genau das, was sie brauchte. Sie schloss die Tür, hielt sich mit einer Hand an einem Metallgriff neben dem Zugang fest und deaktivierte mit der anderen die wenigen noch glühenden Lampen, woraufhin völlige Finsternis herrschte.
    Sie ließ los, stieß sich von der Wand ab und schwebte durch die warme Leere. Sie flog blind, breitete Arme und Beine aus und entspannte sich. Die Luft war völlig unbewegt und kein Licht lenkte sie ab. Durch das Fehlen der Schwerkraft fühlte sie sich wie ein Geist – oder wie ein ungeborenes Kind in der Dunkelheit der Gebärmutter. Es spielte keine Rolle, ob ihre Augen geschlossen oder offen waren.
    Sie ließ sich einfach treiben… und konzentrierte sich…
    Ein Roamer-Händler hatte Rendezvous gerade mit der Nachricht von einem schrecklichen Hydroger-Angriff auf Theroc erreicht. Unter den vielen Opfern befand sich auch Reynald, der Mann, dem Cesca die Ehe versprochen hatte.
    Durch die Heirat wäre es zu einem Bündnis zwischen Roamern und Theronen gekommen, doch der politische Aspekt stand derzeit für Cesca nicht im Vordergrund. Angesichts der Atmosphäre des guten Willens zwischen den beiden Völkern sollte es trotzdem möglich sein, eine Allianz zu bilden.
    Jess hatte ein solches Bündnis für richtig gehalten und auch Cesca sah die Weisheit darin. Aber eine Ehe mit Reynald konnte jetzt nicht mehr ihre Grundlage bilden. Armer Reynald.
    Cesca gab sich der Trauer über seinen Tod hin. Reynald war ein guter Mann gewesen, mit einer sanften Persönlichkeit und echter Liebe für sein Volk. Cesca glaubte, dass er ein anständiger Ehemann gewesen wäre, obgleich sie jemand anders liebte. Er hatte sie herzlich willkommen geheißen und sich ganz so verhalten, wie es sich eine Frau wünschen konnte.
    Doch ihr Herz war ihm verschlossen geblieben, ohne dass er etwas davon geahnt hatte. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihn richtig kennen zu lernen, trotz der Zuvorkommenheit des theronischen Prinzen. Cesca musste sich eingestehen, dass sie ihn eigentlich gar nicht verdient gehabt hätte.
    Jetzt spielte das alles keine Rolle mehr. Die Hydroger hatten Reynald getötet und einen großen Teil des Weltwaldes zerstört. In der gegenwärtigen Situation brauchten die Theronen die Hilfe der Roamer dringender als zuvor und Cesca würde dafür sorgen, dass die beiden Völker zueinander
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