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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04
Autoren: Douglass Sara
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schlimme Magenkrämpfe, und er sieht sich
noch nicht in der Lage, seine Privattoilette zu verlassen.
Er bittet Euch tausendmal um Vergebung und läßt sich
entschuldigen. Zumindest meine ich, das seinem Gemurmel durch die Tür entnommen haben zu dürfen.«
Faraday lachte laut und schob sich zur Bettkante vor.
»Fleurian, der Baronesse von Tarantaise, wuchs über
Nacht ein Pickel auf dem Kinn, und sie schämt sich seiner so sehr, daß sie Eure huldvolle Einladung zum Frühstück leider absagen muß. Und um zum Abschluß dieser
Liste menschlichen Ungemachs zu kommen, der Obermeister der Metzgergilde, der Euch in der Stunde vor
dem Mittagessen treffen wollte, hat sich letzte Nacht bei
der Zubereitung eines Lammschmorbratens zum Diner
seiner Gemahlin den Daumen abgehackt, der in der Kasserolle landete.« Yr fügte grinsend hinzu: »Der Lehrjunge, der mir die Entschuldigung seines Meisters
überbrachte, versicherte mir, das Gericht würde dennoch
gereicht.«
Faraday konnte es kaum glauben. Seit sie Königin
war, hatte es so ausgesehen, als sei jeder Augenblick
ihres Tages verplant. Und nun stand ihr ein ganzer freier
Morgen zur Verfügung.
»Wie würden Eure Majestät gern die freien Stunden
verbringen? Mit Lesen? Schlafen? Süßigkeiten naschen?
Oder soll ein junger Bursche aus dem niederen Adel
Euch vorführen, welche Wunderwerke eine Männerhand
mitunter bewirken kann?«
»Schlagt so etwas nicht einmal im Scherz vor! Ihr
wißt, daß ich Süßigkeiten nicht ausstehen kann.«
Die Katzenfrau lachte. Ihre Freundin hatte schon seit
Monaten nicht mehr gescherzt. »Der Morgen gehört ganz
Euch, Liebste. Nutzt ihn, wie immer Ihr möchtet.«
»Yr«, begann Faraday, »ich fürchte, die Magenkrämpfe
haben mich gerade auch erwischt. Am besten teilt Ihr
dem Hof mit, daß die Königin heute morgen indisponiert
sei und mit ihrem Erscheinen nicht vor dem Mittagessen
gerechnet werden könne.« Die Heiterkeit schwand aus
ihrer Miene. »Und richtet Timozel das gleiche aus.«
Als der König dem Jüngling erklärt hatte, als Faradays
Ritter sei sein Platz unverrückbar an der Seite der Königin, war Timozel so in Rage geraten, daß er Bornheld
laut widersprach.
»Mir ist gleichgültig, was die Visionen Euch gezeigt
haben«, entgegnete Seine Majestät in einem Anflug von
Zorn. »Euer Platz ist an der Seite der Königin!«
Trotz seiner offensichtlichen Enttäuschung darüber,
fern der Front in Karlon bleiben zu müssen, hatte Timozel Bornhelds Befehle getreulich befolgt und war seiner
Herrin seitdem tatsächlich nicht mehr von der Seite gewichen. Schlimmer noch, Faraday konnte ihn nur mit
Mühe davon abhalten, neben ihrem Bett Wache zu stehen, während sie schlief. Sie wußte auch, daß ihr Gemahl
Order erlassen hatte, ihm jeden ihrer Schritte zu melden.
Offenbar hegte er einige Befürchtungen über die kühnen
Absichten mancher seiner Höflinge, die für ihren lockeren Lebenswandel bekannt waren. Ob nun aus Gehorsam
gegenüber dem König oder aufgrund seiner Hingabe an
seine Ritterspflichten, Timozels düstere Anwesenheit und
mürrische Art lagen zu jeder Stunde des Tages wie ein
schwerer Schatten auf der Königin.
»Der Heilige Hain?« flüsterte Yr.
»Ganz genau«, antwortete Faraday ebenso leise. »Ich
brauche dringend neue Stärkung, Frieden und Freude
sollen mich erfüllen.«
    Das smaragdgrüne Licht umhüllte sie, und Energie pulsierte durch ihren Körper. Faraday legte den Kopf in den
Nacken, schüttelte ihr langes Haar, bis es ihr locker über
den Rücken fiel und schwebte durch das Leuchten zum
Heiligen Hain. Monate, viel zu lange schon, war es nun
her, seit sie zum letzten Mal den Weg dorthin genommen
hatte. Faraday hatte schon fast vergessen, wie gut es sich
anfühlte, wenn die Macht sie durchströmte, wenn Liebe
und Frieden all ihre Zweifel und Ängste fortspülten. Das
Licht vor ihr veränderte sich. Aus Schemen wuchsen
Schatten und aus diesen Gestalten. Dann spürte sie unter
ihren Füßen den Grasboden, der sie zum eigentlichen
Heiligen Hain führen würde.
    Faraday erreichte ihr Ziel. Das Gewisper des Windes
liebkoste sie bei jedem ihrer Schritte, und undeutliche
Gestalten huschten durch die tiefen Schatten der Bäume.
Der Hain mit all seiner Macht flößte ihr keine Angst ein,
genausowenig wie die Augen, die sie aus dem Dunkel
der Bäume beobachteten. Niemand wollte ihr hier etwas
Böses tun. Das Heiligtum wünschte ihr nur Stärke, damit
sie in ihrem unruhigen Leben zur
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