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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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sich der ungeheuren wartenden Stille des Alls bewusst – und dann eines Klopfens an der Tür.
    Müde und ausgebrannt erhob sie sich schwerfällig. Sie schlurfte zur Tür, schob den Riegel zurück und blieb stehen.
    Die Tür schwang auf. Ban-Itos stand davor. Wortlos trat er ein und schloss die Tür hinter sich. Er blickte auf Daron, dann auf Sonja. Ihr leuchtendes Rothaar war zerzaust, ihr Gesicht weiß und tränenbefleckt.
    »Ist er tot?« fragte der Zauberer leise.
    »Er ist tot, und ich liebte ihn …«
    Ban-Itos bedachte sie mit einem rätselhaften Blick. »Dann werdet Ihr ihn rächen!«
    Sie starrten einander an, atemlos, dann breitete Ban-Itos die Arme aus. Vorwärtstaumelnd warf Sonja sich an seine Brust und schlang die Arme um ihn, so wie er seine um sie legte. Zum ersten Mal seit dem Tod ihres Vaters erlaubte sie einem Mann, ihr so Trost zu schenken.
    Voll Achtung und Zuneigung hielt Ban-Itos sie schließlich von sich, blickte in ihre blauen Augen und sagte leise: »Wir haben den Hohentempel noch nicht eingenommen. Thotas ist dort, er lebt noch. Nehmt Oduracs Asche, Sonja, und kommt mit.«
    Sonja fühlte sich wie ein Geist, der sich in die Erinnerungen einer Familie drängte, die er geliebt hatte, aber zu der er nicht mehr gehörte, während sie sich von dem greisen Zauberer abwandte und auf den leblosen Daron zuging. Sie hob sein geborstenes Kettenhemd und nahm sich von dem Gürtel darunter den Lederbeutel mit der Asche des toten Zauberers.
    Dann blickte sie auf Darons stilles Gesicht, das feucht und grau war – einen langen, eindringlichen Augenblick lang betrachtete sie es. Schließlich beugte sie sich darüber, küsste es, betrachtete noch einmal die geliebten Züge, ehe sie Daron die Augen zudrückte und durch sein feuchtes Haar strich. Sie drehte sich um, hob sein Schwert auf und befestigte den Beutel mit Oduracs Asche an ihrem eigenen Gürtel.
    Ban-Itos ging zur Tür und öffnete sie. Eine größere Schar Söldner wartete auf dem Korridor. Die Männer waren müde und kampfgezeichnet, doch bereit, Sonja zu folgen, wohin sie sie führen mochte. Sonja trat auf die Schwelle, blickte auf ihre Männer, zählte sie. Sie war erleichtert, dass so viele den Kampf auf der Treppe überlebt und ihr so weit hatten folgen können. Sie war stolz auf sie, trotz der Trauer über Daron, ihren Geliebten.
    Nunmehr wandte sie sich Ban-Itos zu und sagte grimmig: »Wenn es meinen Tod bedeutet, dann soll es so sein. Ich werde Daron rächen!«
    »Daron hätte nicht sterben dürfen!« Ban-Itos schüttelte den Kopf. »Meine Zeit war abgelaufen, nicht seine. In seinen Sternen stand nichts von Unheil. Es ist, als stünde er unter einem Fluch, der den Tod auf ihn übertrug.«
    »Ja, ein Fluch!« Sonjas Augen wurden hart, entschlossen. »Osylla …«
    Dann schritt sie vorwärts. Ihre Soldaten machten ihr Platz und bildeten eine Gasse für sie. Die Rote Sonja von Hyrkanien schritt hindurch und führte sie an – den Korridor entlang zum Hohentempel der Zikkurat und zu dem Zauberer, der über ihn herrschte, und zu dem Stern des Untergangs.

 
11
THOTAS
     
    Auf halbem Weg in dem Gang, der den Tempel mit der gewaltigen Höhle verband, stießen sie auf einen Haufen verstümmelter und versengter Leichen.
    Nein – nicht alle waren Leichen. Da und dort verriet ein Auge noch Leben, bewegte sich mühsam ein Arm, oder zuckten blutige Finger. Finster blickte Sonja hinab auf diese Beklagenswerten, die von einer Gangseite zur anderen verstreut lagen. An ihrer Rüstung und Kleidung erkannte sie sie als Ostors Barbaren. Offenbar hatten sie die anderen gegen die Priester auf den Brücken kämpfend zurückgelassen, in der Hoffnung, den Hohentempel plündern zu können, und waren dabei blindlings in Stahl und mörderische Zauberei gerannt. Zwischen ihnen lagen auch einige blaugewandete Priester.
    Als sie durch und über die Leichen trat, entschlossen, Thotas um jeden Preis zu erreichen, hörte sie jemanden schwach ihren Namen rufen. Sie zuckte zusammen, und ihr Blick wanderte suchend über den Haufen Gemetzelter, um festzustellen, welcher der grimmigen Krieger in Leder und Kettenrüstung es für wichtiger hielt, im Sterben nach ihr zu rufen, statt Frieden mit seinen Göttern zu schließen.
    »Rote – Sonja …«
    Da sah sie ihn. Sein Gesicht war ihr zugewandt. Blut sickerte aus Nase und Mund und verkrustete bereits im Schnurrbart und Bart. Er war helmlos, und auch sein langes dunkelblondes Haar war blutbesudelt.
    »Rote …« Es war Ostor, der
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