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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Moment betrachtete sie ihn durch Tränenschleier. Sie hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu sinken, einen eisigen Abgrund der Verzweiflung, in dem etwas Grauenvolles lauerte …
    Etwas, das sich von ihrer Trauer, von ihrem Leid nährte.
    »Nein!« rief sie wütend. Sie tastete blindlings nach ihrem Schwert, und ein heftiges Verlangen erfüllte sie, die grausamen Götter zu töten, die die Welten erschaffen hatten. Sofort schwand das Gefühl, dass sie in einen Abgrund mit etwas Grauenvollem sank …
    »Nein«, wisperte sie, halb als Frage, halb als Feststellung. Dann wandte sie sich wieder der Leiche ihres Geliebten zu. »Ich habe es falsch gemacht! Ich liebte dich vom ersten Augenblick an, aber ich weigerte mich, es mir einzugestehen! Und jetzt habe ich dich verloren … Du bist der Sohn eines Zauberers, aber ich liebe dich, Daron!« Wieder drohte ihre Trauer sie zu übermannen, und wieder tat sich der Abgrund auf. »Im Namen Mitras, öffne die Augen und sieh mich an! Ich glaube, ich verliere den Verstand, Daron. Einen Moment vermeinte ich, ein Dämon nähre sich von meinem Leid!«
    Er antwortete nicht, konnte nicht antworten, konnte die Augen nicht öffnen, noch den Kuss ihrer warmen Lippen erwidern.
    »Daron!«
    Erneut dieses grässliche Gefühl, etwas warte darauf, sich von ihrer Qual zu nähren – etwas, das gar nicht so weit entfernt war. Etwas innerhalb der Zikkurat!
    »Ihr Götter der Höllen!« brüllte sie zur dunklen Decke hoch. Wieder rannen ihr die Tränen über Wangen. »Warum habt ihr ihn nicht für mich beschützt?«
    Dann brach sie neben ihm auf der Liege zusammen, grub den Kopf in die Arme und schluchzte.
     
    Eine tränenvolle, seelenlose Zeit lang kniete sie neben dem Bett, fühlte sich verdammt von ihrem Stolz und ihrem eigenen Schicksal.
    Sie weinte, bis keine Tränen mehr flossen, bis ihr Kopf und ihre Seiten schmerzten und ihr ganzer Körper von all den Qualen, die sie je erlitten hatte. Und sie litt wegen einer Liebe, die sie zu spät erkannt hatte, und das war das Qualvollste von allem.
    Bis ein blaues Licht die Kammer erhellte.
    Ein blaues Licht!
    Sie hob die geschwollenen Lider über den brennenden Augen, und sah die seltsame Wesenheit ihrer Bestimmung, halb Mann, halb Frau, in dem blauen Glühen der tiefen Nacht ihres Schicksals leuchten.
    »Mitra!«
    »Du bist dein eigenes Schicksal, Sonja von Hyrkanien!«
    »Was, bei …?«
    »Rufe niemanden, außer dich selbst; suche niemanden, außer dich selbst; halte nicht die Bewegung auf, die dich auf deinem vorbestimmten Weg weiterführt!«
    Erstaunt flüsterte Sonja: »Wer bist du?«
    »Du bist du allein, Sonja von Hyrkanien. Die Vergangenheit öffnet sich in dir; die Zukunft entfaltet sich vor dir. Du bist dein eigenes Schicksal, Rote Sonja.«
    Immer noch kniend, lehnte Sonja sich zurück, doch nun erwuchs Grimm in ihr: denn das Schicksal, das sie hinter der Prophezeiung sah, war voll von Blut und Zauberei, von schrecklicher Einsamkeit, und Liebe, die sie erst fand, wenn sie verloren war.
    »Im Namen Mitras!« brüllte sie die Wesenheit an. »Sag mir, wer du bist und weshalb du mich so heimsuchst!«
    »Du wählst deinen Weg, wie er für dich erkoren war. Du bist der Weg, den du erwählt hast, Rote Sonja. Du bist die Erkorene dieses Weges.«
    »Sag mir, wer du bist …!«
    Das blaue Leuchten verstärkte sich plötzlich, und Sonja musste den Blick abwenden. Sie schwieg nun, übermannt von Müdigkeit und den Nachwirkungen von Trauer über den Verlust. Stumpf hörte sie zu, wie ihr ihr Schicksal kundgetan wurde, und dachte: Warum sagt man es mir? Den meisten Menschen bleibt ihre Zukunft verborgen, und so können sie hoffen.
    »Du bist dein eigenes Schicksal, Sonja von Hyrkanien. Du erwähltest dein Schwert als deine Stärke und dein Herz, doch bist du mehr! Du bist allein du selbst! Verfluche nicht die Götter des Pfades wegen, den du selbst erkorst und der du bist, Rote Sonja! Vor langer Zeit hast du dich entschieden, ihm zu folgen und für ihn zu leben!«
    Das blaue Leuchten schwand. Allein blieb Sonja in einer dunklen Kammer zurück, mit dem Leichnam ihres Geliebten und einer einzelnen Fackelflamme, die sie zu verhöhnen schien.
    Ihr Götter der Götter. Es war Iatos, der zu ihr gesagt hatte: Ich bin es leid, immer der Überlebende zu sein!
    »Warum verfluchst du die Götter des Pfades wegen, den du erkorst und der du bist, Rote Sonja?«
    »Daron! Mitra, hilf mir!«
    »Du bist dein eigenes Schicksal, Rote Sonja von Hyrkanien.«
     
    Sie war
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