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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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zu sein, der durch die Welt zog und sich da und dort ein bisschen überdurchschnittliches Wissen angeeignet hatte.
    Aber Sonja nahm an, dass auch ihr selbst einige ungewöhnliche Wesenszüge zu eigen sein mussten, denn sie war nun schon fast zwei Monate mit Daron zusammen und seiner Gesellschaft nicht müde geworden.
    Auf seine Bemerkung eingehend, sagte sie: »Weshalb sie den Kampf weiterführen, fragst du?«
    »Ja …«
    »Aus Furcht – Rachsucht – Gier nach angeblichem Reichtum. Doch mehr als all das, Daron, ist es vermutlich Gewohnheit. Reine Gewohnheit. Sie haben ein anderes Leben schon fast vergessen. Seit der Stern fiel …«
    Sie trotteten ein Stück vor den drei Dorfkriegern her, die sie begleiteten. Sonja dachte, dass es ganz gut sei, wenn diese drei die Überlegungen von zwei Außenstehenden, wie Daron und sie es waren, nicht hörten.
    Daron brummte: »Das kann ich verstehen. Aber, nein – da muss mehr sein. Sind sie hinter dem Stern her?«
    Sonja zuckte die Schulter. »Jeder ist hinter etwas anderem her. So ist es bei einem Krieg immer. Er beginnt aus irgendeinem Grund, ob nun aus einem edlen oder schurkischen Anlass, aber bald geht der unter in einem Sumpf persönlicher Gefühle, wie Kummer, Habsucht und Rache.«
    »Erstaunlich, dass du so sprichst, schließlich bist du doch Söldnerin.«
    »Aber ich war immer vorsichtig, wenn ich mich für eine gerechte Sache verdingte. Tat ich es, stand ich es auch bis zum Ende durch – aber schnell. Selbst eine offenbar gerechte Sache erweist sich manches Mal als Vortäuschung. Die meisten edlen Gründe stellen sich als Selbsterhaltung oder Habgier heraus.«
    Es war Nachmittag, die Sonne sank allmählich den Hügeln fern im Westen entgegen. Sonja schlug nach den lästigen Fliegen und Mücken und sagte: »Ich rede zuviel. Ich bin müde und hungrig, deshalb kommt mir alles düster vor.«
    Daron hing seinen eigenen Gedanken nach. Er schwieg und war so ruhig, dass es Sonja auffiel. Sie musterte ihn aus den Augenwinkeln und bemerkte, dass der arglose junge Mann verschwunden war und dass, in eine dunkle Wolke des Grübelns eingehüllt, ein harter Beobachter des Lebens, ein Träger tiefer Geheimnisse neben ihr ritt.
    »Sie haben dem Land etwas angetan, nicht wahr?« Er stellte es als Frage – doch nicht aus Ungewissheit, das spürte Sonja, sondern weil er es laut dachte.
    »Haben sie das, Daron?«
    Er drehte sich im Sattel, blickte zurück auf die Zikkurat, auf die Steppe, auf die vereinzelten Steinhütten und auf die drei Krieger, die, in ein Gespräch vertieft, hinter ihnen ritten. »Sie haben etwas mit dem Land getan. Es ist mit einem kaum spürbaren Zauber belegt.«
    »Meinst du die Tempelpriester?« fragte Sonja. »Aber was?«
    Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Etwas … Um die Pflanzen zu beeinflussen? Oder den Verstand der Soldaten?«
    Schweigend ritten sie weiter, schließlich kamen sie zu der breiten Brücke, die vor Jahren errichtet worden war. Es war Sommer, der Fluss seicht, und an den Brückenstützen haftete getrockneter Schlamm mit Wespennestern und kriechenden Käfern. Ein Frosch oder Fisch platschte im Wasser, als ihre Pferdehufe die Holzplanken berührten.
    Von der höchsten Stelle der Brücke aus sahen sie die ganze Weite des Dorfes vor sich – immer noch von allen Dorf genannt, obgleich es nun wahrhaftig groß genug für eine Stadt und mit Holz und Stein befestigt war. Die Abendbrise brachte Kochgerüche mit sich; es duftete nach Rinderbraten, gedünstetem Fisch und Gemüse. Sonjas Magen knurrte laut.
    »Mitra!« stöhnte sie und rutschte im Sattel. »Habe ich Hunger! Und müde bin ich!«
    Sie näherten sich dem Dorf, und man öffnete ihnen das Tor in der dicken Befestigungsmauer. Als Sonja an dem Trupp Soldaten im Hof dahinter vorbeiritt, hielt ihr Offizier sie auf. »Bo-ugan möchte mit Euch sprechen.«
    »Kann ich zuvor baden und etwas essen?«
    »Ich glaube, er möchte Euch sofort sehen. Mein Befehl lautet: sobald Ihr zurückkommt!«
    Sonja seufzte, saß ab und streckte die langen Beine. »Bis später«, sagte sie zu Daran, dann folgte sie dem Offizier.
    »Bis später«, verabschiedete sich Daron und blickte zu dem dunkler werdenden Himmel auf.
     
    Bo-ugan war bei sich zu Hause und saß am Tisch mit ein paar jungen Kriegern und dem Ältesten Agthor – von Bo-ugan selbst abgesehen der einzige Hetman, der aus den Tagen der fünf Dörfer überlebt hatte. Bo-ugan lud Sonja ein, sich ihm gegenüber niederzusetzen. Eine große Platte mit
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