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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Bewunderer machte es sich bequemer und spitzte die Ohren, damit ihm nur ja nichts entging, was Daron dem Mitspieler raten mochte.
    »Nimm dein Blatt«, sagte Daron zu dem Spieler und schlug ihm auf die Schulter, »und leg die Hand auf den Schoß! Dann legst du die andere Hand drüber und denkst an die kalten Nächte auf der Steppe mit der Roten Sonja.«
    Er blinzelte den beiden anderen zu, drehte sich auf dem Absatz und ging weiter.
    Es dauerte einen Augenblick, dann folgte ihm schallendes Gelächter. Der Spieler, der ihn um Rat gebeten hatte, verzog zunächst das Gesicht, doch dann lachte auch er gutmütig.
    Daron schüttelte beim Weitergehen den Kopf. Er musste sich eingestehen, dass ihr Gerede ihn ins Grübeln gebracht hatte. Er und Sonja hatten tatsächlich viele kalte Nächte miteinander auf der Steppe verbracht – waren den gesamten vergangenen Monat beisammen gewesen, hatten zusammengekratzt, was an Essen da war, und hatten ihre Pferde angespornt. Sie war bei der Verteidigung von Darons Dorf als Kriegerin mehr denn willkommen gewesen, aber schließlich war es den räuberischen Nomaden trotz allem gelungen, die Hütten zu brandschatzen. Das war vorbei. Er hatte nichts, woran sein Herz gehangen hätte, zurücklassen müssen. Seine Eltern waren längst von ihm gegangen und hatten ihm kaum mehr als Bitterkeit vermacht. Es hatte auch niemanden gegeben, der ihm sonderlich nahe gestanden hätte. Wie Sonja war er seit seiner Jugend ein unsteter Wanderer. Er war noch ein junger Mann, genau wie Sonja eine junge Frau war, aber seine Verbitterung schwärte in ihm und machte ihn älter als seine Jahre. Während er und Sonja durch die Steppe ritten, hatte sich eine tiefe Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, aber keine Liebe. Was empfand sie eigentlich für ihn? fragte sich Daron manchmal. Wenn sie wirklich etwas für ihn fühlte, verbarg sie ihr Herz gut.
    Doch bei ihm war es nicht anders. Das hatte sich zum Überleben als notwendig erwiesen.
    Zweifellos galt das auch für die Schwertkämpferin.
     
    Sonja war inzwischen noch nicht weit gekommen. Sie wartete darauf, den Tempel verlassen zu dürfen. Mit anderen war sie zurückgehalten worden, da Wachen außerhalb der Untergrundtür Bewegung auf den oberen Wänden bemerkt hatten. Die Blaugewandeten hatten zwar schon seit geraumer Zeit nicht mehr versucht, Zauberei gegen die Belagerer zu wirken, aber die Möglichkeit bestand, dass sie wieder damit anfingen. Das erste Stück zwischen der Stufenpyramide und der vordersten Steinhütte in der Wiese wurde immer im Galopp zurückgelegt, in der Befürchtung, ein Zaubergeschoß könnte von den hohen Fenstern herabbrausen.
    Endlich beschlossen die Wächter am Eingang, das Risiko zuzulassen. Sonja, Daron und fünf weitere Krieger schwangen sich auf ihre Pferde und ließen sie bis zum Ende des schweren Stoffdachs in die Wiese trotten. Dort erwarteten sie das Zeichen der Wachen in den etwas entfernteren Schützengräben, ehe sie ihren Pferden die Knie gaben und bis zur nächsten Steinhütte galoppierten. Ab dort gestatteten sie ihren Tieren wieder den Trott.
    »Seit wir hier sind, ist noch nie etwas passiert«, sagte Daron zu Sonja. »Doch jedes Mal, wenn wir hier weg- oder hinreiten, spüre ich, dass etwas geschehen wird.«
    »Mach dir nichts vor!« mahnte sie ihn. »Diese Hexerhunde beobachten uns unaufhörlich. Sie könnten gegen uns vorgehen, wann immer sie wollen. Wir wissen es, und sie wissen es. Das dürften lange zehn Jahre für einige dieser Leute gewesen sein, Daron.«
    »Daran zweifle ich nicht. Aber ich verstehe einfach nicht, weshalb sie den Kampf weiterführen, Jahr um Jahr …«
    Daron war nur ein oder zwei Jahre jünger als Sonja, aber manchmal bewies er. eine Arglosigkeit, die ihn jünger als seine Jahre zu machen schien. Das war Sonja schon bald aufgefallen, und es hatte sie zuerst beunruhigt, weil sie nicht gewusst hatte, inwieweit sie sich auf ihn verlassen konnte. Allmählich hatte sie jedoch gespürt, dass dieser Zug eine Tarnung war, die er entwickelt hatte, um sich dahinter zu verbergen. Sein Wesen, war so komplex und versteckt, dass Teile davon nur in gewollt übertriebener Weise an die Oberfläche gelangten – wie seine Arglosigkeit oder seine plötzlichen Temperamentsausbrüche, oder seine zeitweilige tiefe Niedergeschlagenheit. In Daron steckte mehr als in den meisten weit älteren Männern, die ein ereignisreiches Leben geführt hatten. Trotzdem schien er gewöhnlich lediglich ein junger Schwertkämpfer
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