Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Steinwandler pyramiden2

Der Steinwandler pyramiden2

Titel: Der Steinwandler pyramiden2
Autoren: douglass
Vom Netzwerk:
stemmte die Stange in den weichen Flußgrund, und Kiamet gab dem Kahn vom Ufer einen Stoß.
    Und so trieb ich in den Nebel hinein.

    Ich wußte nicht genau, wo ich hinfahren sollte. Kiamet hatte eine kleine Lampe in den Bug des Kahns gestellt, und sie leuchtete im Nebel und hüllte die nächste Umgebung in weiches Licht. Sobald ich die ersten Schilfrohre am Westufer erblickte, steuerte ich in diese Richtung.
    Ich stakte mich lautlos in das Schilf hinein, und die Pflanzen teilten sich vor dem flachen Bug des Kahns. Hier war es still.
    Eine andere Welt… und darauf hoffte ich. Das Marschland.
    Ein Grenzland; irgendwo hier berührte diese Welt die Zuflucht im Jenseits.
    Und dort würde Boaz auf mich warten.
    Ich glaubte mittlerweile zu verstehen, was geschehen war.
    Boaz hatte in der Unendlichkeit etwas gelernt. Er hatte gelernt, das Lied so zu verändern, daß er in den Grenzbereich der Zuflucht gelangt war, nicht aber wirklich in sie hinein. Daher stammte der Eindruck, daß er da und doch nicht da war. Bei den Soulenai, aber nicht unter ihnen. Sich zu weigern schien, von ihnen aufgenommen zu werden. Nicht mit ihnen sprechen konnte.
    Voller Unruhe störte er den Frieden der Zuflucht im Jenseits, rief nach mir, baute auf unsere starke Verbundenheit, damit ich ihn finden und nach Hause holen konnte.
    Sorgte sich um das Kind.
    »Boaz?« flüsterte ich in den Nebel hinein. »Wo bist du?«
    Da war nur das leise Flüstern des Schilfrohrs, das sich sanft vor dem Bug des Kahns und dem schaukelnden Licht teilte.
    Ich stakte stundenlang, bis in meinem Kreuz der Schmerz tobte und meine Hände von dem rauhen Holz der Stange Blasen bekamen. Eine Brise erhob sich und brachte Bewegung in den Nebel, ohne ihn aufzulösen, und spielte mit meinem Haar. Es wickelte sich um die Stange, und ich hielt inne, um zu Atem zu kommen und mein Haar zu entwirren und über die Schultern zu werfen.
    Das Kind veränderte wieder einmal seine Lage, und der Schmerz in meinem Rücken flammte auf zu etwas Drängenderem, etwas, das nicht mehr einfach beiseitegeschoben werden konnte.
    »Boaz!«
    Da war nichts.
    Wieder durchfuhr mich der Schmerz, und ich schluchzte auf, rief mich zur Ordnung und faßte die Stange wieder fester.
    Irgendwo wartete Boaz… er wartete… und sein Kind wartete darauf, zur Welt gebracht zu werden. Hier, wo Isphet weit, weit weg war.
    Ich verbiß mir den Schmerz mit aller Gewalt und stakte den Kahn durch das Schilf.
    Die Lampe brannte nicht mehr so hell. Oder war die Nacht nicht mehr so dunkel?
    Ich weinte, denn mir war klar, daß ich ihn bis zur Dämmerung finden mußte oder ihn für immer verlieren würde.
    Auf der einen Seite quakte ein Frosch, aber ich gab mir Mühe, ihn zu überhören. Er war nur eine weitere unwillkommene Mahnung dafür, wie nah der Sonnenaufgang war.
    Der Nebel wurde so dicht, daß ich kaum atmen konnte. Ich hielt inne, die eine Hand auf meinem gewölbten Bauch, die andere an der Stange. Ich drückte schwach, nicht mehr dazu fähig, beide Hände zu benutzen.
    Ein anderer Frosch quakte, und dann schwankte der Kahn so stark, daß mir die Stange aus dem Griff rutschte und im Wasser landete.
    Ich schrie auf und versuchte, sie noch zu packen, aber ich war zu unbeweglich, und der Kahn schwankte zu sehr, als daß es mir gelingen konnte. Sie war weg, und ich war meinem Schicksal ausgeliefert.
    Jetzt, mit beiden Händen auf dem Bauch, schaute ich mich um.
    Fetizza war auf den Bug des Kahns geklettert; ihr Gewicht hatte ihn in dieses heftige Schaukeln versetzt.
    Sie starrte mich mit ihren großen, feuchten, dunklen Augen an, dann blinzelte sie langsam.
    Ein weiterer Frosch, viel kleiner als Fetizza, hüpfte in den Kahn.
    Ich zuckte zusammen, als noch ein Frosch hereinsprang, diesmal über meine Schulter.
    Dann schrie ich auf. Hunderte winziger Frösche regneten in den Kahn. Einige landeten auf meinem Kopf und verfingen sich in meinen Haaren, und ich hob die Hände und versuchte, sie zu befreien, zuckte immer wieder zusammen, wenn Frösche mich trafen und dann in den Kahn hüpften.
    Ein gewaltiger Krampf preßte meinen Körper zusammen, und ich stöhnte und griff nach beiden Seiten des Kahns.
    Jeder der versammelten Frösche starrte mich an. Reglos.
    Wartete.
    Fetizza öffnete das gewaltige Maul… und sang. Die Frösche im Kahn fielen ein, genau wie die Tausende ihrer Geschwister, die auf den Schilfrohren des Marschlandes saßen.
    Da setzte sich der Kahn von allein in Bewegung.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher