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Der Steinwandler pyramiden2

Der Steinwandler pyramiden2

Titel: Der Steinwandler pyramiden2
Autoren: douglass
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endlose Wüste, in der die Hitze pulsierte und nach meinem Atem und Leben griff. Ich schluchzte, wurde langsamer. Würde ich denn niemals entkommen?
    Tirzah!
    Ich stolperte weiter, schnappte nach Luft, und ich rannte durch ein Land aus Stein, in dem Pyramiden mir mit großen, schwarzen, glasigen Augen nachstarrten und starrten und starrten…
    Tirzah!
    Ich konnte nicht entkommen. Die Stimme würde mich nicht in Ruhe lassen.
    Tirzah!
    »Boaz!« schluchzte ich. »Boaz!«
    Tirzah? Bist du es? Hilf mir, Tirzah, bitte hilf mir!
    Boaz!
    Der Stein unter meinen Füßen wurde kühler und weicher, und ich sah, daß ich über Ackerkrume lief, in der neues Leben sproß.
    Ich glaubte ihn zu sehen, eine Andeutung, einen Schatten, und ich rannte mit noch größerer Anstrengung.
    Tirzah? Kannst du mich hören? Hilf mir! Bitte, bitte, hilf mir!
    »Oh ihr Götter, Boaz! Wie nur? Wie?«
    Schilf schlängelte sich um meine Beine, und ich stürzte ins Wasser und versank. Ich kämpfte mich hoch an die Oberfläche, schrie, als ich ausatmete. »Boaz? Wo bist du?«
    Rote und rosafarbene Flammen brausten um mich hinweg in die Lüfte – Vögel, Millionen von ihnen, erhoben sich in die Morgendämmerung.
    Juitvögel.
    Tirzah… das Kind. Wie geht es dem Kind?
    Ich erwachte, überrascht, mich im Bett vorzufinden und nicht im Schilf gefangen zu sein.
    Ich lag lange Zeit reglos da, die Hand auf dem Bauch, ein kleines Lächeln auf dem Gesicht, Frieden im Herzen.
    Boaz hatte wegen des Kindes gar keine Warnung ausgesprochen. Er hatte danach gefragt!

    »Isphet?«
    »Hmm?« Sie hatte hereingesehen, um mir einen guten Morgen zu wünschen.
    »Isphet, ich bin hungrig. Sagst du Holdat bitte Bescheid, daß ich heute morgen ein großes Frühstück möchte?«
    Sie sah mich an.
    »Und dann werden wir packen. Ich glaube, ich würde mein Kind gern am Juitsee zur Welt bringen. Bitte, erfüll mir diesen Wunsch.«

24

    Sie war sofort mißtrauisch.
    »Bitte, Isphet. Ich bin Setkoth leid, und der Frieden des Sees ist genau das, was ich für die letzten Monate brauche. Bitte.«
    »Ich komme mit dir«, sagte sie vorsichtig.
    »Das wäre schön, Isphet. Glaubst du, Layla würde auch gern mitkommen? Und Zabrze? Nach den ganzen Wirren und den traurigen Geschehnissen der letzten Monate würde er uns allen Frieden bringen. Außerdem wurde Boaz am Juitsee geboren.
    Bitte, Isphet. Ich will gehen. Ich würde mich ihm dort nahe fühlen.«
    Sie gab nach.
    Drei Tage später gingen wir an Bord, Isphet, Layla und die Hündin, Kiamet, Holdat und mehrere Einheiten Soldaten.
    »Aber zur Geburt bin ich da«, sagte Zabrze. »Ich werde doch nicht die Ankunft meiner ersten Nichte oder meines ersten Neffen versäumen.«
    Isphet bewahrte die Fassung. Sie tat mir leid. Wäre ich an ihrer Stelle gewesen, hätte ich gehofft, die Kraft zu haben, das gleiche zu tun. Aber Isphet hätte mich nicht verstanden, auch nicht, wenn ich ihr meinen Traum erzählt hätte. Sie hätte ihn bloß für die Einbildung einer Frau gehalten, die entschlossen war, ihr Kind zu beschützen.
    Zabrze trat zurück und sah die Soldaten an. »Sie werden für euren Schutz sorgen«, sagte er. »Es ist niemand mehr am Juitsee gewesen, seit… seit Nzame verschwunden ist.«
    »Alles wird in Ordnung sein«, sagte ich. »Memmon hat einen Bericht geschickt, daß das Land blüht wie nie zuvor.«
    Memmon war wie alle anderen auch aus seiner Versteinerung erlöst worden, als Boaz Nzame in die Unendlichkeit befördert hatte. Ich fragte mich, ob dieses Erlebnis ihn überhaupt berührt hatte.
    »Leb wohl, Zabrze. Bleib nicht zu lange in Setkoth.«

    Die Reise verlief ohne jede Störung. Am ersten Tag passierten wir die Pyramide. Der Schlußstein war abgenommen worden, und ich sah, daß Zabrze angeordnet hatte, die ganze Pyramide mit Schilfmatten zu bedecken.
    Die Kammer zur Unendlichkeit mußte dunkel und still sein.
    Ich wandte meinen Blick wieder dem Fluß zu. Ich wußte nicht, warum ich zum Juitsee reisen mußte, aber ich vertraute dem Buch der Soulenai.
    Mein Schlaf war ruhig und traumlos gewesen, meine Tage friedlich. Ich aß jetzt wieder gut, doch war ich verstört darüber, daß ich in den Monaten so schwach geworden war, in denen ich mich wegen Boaz und um unser Kind gequält hatte. Es bewegte sich in mir, und ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und genoß die Wärme der Sonne aus vollem Herzen.
    Isphet hatte eine langsame Reise befohlen, und sie war erfreut, daß es mir dabei so gut ging. Die Flußluft war süß, und die
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