Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger
Autoren: Thomas Jeier
Vom Netzwerk:
kaum Waffen besaßen.
    Er beobachtete, wie Gunnar und einige andere Männer zur Kirche rannten und den Mönch, der sich ihnen vor der Tür in den Weg stellte, gnadenlos niedermetzelten. Mit blutigen Schwertern rannten sie in das halbrunde Gebäude hinein. Die Kirche lag dicht an der Klostermauer und war von blühenden Bäumen umgeben. Mit ihrem klobigen Turm ragte sie über die anderen Häuser empor. Neben dem Eingang erhob sich ein steinernes Kreuz, das mit eingemeißelten Zeichen versehen war und Hakon an Thors Hammer erinnerte.
    Nachdem er den anderen in die Kirche gefolgt war, blieb er neugierig stehen. Für einen Nordmann wie ihn, der nur wenig über das Christentum wusste, war eine Kirche ein Haus wie jedes andere. Hier brauchte man weder Ehrfurcht noch Demut zu zeigen. Eher verwundert blickte er auf den Altar mit dem Kreuz und den goldenen Kelchen und die vergoldeten Figuren zu beiden Seiten. Gunnar stopfte die wertvollen Stücke in den mitgebrachten Sack und deutete auf den verschlossenen Raum rechts vom Altar. Die stärksten Männer traten die Tür ein und zerrten johlend einen Mönch nach draußen. »Das ist ihr Häuptling«, rief Gunnar. Seine Worte wurden von der gewölbten Decke als Echo zurückgeworfen. Er riss dem Mann eine silberne Kette vom Hals und warf sie in den Sack. »Ich habe mir sagen lassen, dass die Christen ihre Schulden im Feuer bezahlen.« Er deutete zum Ausgang. »Da draußen gibt es genug Feuer. Werft ihn in die Flammen!«
    Zu Hakons großer Verwunderung gab der Anführer der Mönche keinen Laut von sich, als ihn zwei Krieger aus der Kirche schleppten. Hakon erkannte nicht mal Angst in seinen Augen. Er betete zu seinem Gott, als vertraute er immer noch darauf, dass der ihn und seine Glaubensbrüder vor dem Tod bewahrte, obwohl bereits alle Mönchshütten brannten und kaum noch einer der weiß gekleideten Pfaffen am Leben war.
    »Worauf wartest du noch, Hakon?«, rief Gunnar. »Hilf uns, die Schätze in einen Sack zu packen und zum Schiff zu tragen. Der ganze Raum ist voll.«
    Tatsächlich war der Raum, in dem sich der Anführer der Mönche versteckt hatte, voller wertvoller Schätze. Aus kostbaren Stoffen gefertigte und mit Seide durchwirkte Wandbehänge, mit Juwelen besetzte Kästchen und Gefäße, Figuren aus Gold und Silber, kostbare Becher und Teller und ein funkelndes, mit Edelsteinen verziertes Kreuz lagen in der schweren Holzkiste, hinter der sich der Mönch verschanzt hatte. Sogar ein mit eingelegten Rubinen und silbernen Ornamenten versehenes Schwert war dabei. Warum sich der Anführer damit nicht verteidigt hatte, verstand Hakon nicht. Ein Nordmann würde niemals kampflos in den Tod gehen.
    Mit den prall gefüllten Säcken stürmten Gunnar und die anderen Männer nach draußen. Hakon blieb zurück, ließ sich durch eine flüchtige Bewegung ablenken, die er auf der anderen Seite des Altars wahrnahm. Ein Mönch, der geduckt eine kaum sichtbare Treppe hinunterlief. In dem Lichtstrahl, der durch die offene Tür hereinfiel, erkannte Hakon, dass der Mann einen rechteckigen Gegenstand wie etwas sehr Wertvolles mit beiden Händen an seine Brust gepresst hielt. Einen Schatz, den er in Sicherheit bringen wollte?
    Hakon folgte ihm, den Schild in der linken, das Schwert in der rechten Hand. Als er die Treppe erreichte, sah er gerade noch, wie der Mönch um die Ecke verschwand. Er hatte einen Umhang über seine Schultern geworfen.
    Hastig folgte Hakon ihm in den Keller der Kirche. Modriger Geruch und der beißende Rauch einer Öllampe erwarteten ihn. Ein eisiger Luftzug wehte ihm entgegen, gab ihm das Gefühl, von einer unsichtbaren Hand berührt zu werden. Er blieb am Fuß der Treppe stehen und blickte vorsichtig nach links. Der Mönch rannte durch einen schmalen Gang davon. Den geheimnisvollen Gegenstand hielt er in den Armen wie eine Mutter ihr neugeborenes Baby.
    Fest entschlossen, den wertvollen Schatz in seinen Besitz zu bringen, rannte Hakon hinter ihm her. Sie waren hier, um reiche Beute zu machen und den Reichtum ihrer Sippe zu mehren. So hatte Ivar gesprochen, als sie mit ihrem Schiff in See gestochen waren.
    Am Ende des Ganges führte eine Treppe ins Freie, nur wenige Schritte von der Klostermauer entfernt. Die Stelle war durch einige Bäume und Sträucher geschützt und vom Klosterhof nicht einsehbar. Hakon kam gerade noch zurecht, um den Mönch über die Mauer klettern zu sehen, die Augen voller Angst.
    Hakon schlug mit dem Schwert nach ihm, traf aber nur die mit Mörtel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher