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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Autoren: Margaret Weis
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entschlossen, den Edelstein zu nehmen, die Geschwister zu verlassen und den Stein zu benutzen, um sein oder ihr eigenes Königreich zu errichten. In der Nacht kamen sie und stahlen den Stein der Könige – oder sie dachten es zumindest. Tatsächlich nahmen sie jeweils nur einen Teil des Steins. Jeder zog in einen andern Teil des Landes. Als der Edelstein geteilt wurde, wurde sein Inneres enthüllt, und so kamen Uneinigkeit, Feindseligkeit und Hass, Kummer und Tod in die Welt.«
    Die vier Paladine konnten Tamaros nicht anschauen, und auch nicht einander. Alle wussten voller Scham, dass sie ein Teil dieser Geschichte waren.
    »Sicher, der Edelstein hatte einen bitteren Kern«, fuhr Tamaros fort, »aber jeder einzelne Teil des Steins glitzerte und glänzte, und Regenbögen tanzten darin. Erst jetzt konnten die Geschwister sie sehen, denn zuvor waren sie für die Schönheit blind gewesen. Der Tod öffnete ihre Augen. Sie erkannten, dass sie nur wenig Zeit hatten, und lernten, die Zeit, welche ihnen noch blieb, zu genießen und zu schätzen. Mit dem Kummer kam auch die Hoffnung. Mit dem Tod kam das Leben.
    Die Götter nahmen den Stein der Könige zurück. Sie sandten ihn danach noch einmal in die Welt, aber das ist eine andere Geschichte. Dann bat ich darum und erhielt ihn, und ob ich es richtig gemacht habe oder falsch, wissen nur die Götter. Und nun frage ich euch, was wollt ihr mit eurem Teil des Steins tun?«
    »Ich kenne die Antwort«, sagte Shadamehr. »Ich gebe ihn meinem Bruder.«
    Er hielt seinen Teil des Steins der Könige in der ausgestreckten Hand.
    »Ebenso wie ich«, sagte Damra und bot ihren Teil an.
    »Und ich«, »und ich«, sagten der Kapitän und Wolfram.
    Im Portal der Götter, unter der Himmelskuppel, brachten sie die vier Teile des Steins der Könige zusammen. Die vier Teile bildeten eine Pyramide aus strahlendem Licht, glitzernd, blendend, schimmernd von unzähligen Regenbögen. Hell wie eine Sonne leuchtete der Stein der Könige, und die Paladine zogen die Hände zurück.
    Der Stein der Könige fiel im Portal der Götter auf den Boden, einen Boden, welcher fest und kalt und blutbefleckt war. Der Stein zerbrach, brach wieder in vier Teile.
    »Warum ist das geschehen?«, wollte Shadamehr wissen.
    »Weil ihr den bitteren Kern vergessen habt«, sagte Dagnarus.
    Gehüllt in seine schwarze Rüstung, welche in seiner Seele geschmiedet worden war, um seinen Körper zu umhüllen, betrat der Lord der Leere das Portal der Götter mit raschem, festem Schritt, die Hand am Schwertgriff. Er trug keinen Helm. Er sah genauso aus wie vor zweihundert Jahren, als er diese Kuppel zum letzten Mal betreten hatte. Sein rötlich braunes Haar war dicht und achtlos frisiert und streifte seine Schultern. Er lächelte siegessicher.
    »Danke, dass ihr alle gekommen seid«, sagte er. »Und dass ihr den Stein der Könige mitgebracht habt. Mein Freund Gareth – es ist seine Leiche, die ihr dort auf dem Boden seht – hat gute Arbeit geleistet. Valura, meine Liebe, du gefällst mir in dieser Verkleidung nicht. Der Verräter Silwyth ist endlich tot. Ich will ihn nicht mehr sehen.«
    Die Fassade von Silwyth schlug Wellen, wie sie manchmal auf einem stillen Teich entstehen. Dann verschwanden sie, und die Gestalt eines Vrykyl in schwarzer Rüstung erschien und stellte sich neben Dagnarus.
    Und dann sah er seinen Vater.
    Dagnarus lächelte immer noch, aber sein Blick war wachsam und misstrauisch geworden. »Falls du gekommen bist, um mich aufzuhalten, Vater…«
    »Ich würde dich nicht aufhalten, selbst wenn ich es könnte«, erwiderte Tamaros. »Wenn auch vielleicht nicht aus dem Grund, den du annimmst. Ich kann die Hand nicht gegen dich erheben. Ich kann dich nicht berühren. Mein sterblicher Körper ruht im Grab. Ich kann dich nicht berühren, Sohn, es sei denn mit meinen Gebeten.«
    »Und dafür ist es ein wenig spät, Vater«, sagte Dagnarus. »Das einzige Gebet, das du hättest sprechen sollen, hast du nicht gesprochen. Du hättest darum beten sollen, dass ich nie geboren worden wäre.«
    Dagnarus streckte die Hand aus, um die glitzernden Teile des Steins der Könige aufzuheben. Eine Schwertklinge traf den Steinboden nahe seiner Hand und hätte beinahe seine Finger abgetrennt. Dagnarus zog die Hand zurück und blickte auf.
    »Und wer seid Ihr, mein Herr?«
    »Ich heiße Shadamehr. Und
ich
kann die Hand gegen Euch erheben.«
    Shadamehr hatte keine Rüstung. Er trug seine übliche Kleidung und den Reiseumhang, der nun verfleckt,
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