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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Autoren: Margaret Weis
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er den Dolch der Vrykyl und entwand ihn Dagnarus.
    Rabe warf sich zur Seite und gegen die Wand. Er stieß so fest dagegen, dass er beinahe das Bewusstsein verloren hätte. Halb betäubt und nicht ganz sicher, was eigentlich geschehen war, glitt er zu Boden. Neben ihm lag das Skelett des Ermordeten. Rabe fühlte sich diesem Toten seltsam verwandt. Er sackte neben den zerschmetterten Schädel und die ausgestreckten knochigen Hände und verharrte so reglos wie die Leiche selbst.
    »Diesmal, K'let«, sagte Dagnarus kalt vor Zorn, »wird es kein Verzeihen mehr geben. Ich werde deine Seele in die Leere schicken! Gib mir den Dolch zurück!«
    »Mein Prinz«, sagte Gareth und stellte sich zwischen Dagnarus und K'let, wie er einmal zwischen Dagnarus und Helmos gestanden hatte. »Lasst ihn gehen. Ihr braucht den Dolch nicht, Ihr habt den Stein der Könige.«
    Dagnarus schaute ins Portal der Götter, und dort, unter der weiten Himmelskuppel, standen die vier Paladine in Rüstungen aus Licht und dem Segen der Götter. Jeder von ihnen trug ein Viertel des Steins der Könige um den Hals, direkt über dem Herzen ruhend, glitzernd im strahlenden Licht wie der Abendstern im Sonnenaufgang.

Die Paladine standen unter der Himmelskuppel und schauten zu den Sternen auf und zu der endlosen, ewigen Dunkelheit, welche die Sterne miteinander verband, und sie wussten, dass sie gleichzeitig sehr klein und sehr groß waren, denn sie waren aus Sternen und Dunkelheit gemacht.
    Ein älterer Mann kam aus der Dunkelheit und den Sternen auf sie zu. Seine Miene war wohlwollend, sein Blick weise. Die strengen Linien der Überheblichkeit und des Stolzes, die einmal sein Gesicht gezeichnet hatten, waren weicher geworden. Er war so königlich, wie die Porträts ihn darstellten, aber gebrechlicher und verwundbarer. Er hatte alle Zeichen seines Königtums abgelegt – die Krone, das Gewand, das Zepter. Er hatte seinen menschlichen Körper abgestreift. Er war, was wir alle am Ende und am Anfang sind: ein Kind der Götter.
    Die Paladine erkannten Tamaros, erkannten ihn in ihrer Seele, und sie erwiesen ihm ihren Respekt, jeder auf seine Weise. Er sprach, und sie antworteten, aber die Worte waren lautlos wie der Raum zwischen den Sternen.
    »Kapitän der Kapitäne«, sagte Tamaros, »Kind Dunners, Lady Damra und Lord des Suchens, ich würde behaupten, dass ihr den Schwur erfüllt habt, den ich einmal jeden Träger des Steins der Könige leisten ließ. Ich weiß inzwischen allerdings, dass ich nicht das Recht hatte, diesen Schwur zu verlangen, welchen eure Ahnen leisteten. Ebenso wie es mir nicht zustand, den Stein der Könige weiterzugeben.«
    »Warum haben die Götter Euch dann den Stein gegeben?«, fragte Shadamehr.
    »Ich weiß es nicht, Lord des Suchens«, antwortete Tamaros.
    »Manchmal denke ich, ich hätte ihn einfach sicher aufbewahren und ihn nutzen sollen, um im Kleinen Gutes zu tun, wo und wann immer ich konnte. Manchmal glaube ich, die Götter hofften, dass ich mich selbst gut genug kennen würde, um ihn abzulehnen.«
    »Aber Ihr wisst doch sicher, Euer Majestät, dass die Kirche behauptet, dass wir im Tod alle Antworten erhalten.«
    Tamaros lächelte. »Sie irrt sich, Lord des Suchens. Im Tod erhalten wir weitere Fragen, so viele Fragen, wie es Sterne gibt. Es ist unser Vorrecht, das Universum auf der Suche nach Antworten zu durchstreifen, und so erfahren wir, was die Götter bereits wissen: dass es so viele Antworten wie Sterne gibt, und dass jede Antwort nur zu weiteren Fragen führt. Der Segen besteht darin, dass wir im Tod all das nicht fürchten – nicht die Fragen, und nicht die Antworten.
    Als die Welt geschaffen wurde, schufen die Götter Wesen nach ihrem Abbild, welche die Welt bewohnen und wachsen und sich mehren sollten. Orks, Elfen, Menschen und Zwerge lebten zusammen auf der Welt in Harmonie, so wie die Elemente existierten, Luft und Wasser, Erde und Feuer. Zufrieden lebten sie von einem Tag zum anderen, aber sie erreichten keinen Wohlstand, und die Welt gedieh nicht.
    Auf dieser Welt gab es zwei Brüder und zwei Schwestern, einer von jedem Volk, ganz ähnlich wie ihr. Die Götter gaben den vieren einen Edelstein von solch strahlender Schönheit, wie man es noch nie zuvor gesehen hatte. Sie wollten alle diesen wunderbaren Edelstein für sich. Die vier, die einander einmal geliebt hatten wie Geschwister, begannen sich zu streiten. Ihre Liebe wurde zu Hass, sodass sie einander nicht mehr ertragen konnten. Jeder war tief im Herzen
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