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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
Autoren: Margaret Weis
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bei diesem makabren Tanz gesehen hätte, hätte ihn für verrückt gehalten.
    Inmitten dieser Qualen packte plötzlich eine Hand seinen Schwertarm. Gustav drehte sich rasch um, versuchte, einen Blick auf den Angreifer zu werfen, und glaubte schon, der Person gegenüberzustehen, die ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Aber er hatte sich geirrt. Es war keine Hand. Sein Arm hatte sich in einer riesigen Baumwurzel verfangen, die sich nun um seinen Ellbogen schlang. Eine andere Wurzel streckte sich aus und packte sein Fußgelenk. Eine dritte umklammerte seinen linken Arm.
    Nun war Gustav von einer regelrechten Wolke von Stechmücken umgeben, die ihn überall erwischten. Er war gezwungen, die Augen zu schließen, um sie zumindest von dort fernzuhalten.
    Und dann griffen auch die Ratten an. Trotz der Laternenflamme schwärmten sie über seine Füße, kratzen und krallten. Die Baumwurzeln schnitten ihm die Blutzufuhr beinahe ab. Mit verzweifelter Anstrengung riss Gustav sich los. Wild um sich schlagend, taumelte er rückwärts.
    Die Mauer aus Erde war verschwunden. Er hatte den Weg nach draußen wiedergefunden.
    Gustav zog sich den Tunnel entlang zurück. Die Moskitos wurden weniger. Er konnte immer noch ihr Summen hören, aber sie folgten ihm nicht. Auch die Ratten gaben ihren Angriff auf. Er warf einen Blick zurück über die Schulter. Er hatte seine Laterne hinter sich am Boden stehen lassen, und in ihrem Licht konnte er nun sehen, was er nicht bemerkt hatte, als er sich innerhalb der Grabkammer befand. Das Laternenlicht fiel in eine große Kammer, zweifellos die eigentliche Grabkammer selbst. Seine Peiniger hatten davor Stellung bezogen und beobachteten seinen Rückzug. Die Ratten folgten ihm nicht. Die Baumwurzeln hingen schlaff von der Decke. Die Moskitos schwirrten umher, waren aber nicht an einer Verfolgung interessiert.
    Gustav verstand plötzlich.
    Man hatte ihn gewarnt. Es würde ihm nicht gestattet sein, die Grabkammer zu betreten.
    »Es ist, als würde die Erde selbst das Grab beschützen«, murmelte er, kratzte an den Mückenstichen und schlug nach den wenigen Insekten, die immer noch in seiner Kleidung hingen.
    Dann hörte er auf zu kratzen und spürte plötzlich das Jucken nicht mehr.
    »Die Erde selbst beschützt das Grab«, wiederholte er. »Aber selbstverständlich! Erdmagie! Nichts sonst hätte die Legionen der Erde ins Feld führen können. Die Ratten, Insekten und Bäume haben mich bedroht, aber sie haben mich nicht getötet. Zumindest diesmal nicht. Diesmal war es noch eine Warnung. Beim nächsten Mal werden sie töten. Aber was beschützen sie?«
    Die Antwort war offensichtlich.
    »Ist es wirklich möglich?«, fragte er sich voller Ehrfurcht.
    Sein Herz pochte so heftig vor Begeisterung, dass die Schläge unregelmäßig wurden. Schwindlig und plötzlich geschwächt lehnte er sich an die Tunnelwand, versuchte, sich zu beruhigen.
    »Habe ich nach all diesen Jahren tatsächlich gefunden, was ich suchte?«
    Er konnte sich kaum etwas anderes vorstellen, was die Erde so tapfer beschützen würde.
    Der Stein der Könige. Jeder Anteil des heiligen Steins war von seiner eigenen Magie erfüllt: der elfische Teil von Magie der Luft, der Teil der Zwerge von Feuermagie, der Teil der Orks von Wassermagie. Der Teil, den die Menschen erhalten hatten, war voller Erdmagie. Erdmagie würde den heiligen Stein vor denen beschützen, die keinen Anspruch darauf hatten.
    Wie zum Beispiel vor der Person, die ihn beobachtete.
    Diese Person hatte offenbar selbst versucht, das Grabmal zu betreten, und sich der gleichen tödlichen Bedrohung gegenüber gefunden wie Gustav. Gezwungen, sich zurückzuziehen, wartete der andere nun und beobachtete, ob es Gustav besser ergehen würde.
    Gustav richtete sich auf. Sein Herzschlag war wieder normal, und er ging abermals den Tunnel entlang auf das Laternenlicht zu – sein Leuchtfeuer in der Dunkelheit. Die Ratten zischten ihn wütend an und begannen zu wachsen, bis sie Hundegröße erreichten. Die Moskitos verwandelten sich in gewaltige Ungeheuer. Er konnte sein eigenes Abbild erkennen, wie es hundert Male in einem einzigen Facettenauge gespiegelt wurde. Die Baumwurzeln bogen sich zu Henkersschlingen, bereit, ihn am Genick zu packen und zu erwürgen. Hinter sich hörte er, wie der Tunnel einstürzte. Das Grabmal war versiegelt.
    Beim ersten Mal war es eine Warnung gewesen. Nun wollte die Erde ihn töten.
    Gustav zog die feinen, handgeschmiedeten Kettenhandschuhe zurecht, die er trug, hob
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