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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
Autoren: Margaret Weis
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schaute hinein, zutiefst von Ehrfurcht und Begeisterung erfüllt.
    Der Stein der Könige war ein dreieckiger Kristall mit vier Seiten, die einen Keil bildeten. Glatt, fest, eiskalt zu berühren und makellos, fing der Kristall das Licht ein und brach es in einen Regenbogen von Farben, die das Auge verwirrten. Wenn man den Berichten, die König Tamaros hinterlassen hatte, glauben durfte, sahen die anderen Teile des Steins genauso aus, und wenn alle vier zusammengefügt wurden, bildeten sie eine Pyramide.
    Gustav fiel auf die Knie und betete.
    »Ich danke euch, dass ihr mir dies gewährt habt. Ich werde meinen Schwur treu einhalten. Mögen mein Leben und meine Seele von mir genommen werden, wenn ich versage.« Seine Stimme klang erstickt, da ihn seine Gefühle beinahe überwältigten. Tränen traten ihm in die Augen.
    Er verbrachte einige Zeit damit, seinen Triumph, seine Begeisterung auszukosten, erfüllt von dem Gedanken, dass die Suche seines Lebens ein Ende gefunden hatte. Er konnte den Blick nicht vom Stein der Könige wenden. Nie hatte er etwas so Erstaunliches, so Strahlendes, so Wunderbares gesehen. Es fiel ihm nicht schwer zu glauben, dass es sich um ein Geschenk der Götter handelte. Er stellte sich vor, wie König Tamaros lächelnd auf ihn herabblickte und ihm seinen Segen gewährte.
    Schließlich seufzte Gustav tief, legte den Stein der Könige mit einem letzten Gebet wieder zurück in den Silberkasten und schloss den Deckel. Er schob den Kasten unter den Brustharnisch seiner Rüstung und schickte sich an, das Grab zu verlassen. Aber er bemerkte, dass er das nicht konnte. Wieder musste er zu dem Bahk hinschauen, diesem seltsamen, unwahrscheinlichen Hüter des Steins der Könige.
    Wie hatte der Bahk den Stein überhaupt erhalten? Das war ein Rätsel der Götter, ein Rätsel, das vielleicht nie gelöst werden würde. Der Stein der Könige war all diese Jahre verborgen und in Sicherheit gewesen. Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber Gustav fand, dass die Leiche des Bahk ohne den Kasten beraubt und verloren aussah. Der Geist des Bahk verweilte immer noch an diesem Ort, und obwohl er Gustavs Anspruch auf den Stein der Könige nicht verneinte, fehlte dem Bahk sein Schatz, wie einem Kind ein geliebtes Spielzeug fehlen würde.
    Gustav griff an seine Brust und umfasste dort einen Edelstein, den er an einer Goldkette trug. Es war ein Saphir, ein Stein von derselben Farbe wie die Augen seiner Frau. Der Edelstein war ein Zeichen der Liebe, das erste, das sie ihm je gegeben hatte. Gustav hatte geglaubt, diesen Saphir immer tragen zu wollen, und sogar in seinem Testament die Anweisung gegeben, ihn mit dem Stein zu begraben. Nun umfasste er das Schmuckstück fest und zog einmal ruckartig an der Kette, bis sie riss und in seine Hand fiel. Gustav hob den Edelstein an die Lippen, küsste ihn und legte ihn dann ehrfürchtig auf die Brust des Bahk.
    »Verzeih mir, dass ich genommen habe, was dir so wichtig war, Beschützer. Zum Ausgleich lasse ich dir, was für mich das Wichtigste ist. Ich wünschte, es wäre magischer Art«, fügte er leise hinzu. »Aber die einzige Magie in diesem Edelstein ist die Liebe meiner Frau zu mir und meine zu ihr. Leb wohl, Beschützer. Möge dein Geist nach deiner langen und treuen Wache Ruhe finden.« Der Edelstein glitzerte im Licht seiner Rüstung. Vielleicht bildete sich Gustav auch das ein, aber er glaubte, den Bahk lächeln zu sehen.

Nachdem er zu der Stelle im Tunnel zurückgekehrt war, wo er die Laterne und seinen Rucksack gelassen hatte, nahm sich Gustav Zeit, sich auszuruhen. Er spürte intensiv, welche Einschränkungen ihm das Alter auferlegte, und versuchte erst gar nicht, so zu tun, als sei er wieder dreißig.
    Er setzte sich bequem auf den Boden, holte diesen silbernen Kasten mit dem Stein der Könige wieder heraus und stellte ihn auf den Höhlenboden. Er öffnete den Rucksack und begann, den Inhalt auszuräumen. Als der Rucksack leer war, legte er den Silberkasten mit seinem kostbaren Schatz – einem Schatz, der das Herz und die Seele eines Volkes darstellte – hinein.
    Gustav hatte den Rucksack schon vor langer Zeit für einen solchen Zweck herstellen lassen. Die Magierin im Tempel in Neu-Vinnengael hatte gute Arbeit geleistet. Sie hatte höflich und ernst zugehört, während Gustav erklärte, wieso er einen solchen Behälter brauchte. Er hatte für ihre Höflichkeit schließlich auch gut bezahlt. Der magische Rucksack hatte ihn die Ersparnisse seines gesamten Lebens
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