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Der Staubozean

Titel: Der Staubozean
Autoren: Bruce Sterling
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plötzlich Lust auf eine schnelle Ladung Flackern, aber anders als die anderen hielt ich mein Verlangen eisern unter Kontrolle.
    »Kommt herüber, wenn ihr mit dem Essen fertig seid«, rief ich. »Ich habe Neuigkeiten.«
    Ich nahm die Kanne auf den Schoß und hob den Deckel. Ich schnüffelte. Hochwertiger Stoff, wie immer. Ich verschloß die Kanne wieder.
    Binnen drei Minuten waren alle versammelt. »Schlechte Neuigkeiten«, sagte ich. »Die Konföderation hat das Flackern für illegal erklärt, und Nullaqua fügt sich der Entscheidung. Das hier …« - ich klopfte auf das Gefäß - »… ist unsere letzte Kanne.«
    Wie auf ein Kommando hin fielen ihre Kinnladen herab. Ein irritierender Anblick. Ratsuchend wandten wir uns Timon zu.
    »Ich …«, setzte ich an.
    »Ach ja, ich habe ein bißchen dabei, frischen wir uns etwas auf«, unterbrach Calothrick gutgelaunt. Er holte ein Kunststoffetui aus der Brieftasche seiner karierten Hemdjacke und zog eine Pipette aus dem Gürtel. Eilig scharte die Gruppe sich zu einem Kreis auf dem Teppich zusammen, während Calothrick des Etui öffnete und eine Pipette voll von der Flüssigkeit heraussaugte.
    Timon runzelte die Stirn. »Ich schlage vor, wir rationieren das, was wir noch übrig haben. Wenn die Nullaquaner sich weigern, uns zu versorgen, müssen wir einen von uns rausschicken, um es für uns zu beschaffen. Direkt von der Quelle. Von einem Wal.«
    Daylight Mulligan klatschte in die Hände. »Bravo, Timon«, sagte es. Mrs. Undine reichte ihm die Pipette; es öffnete den Mund und drückte sich eine schnelle Portion auf die Zunge.
    »Und wen von uns?« fragte Quade Altman im Falsett.
    »Nun, die Frauen scheiden aus«, sagte Mrs. Undine. »Ich habe gehört, die Walfänger lassen sie nicht an Bord.«
    »Jemand wird aber die ganze Reise mitmachen müssen!« sagte Simon, der Richter, dessen Gehirn jetzt richtig stimuliert war.
    »O ja«, bestätigte Timon, »und da sie sechs Monate dauert, schlage ich vor, wir wählen so schnell wie möglich jemanden. Am Ende könnte es ziemlich ungemütlich werden.« Simon und Amelia sahen plötzlich sehr ängstlich drein. Mr. und Mrs. Undine hielten Händchen.
    »Ich schlage John Newhouse vor«, sagte Agathina Brant plötzlich. Alle wirkten verdutzt; sie redete so selten.
    »Ziehen wir Strohhalme«, sagte ich schnell.
    »John, du bist die beste Wahl«, sagte Mrs. Undine deutlich erleichtert. »Du hast den Schwung der Jugend, ganz gewiß.«
    Ich entgegnete: »Also, du hast die Erfahrung des Alters. Das zählt sicher mehr.«
    »Aber du hast einen scharfen Verstand und weißt dir zu helfen; das kann keiner von uns ableugnen«, schürte Simon das Feuer.
    »Sicher, Simon, aber bedenke doch, wie gerade die Dichtkunst von der Reise profitieren könnte«, gab ich zurück.
    »Aber du hast Erfahrung und weißt, welchen Tran man braucht, und wie man ihn siedet«, sagte Daylight Mulligan. Es hatte mich erwischt. Das besiegelte mein Schicksal mehr als alles andere.
    Es sah düster aus. Sicherlich wird Millicent mich verteidigen, dachte ich und blickte sie an.
    »Ja, und du könntest einen Job bekommen, John«, sagte sie. »Du kannst kochen. Du bist sogar ein guter Koch. Du wirst überhaupt keine Schwierigkeiten haben.«
    »Ziehen wir keine vorschnellen Schlüsse«, sagte ich. »Vielleicht sollten wir unsere Lage eine Woche lang überdenken. Es wäre doch möglich …«
    Da ergriff Dumonty Calothrick das Wort. »Warum warten? Es ist großartig!« sagte er lachend. »Kaum taucht das Problem auf, schon ist es gelöst. Mr. Newhouse, denken Sie doch an den Zauber des Abenteuers, das Prickeln eines fremden Planeten! Sechs Monate vor dem Mast! Neue Sensationen! Romantik!
    Flackern gallonenweise! He, will noch jemand eine schnelle Ladung?«
    »Warum gehen Sie dann nicht?« fragte ich sanft.
    »O Mann, ich geh' doch, ich geh' doch. Ich gehe mit Ihnen!«

2
    Wir gehen an Bord
     
    D ER GESAMTE BEWOHNBARE B EREICH von Nullaqua liegt auf dem Grund eines gewaltigen Kraters von siebzig Meilen Tiefe und einem Durchmesser von fast durchgehend fünfhundert Meilen. Über neunzig Prozent der Atmosphäre des Planeten befinden sich in diesem riesigen Loch; der Rest des Planeten besitzt nur eine dünne Streuschicht aus Gasen und die Ruinen zweier Vorposten der Alten Kultur. Nach der allgemein anerkannten Theorie wurde der Krater vor Milliarden von Jahren durch ein konzentriertes Bombardement von Anti-MaterieMeteoriten ausgehöhlt. Einen jüngeren Planeten hätte es
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