Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker
Autoren: Tania Carver
Vom Netzwerk:
haben also seine Hände auf Ihrem Körper gespürt.«
    Suzanne nickte.
    »Wissen Sie noch, wo genau er Sie angefasst hat?«
    Suzanne blickte auf den Boden. Ihre Wangen brannten.
    Anni musste vorsichtig sein. Es passierte nicht selten, dass traumatisierte Opfer sich Dinge einreden ließen. Auf keinen Fall wollte sie etwas tun oder sagen, was später vor Gericht als Beeinflussung gedeutet werden konnte. »Wo hat er Sie berührt, Suzanne?«
    Suzanne wandte ihr Gesicht noch weiter ab und schloss die Augen, wie um sich gegen einen Schlag zu wappnen.
    »Suzanne.« Stahl lag wieder in Annis Stimme. Suzannes Kopf fuhr herum. Nun, da sie ihre volle Aufmerksamkeit hatte, sprach Anni wieder leiser. »Wo hat er Sie berührt?«
    Suzanne schloss erneut die Augen, und ihre Unterlippe begann zu zittern. »Er … er hat mein T-Shirt hochgeschoben. Ich konnte nichts machen, ich …« Ihr kamen die Tränen. »Und er hat …«
    Anni setzte sich zurück. »Schon gut, schon gut.« Ihre Stimme klang wieder besänftigend. »Lassen Sie sich Zeit.« Sie wartete, bis Suzanne sich gefangen hatte. »Sie haben gesagt, er hätte mit Ihnen gesprochen. Können Sie sich noch daran erinnern, was er gesagt hat?«
    Suzanne schüttelte den Kopf.
    »Wie hat er ausgesehen? Können Sie ihn beschreiben?«
    Wieder Kopfschütteln. »Es war bloß … eine Gestalt. Und seine Augen waren so hell und haben mich angestarrt wie … wie Teufelsaugen … Und dann seine Hände überall auf meinem Körper, und ich konnte mich nicht bewegen …«
    Anni fragte sie nicht nach weiteren Einzelheiten. »Und danach? Sind Sie dann wieder eingeschlafen?«
    Suzanne nickte. »Ja, aber dann …« Wieder ließ sie den Kopf hängen.
    Anni musterte sie weiterhin aufmerksam. Etwas ließ ihr keine Ruhe. »Waren die Jalousien offen oder geschlossen?«
    »Offen. Deswegen hab ich ja das Foto gesehen.«
    »Sie haben vorhin gesagt, dass Sie es im Schlafzimmer gern dunkel haben. Wäre es trotzdem denkbar, dass Sie die Jalousien offen gelassen haben?«
    Suzanne schüttelte den Kopf. »Ich hab einen leichten Schlaf, ich brauche absolute Dunkelheit, vor allem im Sommer …« Sie verstummte.
    »Es ist also ausgeschlossen, dass Sie die Jalousien selbst geöffnet haben?«
    »Nachts öffne ich sie nie«, sagte Suzanne mit Nachdruck.
    »Schlafen Sie bei offenem Fenster? Wenn es warm ist?«
    »Nein.« Diesmal klang Suzanne schon nicht mehr so sicher.
    Anni bemerkte ihr Zögern und hakte ein. »Es könnte also sein, dass Sie das Fenster offen gelassen haben und jemand eingestiegen ist? Wäre das möglich?«
    Suzanne sah auf. Ihr Blick wirkte auf einmal ganz verloren. »Ich – spielt das denn eine Rolle?«
    Anni zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, Suzanne, aber wenn so was passiert wie hier, dann gehen wir davon aus, dass alles eine Rolle spielt.«
    Suzanne seufzte. »Ich weiß nicht. Es wäre möglich, aber … ich weiß nicht.« Sie sah sich hilfesuchend nach ihrem Kaffeebecher um.
    »Was ist mit den Leuten, die unter Ihnen wohnen?« Anni hatte bereits mit den Nachbarn gesprochen, die allesamt einen vollkommen unverdächtigen Eindruck gemacht hatten. »Könnten die sich Zugang zu Ihrer Wohnung verschafft haben?«
    »Ich wüsste nicht, wie.«
    »Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie gestern Abend ins Bett gegangen sind?«
    »Ich …« Suzanne schien die Frage bejahen zu wollen, verkniff es sich aber im letzten Moment. »Nein. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, hab ich mich richtig elend gefühlt, als hätte ich einen Kater oder so.« Sie verzog das Gesicht, während sie angestrengt nachdachte. »Ich kann … ich weiß nicht mehr, wie ich ins Bett gegangen bin.«
    »Haben Sie getrunken? Hatten Sie vielleicht einen Kater?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich war in der Badewanne. Dann hab ich Schokolade gegessen. Und ein Glas Wein getrunken. Rotwein, nur ein Glas. Zur Schokolade. Ich hab auf dem Sofa gesessen. Rotwein. Ja, genau.«
    »Ein kleines Glas?«
    Suzanne nickte. »Es steht drüben in der Spüle. Die Weinflasche auch. Der Korken ist noch drin. Und heute Morgen ging es mir dann so schlecht …«
    »Vielleicht haben Sie sich was eingefangen.«
    »Vielleicht. Schweinegrippe. Toll. Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Also, zurück zu den Jalousien. Wenn Sie sich nicht mehr daran erinnern können, wie Sie ins Bett gegangen sind, könnten Sie sie doch aus Versehen oben gelassen haben. Und das Fenster stand vielleicht offen.«
    Suzanne zog die Brauen zusammen. »Oben?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher