Der Sommermörder
Kebab House.
Anschließend wird renoviert. Es ist eine fürchterliche Wohnung, oder? Ich habe sie von Anfang an gehasst, kaum dass sie mir gehört hat, und selbst wenn ich dabei Geld verliere, ich muss hier endlich raus. Ich möchte mir eine gemütliche kleine Wohnung mit einem Garten kaufen, irgendwas in der Art. Angeblich befinden wir uns ja gerade mitten in einem Immobilienboom. Da muss es da draußen doch irgendeinen Irren geben, der dieses Loch hier haben möchte.« Ich zog an meiner Zigarette.
»Zugegeben, es waren schon eine Menge Irre da, die sie sich angesehen haben. Jetzt muss ich nur noch die richtige Sorte Irren finden.«
Louise lachte. Sie war ein bisschen früher gekommen, um mir bei den Vorbereitungen zu helfen und dabei mal wieder so richtig zu plaudern. Sie war einfach ein lieber Kerl.
»Aber ich bin nicht so weit gefahren, um mit dir über Immobilien zu reden. Erzähl mir von dem neuen Mann in deinem Leben. Kommt er heute?«
»Sie kommen alle.«
»Was meinst du mit alle? Hast du denn mehr als einen?«
Ich kicherte.
»Nein, aber er zieht mit einer ganzen Gang von Freunden rum. Ich glaube, sie kennen sich schon seit der ersten Klasse, wenn nicht gar seit dem Kindergarten. Sie sind wie ein Six-Pack Bier. Du weißt schon, nicht einzeln erhältlich.«
Louise runzelte die Stirn.
»Wir sprechen hier aber nicht zufällig von einem flotten Fünfer oder irgend so was Seltsamem? Falls doch, möchte ich sämtliche Details wissen.«
»Nein, hin und wieder lassen sie uns allein.«
»Wie habt ihr euch kennen gelernt?«
Ich zündete mir eine neue Zigarette an.
»Ich habe sie alle zusammen kennen gelernt. Vor ein paar Wochen, auf einer Party drüben in Shoreditch. Das Ganze war eine dieser klassischen Katastrophen. Wie sich nämlich herausstellte, war der einzige Typ, den ich kannte, nicht da. Deswegen wanderte ich mit meinem Drink von Raum zu Raum und tat so, als wäre ich unterwegs zu einem unheimlich wichtigen Gespräch. Du weißt, wovon ich rede?«
»In dieser Disziplin bin ich Weltmeisterin«, antwortete Louise.
»Jedenfalls ging ich nach oben in den ersten Stock, wo ich auf eine Gruppe von gut aussehenden jungen Männern stieß, die auf einen Flipperautomaten einhämmerten und sich dabei köstlich amüsierten. Einer von ihnen – nicht Fred – fragte mich, ob ich mitspielen wolle. Also spielte ich mit. Wir hatten eine Menge Spaß und verabredeten uns für den nächsten Abend in der Stadt.«
Louise sah mich nachdenklich an.
»Dann hast du also vor der schwierigen Wahl gestanden, mit welchem von ihnen du dich allein treffen solltest?«
»Ganz so schwierig war es nicht«, antwortete ich.
»Einen Tag nach unserem gemeinsamen Abend in der Stadt rief mich Fred zu Hause an und fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihm auszugehen. Als ich mich erkundigte, ob er dazu die Erlaubnis seiner Kumpel hätte, war ihm das ziemlich peinlich.« Ich lehnte mich ein Stück weiter aus dem Fenster. »Da sind sie ja schon.«
Louise spähte ebenfalls hinaus. Sie waren ein Stück entfernt und hatten uns noch nicht bemerkt.
»Sie sehen recht nett aus«, meinte Louise.
»Fred ist der in der Mitte, mit der großen Tasche. Der mit dem hellbraunen, fast blonden Haar.«
»Dann hast du dir ja den hübschesten gekrallt.«
»Der mit dem langen Mantel ist Duncan.«
»Wie kann er bei dieser Hitze einen langen Mantel tragen?«
»Angeblich ähnelt er damit einem Revolverhelden aus einem Italo-Western. Er zieht das Ding nie aus. Die beiden anderen sind Brüder. Die Burnside-Brüder. Der mit der Brille und dem Käppi ist Graham, der mit den langen Haaren Morris. Hi!« Letzteres galt den Jungs unten auf der Straße.
Überrascht sahen sie zu uns hoch.
»Wir würden ja gern raufkommen«, rief Duncan, »aber leider müssen wir zu einer Party!«
»Idiot!«, gab ich zurück. »Hier, fangt!«
Ich ließ meinen Schlüsselbund fallen. Graham riss sich mit einer raschen Bewegung, die bemerkenswert graziös wirkte, die Kappe vom Kopf und fing den Schlüssel damit auf. Nachdem die Jungs die Tür aufgesperrt hatten, verschwanden sie aus unserem Blickfeld.
»Schnell«, sagte Louise. »Uns bleiben lediglich dreißig Sekunden. Welchen von ihnen soll ich heiraten? Welcher ist die beste Partie? Fred kannst du vorerst mal weglassen.«
Ich dachte zwei Sekunden nach.
»Graham arbeitet bei einem Fotografen.«
»Weiter.«
»Duncan und Morris arbeiten zusammen. Sie machen alles Mögliche mit Computern. Ganz genau bin ich noch nicht
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