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Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen

Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen

Titel: Der Sommer mit dem Erdbeermaedchen
Autoren: Sabine Ludwigs
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Haus, wie üblich bei der Arbeit war.
    In den nächsten Tagen wollen die ermittelnden Beamten die Öffentlichkeit näher informieren, erklärte Bernd Schweigert, Leiter der „Soko Jan“ und selbst Vater zweier Söhne. Die Betroffenheit über diesen Fall war ihm deutlich anzumerken.
    Gemäß seinen Angaben, stieß man erst nach dem entscheidenden Hinweis von Jans Zwillingsschwester auf das gut getarnte Versteck der Leiche. Bis dahin war die Polizei mit der Überprüfung mehrerer Hundert Hinweise aus der Bevölkerung beschäftigt, die in das Fahndungsraster passten.
    So findet eine der größten Suchaktionen unseres Landes, bei der zeitweise bis zu tausend Beamten im Einsatz waren, ein trauriges Ende.
    Fahndung läuft.
    Im Gegenzug läuft die Fahndung nach dem Stiefvater des Jungen weiter. Informationen, wonach der Verdächtige versucht haben soll, sich ins Ausland abzusetzen, bestätigte Hauptkommissar Schweigert nicht.
    Die 60-köpfige Sonderkommission ermittelt weiter unter Hochdruck und Berücksichtigung sämtlicher Aspekte, um die Verhaftung des Mannes schnellstmöglich durchzuführen.
    „Wir nähern uns Manfred P. aus allen Richtungen“, unterstrich Ina Kampe, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. „Wir werden alles daran setzen, um Jans Mörder zu fassen.“
    Ähnlich wie die „Globale Welt“ berichteten auch andere Zeitungen nach dieser ersten Pressekonferenz, auf der sich die Staatsanwältin noch so selbstbewusst gezeigt hatte – ganz anders als sie es bei der darauffolgenden tat, die rund 48 Stunden später erfolgte und in der Ina Kampe der Öffentlichkeit einen zweiten Todesfall im „Fall Jan“ bekannt geben musste.
    Sie war leichenblass, als sie am Freitag gegen 14 Uhr zum zweiten Mal vor die versammelten Journalisten trat, das konnte man sogar auf den Fernsehschirmen erkennen. Der Schock über die Bluttat auf dem Mühlenhof, wegen der man sie in der Nacht zuvor aus dem Bett geholt hatte, war ihr überdeutlich anzumerken.
    Ebenso die bittere Erkenntnis darüber, dass sie diese Entwicklung nicht vorausgesehen hatte. Ina Kampe schien zu ahnen, dass nach dem ersten Entsetzen und dem Innehalten aus Respekt vor den Betroffenen und Leidtragenden, eine nicht enden wollende Debatte über sie hereinbrechen würde …
    Der Medienrummel war schon jetzt schier unbeschreiblich! Schlagzeigen wie „Tod im Mühlenhaus“, „Tragische Entwicklung im Fall Jan“, „Der lange Schatten einer Untat“, „Endstation Mühlenhaus“, reihten sich aneinander.
    Und zu den mittlerweile vertrauten Bildern von Jan, Frau Saizew und Manfred P., die seit Wochen im Umlauf waren, kam zwei neue hinzu.
    Eins vom Mühlenhaus
    Und eines von Lina.

15
    In der Nacht, die dem Tag folgte, an dem sie den Leichnam aus dem Mühlenhaus abgeholt hatten, trat Nick an das Fenster des Mondzimmers. Draußen blinkten zahllose Sterne. Doch im Südosten überstrahlte Wega sie alle.
    Mit seinen Blicken besuchte er einen Lichtpunkt nach dem anderen. Er konnte sich nicht sattsehen an dem Funkeln. Diese unfassliche Weite und Tiefe war so ganz anders als bei den aufgeklebten Sternen über seinem Bett, die ihm dagegen wie erstarrte Glühwürmchen vorkamen.
    Ob es dort oben Leben gab?
    Ihm fiel ein, dass Lina ihm erzählt hatte, dass man tote Kinder „Sternenkinder“ nennt, weil sie, wenn sie fortgegangen waren, unter den Sternen wandeln.
    Er schätzte, das war auch eine Art Leben und wünschte sich heftig, dass da was dran war. Er fand diese Vorstellung nämlich außerordentlich tröstlich.
    Nick verlor die Sternsplitter nicht aus dem Blick. Er dachte weiter an Lina, an ihr erstes Aufeinandertreffen, das ihm so unheimlich gewesen war. Damals hatte er weder ahnen können, wie gern er sie mal haben würde, noch auf welche Weise alles enden sollte.
    Im Grunde hatte er angenommen, einen guten, wenn auch geringen Einfluss auf die Geschehnisse zu haben. Selbst dann noch, als er von dem Missbrauch und Jans Ermordung erfuhr. Da hatte er nach dem anfänglichen Schock geglaubt, dass es von nun an nur noch besser werden könnte – stattdessen hatte ein weiterer Mensch sein Leben verloren.
    Nick schluckte krampfhaft an dem bleiernen Pfropfen hinter seinem Kehlkopf. Er schluckte so lange, bis der Druck endlich nachließ.
    Wie weite Kreise dieser hässliche Stein, von Linas Stiefvater ins Wasser geworfen, doch zog! Dass Manni so weit gehen und in das Haus auf dem Mühlenhof eindringen würde, um sich Lina zu holen … nein! Damit hatte niemand gerechnet. Es
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