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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren
Autoren: Danella Utta
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leben können. Ohne Rosalind, nun ja. Aber daß dies eines Tages so sein würde, mit diesem Gedanken hatte ich mich seit Jahren vertraut gemacht.
    Es war nur gerade heute. Schließlich wußte ich seit nun bald einem Jahr, daß Herr Killinger an der Reihe war. Es war eine alte Wunde. Und sie schmerzte manchmal noch. Sehr oft sogar. Aber das würde vorübergehen. Dann würde ich Frieden haben. Und eine Frau, das hatte ich mir geschworen, eine Frau sollte mir diesen Frieden nicht mehr stören. Nicht einmal Rosalind. Und eine andere kam sowieso nicht in Frage.
    »Wenn ich mich etabliert habe«, nahm Rosalind den Faden wieder auf, »gesellschaftlich vor allem, weißt du, und die richtigen Leute kenne, dann werde ich dich lancieren.«
    Sie hob abwehrend die Hand, um meinen Widerspruch im Keime zu ersticken. »Doch, das werde ich. Und du wirst uns regelmäßig besuchen. Und ich werde hinauskommen zu dir, ich habe ja dann einen Wagen. Du bist mein Mann, und du bleibst mein Mann, und ich habe die Verantwortung für dich. Dabei bleibt es.«
    O süßer Friede! Schwer wirst du zu erringen sein.
    »Du kannst nicht zwei Männer haben«, sagte ich noch einmal.
    »Das werden wir sehen«, sagte sie. »Lix wird schließlich auch zwei Väter haben. Oder möchtest du darauf verzichten, deine Tochter regelmäßig zu sehen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Siehst du. Das wird sich alles arrangieren. Laß mich nur machen. Jetzt möchte ich noch ein Champagner-Sorbet. Und was nimmst du zum Nachtisch?«
    »Nichts«, antwortete ich grantig.
    »Vielleicht eine Birne Hélène? Das magst du doch, nicht?«
    Ich schwieg verbockt. Vielleicht sollte ich das Waldhaus verkaufen und mir lieber ein Häuschen in der Holsteinischen Schweiz zulegen? Das Dumme ist, ich kann das Waldhaus nicht verkaufen, weil es mir nicht gehört. Es gehört dem Andres, der mich dort umsonst wohnen läßt. Weil er mich mag. Und weil ich ihm mal einen Gefallen getan habe. Das ist lange her, das war noch im Krieg. Der Andres behauptet, ich hätte ihm das Leben gerettet. Dabei habe ich ihn gerade von einem Fleck zum anderen getragen, weil er einen Schuß ins Bein gekriegt hatte und nicht laufen konnte. Und da, wo er lag, da schossen sie mit Fleiß hin. Es war wirklich eine kleine Mühe gewesen. Doch der Andres hatte es nicht vergessen.
    Rosalind ließ sich vom Portier ein Taxi herbeitelefonieren, nachdem sie den Champagner-Sorbet und ich die Hélène verspeist und wir obendrauf noch einen Mokka getrunken hatten.
    »Kann ich dich irgendwo absetzen?« fragte sie.
    »Nein«, sagte ich. »Ich möchte noch ein bißchen durch die Stadt bummeln.«
    »Gut. Wann fährst du hinaus?«
    »Morgen.«
    »Grüß Dorian von mir. Und auch deine Isabel. Obwohl sie sich ja nichts aus mir macht. Anfang der Woche fahre ich nach Paris. Konrad hat geschäftlich dort zu tun. Sobald ich zurück bin, komme ich zu dir hinaus.«
    »Bitte sehr«, sagte ich resignierend. »Ich werde mich immer freuen, dich zu sehen.«
    »Mit dem Heiraten müssen wir noch ein bißchen warten. Aber du wirst es natürlich rechtzeitig erfahren, wenn es soweit ist.«
    »Das wäre sehr freundlich. Ich würde dir gern einen Blumenstrauß schicken. Aber komme bitte nicht auf die Idee, mich zur Hochzeit einzuladen.«
    Rosalind betrachtete mich einen Augenblick stirnrunzelnd. Anscheinend hatte sie wirklich daran gedacht. Aber dann sagte sie hoheitsvoll: »Natürlich nicht. Wofür hältst du mich? Ich bin schließlich eine Frau mit Geschmack.«
    »Eben. Also«, ich nahm ihre Hand und drückte einen ziemlich flüchtigen Kuß darauf, »mach's gut. Und … ja, also, auf Wiedersehen.« Beinahe hätte ich gesagt: Grüß Konrad von mir. Aber das ging ja wohl zu weit.
    Ich sah ihr zu, wie sie graziös in die Taxe kletterte. Ihr Rock war sehr kurz, und ich hatte noch einmal Gelegenheit, ihre vollendeten Beine zu bewundern. Aber ich tat es nur ganz oberflächlich. Das war nun vorbei. Mochte dieser verdammte Konrad ihr in Zukunft Komplimente machen. Ich war ein geschiedener Mann und hatte nicht die geringste Verpflichtung, die Reize meiner verflossenen Frau zu bewundern. Ich konnte nun, wenn ich wollte, die Reize anderer Frauen bewundern. Aber ich wollte gar nicht. Alle Frauen der Welt waren mir schnurzpiepegal. Ein herrliches Gefühl.
    Ich steckte die Hände tief in die Hosentaschen, spitzte die Lippen und begann zu pfeifen. So schlenderte ich über den Stachus. Ich würde jetzt mal eine Rundreise antreten und die Schaufenster der Buchhandlungen
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