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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren
Autoren: Danella Utta
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gefällt dir meine neue Haarfarbe?« fragte sie dann.
    »Hinreißend. Steht dir großartig.«
    Sie nickte, blickte mich aber dabei nachdenklich an. »Sag mal, Dodo, hat dir eigentlich schon einmal etwas an mir nicht gefallen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht daß ich wüßte.« Aber dann fiel mir doch etwas ein. »Ja, doch. Eine Kleinigkeit.«
    »Und das wäre?« fragte sie und runzelte ein wenig ihre Kinderstirn, die immer noch ohne eine einzige Falte war.
    »Heute«, sagte ich, »daß du dich hast von mir scheiden lassen.«
    Das leuchtete ihr ein.
    »Mein armer Dodo«, sagte sie schließlich mit einem kleinen Seufzer.
    Die Schildkrötensuppe wurde serviert. Rosalind trank sie schweigend, ihre dunklen Augen sahen mich dabei sorgenvoll an.
    »Ich weiß«, sagte sie, als das Täßchen leer war, »ich weiß, was ich dir damit angetan habe. Und du weißt, daß ich es mir nicht leichtgemacht habe. Ich hätte oft Gelegenheit gehabt, nicht wahr? Aber ich konnte es nie übers Herz bringen, dich allein zu lassen. Du bist so schrecklich unbeholfen und weltfremd. Und du kannst so gar nicht mit Menschen umgehen. Der Gedanke, dich allein dieser schrecklichen Welt zu überlassen, war mir immer entsetzlich.«
    Sie sah wirklich ganz bekümmert aus. Der Ober beugte sich besorgt zu ihr hinab und fragte mit leiser, teilnehmender Stimme: »Darf ich einschenken, gnädige Frau?«
    »Bitte«, antwortete Rosalind und sah schweigend zu, wie der blaßgoldene Wein in unsere Gläser gefüllt wurde. Dann hob sie ihr Glas, schnupperte ein wenig mit der kleinen Nase an der Blume und nahm einen Probeschluck.
    »Schmeckt er Ihnen, gnädige Frau?« fragte der Ober.
    »Ausgezeichnet«, erwiderte Rosalind. »Danke schön.«
    Der Ober entfernte sich mit einer kleinen Verbeugung. Ich wußte genau, was er dachte. Bezaubernde Frau, dachte er. Was sie da bloß für einen komischen Stoffel dabei hat.
    Irgend etwas würgte mich im Hals. Saß da wie ein dicker, trockener Kloß und machte mich ganz elend.
    Vielleicht würde ein Schluck Wein helfen. Ich hob das Glas und sagte: »Auf dein Wohl, Rosalind. Ich wünsche dir, daß du sehr, sehr glücklich wirst.«
    »Danke, mein Liebling«, sagte sie weich. Sie trank, setzte das Glas nieder und fuhr dann ruhig fort: »Ich werde schon glücklich. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Aber du! Was soll bloß aus dir werden?«
    Der Kloß war immer noch da. Ich blickte an Rosalind vorbei, durch die Scheibe hinab auf den großen Platz, auf den Verkehr, auf die Autos, die Trambahnen, die Menschen, die dort kreuz und quer durcheinanderfuhren und -liefen.
    »Um mich brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen«, erzählte ich der Scheibe. »Mir geht es bestens. Ich habe das Waldhaus, ich habe Dorian und Isabel, und ab und zu verdiene ich auch mal was. Wenn meine Arbeit mir auch nicht viel Geld einbringt, so weißt du doch, daß sie mich glücklich macht. Komisch, aber es ist so. Und ich brauche nicht viel zum Leben. Da du dich ja gut verheiraten wirst, brauche ich nicht einmal mehr für Lix zu sorgen. Für mich allein reicht es allemal.«
    Rosalind schob ihre Hand über den Tisch und legte sie sanft auf meine Rechte, die merkwürdig verkrampft und wie versteinert auf dem Tisch lag.
    »Ich spreche nicht von Geld, Liebling«, sagte sie leise.
    »Bitte, nimm deine Hand weg«, sagte ich heiser. »Es wäre dir sicher nicht angenehm, wenn ich hier mitten auf der Terrasse des Königshofes angesichts sämtlicher Gäste und der feinen Ober und der Leute unten auf dem Stachus anfinge zu heulen.«
    Sie zog erschrocken die Hand zurück. »Entschuldige«, flüsterte sie. »Komm, trink noch einen Schluck. Der Wein ist wirklich gut.«
    Gehorsam nahm ich mein Glas und trank. Ich hätte genausogut Coca-Cola trinken können. Oder aus der Blumenvase, die auf dem Tisch stand.
    Die Forellen wurden serviert. Der Ober wollte sie für uns zerlegen, aber Rosalind sagte: »Danke, das machen wir selbst.«
    Fachkundig, mit wenigen geübten Griffen zerlegte sie ihr blaugraues Fischlein. Wenigstens etwas, was sie von mir gelernt hatte. Ich kannte da einen Bauern, nicht weit vom Waldhaus, der hatte ein Fischwasser, und von dem bekam ich manchmal ein paar Schwänze.
    Wir aßen eine Weile schweigend. Dann kam Rosalind zum Thema zurück.
    »Du mußt dich nicht so aufregen, Dodo. Ich weiß, daß es dir schwerfällt, dich von mir zu trennen. Denkst du, für mich ist es ein Vergnügen? Aber sieh mal, du mußt das verstehen. Ich bin
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