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Der Sommer der toten Puppen

Der Sommer der toten Puppen

Titel: Der Sommer der toten Puppen
Autoren: Antonio Hill
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Rückkehr aus Dublin. Er wollte den Namen des Jungen wissen. Er erinnerte sich kaum noch, wer die Betreuer im Ferienlager waren, er war damals erst sechs Jahre alt. Ich habemich geweigert. Ich sagte ihm, er solle die ganze Sache vergessen.«
    »Aber Marc hat sie nicht vergessen«, sprach Héctor weiter. »Er hat es in seinem Blog geschrieben: Er sprach vom Zweck, der die Mittel heiligt, von Rache und Gerechtigkeit, von Wahrheit.«
    »Ich weiß nicht, was er vorhatte. Wir haben nicht wieder darüber gesprochen.« Er sah zu Inés, als hätte sie die Antwort.
    »Einzelheiten hat er mir nicht erzählt, nur dass es gegen Sie gerichtet war. Was genau, wollte er mir nicht sagen.«
    Héctor stellte sich vor Pater Castells.
    »Dann ist jetzt der Moment gekommen, den Namen zu nennen, meinen Sie nicht? Den Namen des Betreuers, der das Mädchen missbraucht hat und der, zumindest moralisch, für ihren Tod verantwortlich ist. Den Namen, den Marc herausfinden wollte.«
    Der Pater nickte.
    »Ich habe ihn länger nicht gesehen, aber gestern bin ich ihm begegnet, bei den Martís. Er heißt Eduard. Eduard Rovira.«

39
    »Schweine«, sagte Leire, als sie zu den Roviras fuhren. »Das sind alles Schweine. Ich bin sicher, die Freundschaft mit den Roviras zählte mehr als das, was der Tochter der Köchin passiert ist. Ein christlicher Junge aus gutem Hause, der einen Fehler begangen hat ...«
    Héctor sah sie an und mochte nicht widersprechen.
    »Damit hatte es zu tun, ganz sicher. Und auch mit verletztem Stolz, mit Angst. Wie soll man rechtfertigen, dass so was vor deiner Nase passiert, ohne dass du es siehst? Als Iris tot war, war es das Praktischste, die Sache aus der Welt zu schaffen.«
    Leire gab Gas.
    »Ich habe eine solche Lust, diesen Scheißkerl zu schnappen.«
    Sie schnappten ihn zuhause. Die Eltern waren nicht da, ein überraschter Aleix Rovira öffnete ihnen die Tür. Er dachte, sie wollten zu ihm.
    »Ich dachte, erst morgen ...«
    Héctor packte ihn am Kragen.
    »Wir sprechen uns gleich. Erst wollen wir uns mit deinem feinen Bruder unterhalten. Ist er in seinem Zimmer?«
    »Oben. Aber sie haben kein Recht ...«
    Er gab ihm eine schallende Ohrfeige.
    »Hey, das ist brutale Polizeigewalt!«, protestierte er und suchte mit den Augen nach Leires Beistand.
    »Was, das da?«, fragte sie. »Meinst du den roten Fleck auf deiner Wange? Dich wird eine Mücke gestochen haben. Im Sommer gibt es davon viele. Selbst in diesem Viertel hier.«
    Wegen des Lärms war Edu aus seinem Zimmer gestürzt. Héctor hatte Aleix losgelassen und konzentrierte sich auf dessen Bruder. Er versuchte zu vergessen, was Inés ihnen vor kaum einer halben Stunde vorgelesen hatte, wollte diese irre Wut ersticken, die erneut seinen Blick zu vernebeln drohte. Ein paar Sekunden blieb er angespannt stehen, die Fäuste geballt. Seine Miene musste angsteinflößend sein, denn Eduard wich zurück.
    »Du weißt, warum wir hier sind, ja?«, fragte Leire und stellte sich zwischen den Inspektor und Eduard Rovira. »Wir gehen jetzt alle aufs Kommissariat, da können wir uns in Ruhe unterhalten.«
    Leire beobachtete Aleix, der im Vernehmungsraum gegenüber am Tisch saß und sich nicht traute, aufzuschauen. Der Fleck in seinem Gesicht war fast verschwunden, nur eine leichte Rötung war noch zu erkennen.
    »Wir müssen über Edu sprechen, Aleix.« Ihr Ton war nüchtern, kühl. »Du weißt, dass dein Bruder krank ist.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Komm schon. Seit wann weißt du es? Hat er dich auch missbraucht?«
    »Nein! Er ...«
    »Er mag keine kleinen Jungs. Wie nett von ihm! Da steht er lieber auf kleine Mädchen. Wann hast du davon erfahren?«
    »Ich werde nichts sagen.«
    »Doch. Das wirst du. Es kann nämlich sein, dass dein Bruder Marc und Gina umgebracht hat, um die Sache zu vertuschen. Marc mag dir wenig bedeutet haben, aber Gina, die hast du geliebt ...«
    »Edu hat niemanden umgebracht! Bis gestern wusste er nicht mal davon.«
    Leire war auf der Hut. Ein falsches Wort, und alles wäre vertan.
    »Wenn das stimmt, dann sprich mit mir, Aleix. Überzeug mich. Wann hast du erfahren, dass Edu kleine Mädchen mag?«
    Er blickte ihr in die Augen. Sie wusste, dass er alle Möglichkeiten durchspielte, und in Gedanken kreuzte sie die Finger. Schließlich antwortete er.
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Du weißt es sehr wohl ... Du bist doch versessen darauf, alles über andere Menschen zu wissen, Aleix. Und du bist alles andere als dumm.«
    Aleix lächelte.
    »Schön, dann
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