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Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten
Autoren: Michael Derbort
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geschrieben hatte.
    Er lag auf dem Boden, in Fötusstellung zusammengekauert und weinte hemmungslos. Gelegentlich schrie er seinen Schmerz hemmungslos heraus. Anna hatte den Impuls, ihn in den Arm zu nehmen, aber im Moment erschien ihr das wenig hilfreich. Auch ihr war danach, so zu handeln, wie Klaus es tat.
    Sie nahm den Block erneut auf und las zum zweiten Mal das, was Bianca geschrieben hatte:
    „Meine lieben Freunde,
    ihr werdet wahrscheinlich nicht verstehen, was ich getan habe. Ich hätte selbst gerne weitergelebt. Ich habe einen Mann gefunden, den ich wirklich liebe, und ich hatte noch eine Menge Pläne. Aber die kann ich vergessen.
    Nehmt selbst das Buch und vergleicht. Es gab zwei Wege, um den Fluch zu brechen. Entweder das Dorf würde komplett entvölkert werden oder aber die Linie des Wanderers wird endgültig durchbrochen. Der Nachkomme des Wanderers muss sich opfern und damit sozusagen einen Schlussstrich unter all die Untaten setzen. Von ihm musste das Zeichen ausgehen, dass allen verziehen wird, dass der Fluch vorbei ist. Die Arschkarte lag also bei mir.
    Wenn ich das nicht getan hätte, dann hätten wir wahrscheinlich allesamt die Nacht nicht überlebt. Und viele andere auch nicht.
    Ich musste mich also selbst umbringen. Ich hoffe, dass ich mich nicht geirrt habe und dass ich mir nicht umsonst die Lichter ausgeblasen habe.
    Aber wenn ich Recht behalte, müsste nach meinem Tod der ganze Spuk vorbei sein, und ich wünsche mir, dass ich noch rasch genug gehandelt habe, damit es nicht zu viele unnötige Opfer gab.
    Dir, Anna, wünsche ich alles erdenkliche Liebe und Gute. Ich hoffe, dass Du einen Neustart hinbekommst mit allem, was Du Dir wünschst. Und vor allem, dass alles, was Dir dieser Fluch angetan hat, hiermit auch Vergangenheit ist.
    Jens hätte ich gerne auch noch näher kennen gelernt. Ich glaube, wir wären eine richtig lustige Clique geworden. Tut mir aber bitte den Gefallen und lasst euch von mir nicht davon abhalten.
    Für euch geht das Leben weiter. Wenn ihr euer Leben jetzt wegen mir auf Sparflamme schaltet, werde ich echt stinkig. Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt (ich werde es ja bald merken), dann bekommt ihr es in spätestens siebzig Jahren mit mir zu tun.
    Klaus: Ich habe bereits davon geträumt, mit Dir eine Familie zu gründen. Du bist der erste Mann in meinem Leben gewesen, mit dem ich mir das hätte vorstellen können. Ich wünsche Dir, dass Du eine andere Frau findest, mit der Du glücklich wirst und dass Du mich irgendwann vergisst. Ich liebe Dich und all die Liebe, die ich Dir noch gerne gegeben hätte, nehme ich nun mit in den Tod. Und das tut mir mehr leid, als ich es zum Ausdruck bringen kann.
    Es fällt mir schwer, diesen Brief zu schreiben, und es fällt mir schwer, das zu tun, was ich nun tun muss, aber es hilft alles nichts.
    Ich wünsche euch allen aufrichtig und von ganzem Herzen ein tolles, langes und glückliches Leben. Vielleicht sehen wir uns ja wirklich irgendwann wieder.
     
    Alles Liebe und Gute
    Bianca“
    Anna merkte, dass ihre Tränen auf den Block tropften. Ihre Tränen gesellten sich zu den Tränenflecken, die schon Bianca beim Schreiben auf den Block getropft hatte. Sie legte ihn beiseite, ging ins Bad des Fremdenzimmers und nahm etwas Toilettenpapier von der Rolle, um ihre Augen zu trocknen.
    Als sie das benutzte Papier in die Toilettenschüssel warf, fiel ihr Blick auf die bandagierten Hände.
    Sie löste die Klebestreifen, rollte den Verband von einer Hand ab und starrte ungläubig auf die frei gemachte Handfläche.
    Anschließend riss sie regelrecht den anderen Verband herunter und betrachtete auch die andere Hand. Auch hier bot sich das gleiche Bild. Die Handflächen waren zwar noch mit getrocknetem Blut verschmiert, aber die Stigmata waren verschwunden. Die ehemals schwärenden Wunden waren rückstandslos verheilt.
    „Reife Leistung, Schätzchen“, murmelte sie leise und mit tränenerstickter Stimme vor sich hin. „Reife Leistung.“
    28.
Allen Polizeistreifen bot sich das gleiche Bild. Aus heiterem Himmel sackten die Untoten in sich zusammen und blieben leblos auf den Straßen liegen. Innerhalb weniger Minuten war alles vorbei.
    Nach langer Wartezeit stiegen die Polizisten vorsichtig und mit gezückten Waffen aus ihren Streifenwagen und tasteten sich vorsichtig an die Toten heran. Nichts bewegte sich.
    Es dauerte noch die ganze Nacht, ehe sich auch die letzten Polizisten sicher waren, dass die Zombies nie wieder aufstehen würden.
    Als der
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