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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte
Autoren: Jenny Han
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Ahnung hatte ich. Und dann gibt es Momente, in denen du sofort weißt, dass sie gewaltig sind. Dass das, was du als Nächstes tust, von großer Bedeutung sein wird. Dein Leben kann in diese oder jene Richtung gehen. Du musst dich entscheiden.
    Dies war einer jener Momente. Jener großen. Viel größere gab es nicht.
    Â 
    Es hat dann doch nicht geregnet an dem Tag. Jeremiahs Verbindungsbrüder und mein richtiger Bruder hatten die Tische und Stühle und Vasen vergebens hereingetragen.
    Und noch etwas passierte an jenem Tag nicht: Jeremiah und ich haben nicht geheiratet. Es wäre nicht richtig gewesen. Für keinen von uns beiden. Manchmal habe ich mich gefragt, ob wir deswegen so Hals über Kopf heiraten wollten, weil wir einander oder vielleicht auch uns selbst etwas beweisen wollten. Doch dann wieder denke ich: Nein. Wir haben einander wirklich geliebt. Wir hatten wirklich die allerbesten Absichten. Es hatte eben nicht sein sollen. Nicht er und ich.

Einige Jahre später
    Meine liebste Belly,
    Â 
    gerade stelle ich mir Dich vor, an diesem Tag, dem Tag Deiner Hochzeit. Strahlend schön, die hübscheste Braut aller Zeiten. Ich stelle mir vor, Du bist jetzt so um die dreißig, eine Frau, die viele Romanzen und Abenteuer erlebt hat. Ich stelle mir vor, dass Du einen Mann heiratest, der stark und verlässlich ist, einen Mann mit freundlichen Augen. Ich bin mir sicher, Dein junger Mann ist einfach großartig, auch wenn er nicht Fisher mit Nachnamen heißt. Haha.
    Du weißt, dass ich Dich nicht inniger lieben könnte, wenn Du meine eigene Tochter wärst. Meine Belly, mein ganz besonderes Mädel – Dich aufwachsen zu sehen war eine der großen Freuden meines Lebens.
    Da gab es so vieles, was mein Mädchen sich sehnsüchtig wünschte … ein Kätzchen, das Du Margarete nennen wolltest, regenbogenfarbene Rollschuhe, Schaumbad zum Trinken! Und einen Jungen, der Dich küssen würde wie Rhett Scarlett küsst. Ich hoffe, mein Liebling, Du hast ihn gefunden.
    Seid glücklich. Seid gut zueinander.
    Â 
    Meine Liebe begleitet Euch.
    Susannah
    Â 
    Ach, Susannah, wenn du uns jetzt sehen könntest!
    In einigen Punkten hast du dich getäuscht. Ich bin noch nicht dreißig. Ich bin dreiundzwanzig, fast vierundzwanzig. Nachdem Jeremiah und ich Schluss gemacht hatten, zog er wieder in sein Verbindungshaus, und ich bin doch noch mit Anika zusammengezogen. In meinem Juniorjahr bin ich nach Europa gegangen, nach Spanien, und dort habe ich mich tatsächlich in so einige Abenteuer gestürzt.
    In Spanien erhielt ich auch den ersten Brief von ihm. Einen richtigen Brief, handgeschrieben, keine E-Mail. Anfangs habe ich nicht geantwortet, doch es kamen weitere Briefe, jeden Monat einer. Wiedergesehen habe ich ihn dann erst lange Zeit später, bei meiner Abschlussfeier am College. Und da wusste ich es einfach.
    Mein junger Mann ist freundlich und gut und stark, so wie du es geschrieben hast. Aber er küsst mich nicht so, wie Rhett Scarlett geküsst hat. Sondern noch viel besser. Und in noch einem Punkt hast du dich geirrt – mit Nachnamen heißt er tatsächlich Fisher.
    Ich trage das Kleid, das Mom und ich zusammen ausgesucht haben – cremeweiß mit Spitzenärmeln und tiefem Rückendekolleté. Meine Haare, die wir eine geschlagene Stunde lang hochgesteckt haben, lösen sich schon wieder aus dem Seitenknoten, nasse lange Strähnen fliegen mir ins Gesicht, während wir durch den strömenden Regen zum Auto rennen. Überall fliegen Luftballons. Ich bin barfuß, die Schuhe habe ich ausgezogen. Ich halte mir sein graues Jackett über den Kopf. Er hält in jeder Hand einen meiner Schuhe (mit hohen, aber nicht extrem hohen Absätzen!). Er rennt vor mir her und hält mir die Tür auf.
    Wir haben soeben geheiratet.
    Â»Bist du sicher?«, fragt er mich.
    Â»Nein«, sage ich und steige ein. Alle werden auf uns warten in dem Restaurant, in dem der Empfang stattfindet. Wir sollten sie nicht warten lassen. Andererseits – ohne uns können sie nicht anfangen. Die Feier geht mit unserem ersten Tanz los. Zu Stay von Maurice Williams & the Zodiacs.
    Ich schaue durchs Fenster und sehe Jere auf der anderen Seite des Rasens. Er hat einen Arm um seine Freundin gelegt, und unsere Blicke begegnen sich. Er winkt mir kurz zu. Ich winke zurück und schicke ihm einen Luftkuss. Er lächelt, dann wendet er sich wieder seiner Freundin
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