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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte
Autoren: Jenny Han
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hatte ich nicht die geringste Ahnung, wo der Mistkerl sein konnte. Ich wusste nur, ich musste alles wieder in Ordnung bringen.
    Gerade wollte ich aus dem Haus, da hielt Laurel mich an und fragte: »Hast du Jere gesehen? Ich muss ihm was geben.«
    Â»Er ist noch mal los, um was zu besorgen. Für die Hochzeit. Aber ich kann’s ihm geben, ich seh ihn gleich.«
    Sie reichte mir einen Umschlag. Ich erkannte das Briefpapier sofort, es war das meiner Mutter. Jeres Name stand in ihrer Schrift darauf. Lächelnd sagte Laurel: »Weißt du, vielleicht ist es sogar schöner so, wenn er ihn von dir bekommt. Das könnte Beck gefallen, meinst du nicht?«
    Ich nickte. »Ja, bestimmt.« Ohne Jere durfte ich nicht zurückkommen. Ausgeschlossen.
    Â 
    Sobald ich draußen war, sprintete ich zu meinem Wagen und raste los.
    Zuerst fuhr ich zum Strand, dann zum Skaterpark, wo wir als Kinder häufig rumhingen, dann zum Fitness-Center, schließlich zu einem Diner, an dem wir auf unserem Weg in die Stadt oft einen Stopp einlegten. Jere trank dort so gerne die Erdbeer-Milchshakes. Aber da war er auch nicht. Schließlich suchte ich einmal den kompletten Parkplatz vom Einkaufszentrum ab. Nichts, weder Jere noch sein Auto. Die Stunde war fast um, und ich konnte ihn nirgends finden. Ich war geliefert. Gleich würde Steven es Belly sagen, und damit hätte ich ihr das Leben einmal mehr grandios verpfuscht. Was, wenn Jere Cousins längst verlassen hatte? Er konnte bereits zurück in Boston sein. Gut möglich.
    Es wäre schön gewesen, wenn mir plötzlich die Erleuchtung gekommen wäre, wenn mir mit einem Mal klar geworden wäre, wo er nur sein konnte – schließlich waren wir ja Brüder. Aber so konnte ich nichts anderes tun, als die Liste aller Orte, an denen wir je gewesen waren, abzuarbeiten. Wo ging Jeremiah immer hin, wenn er verzweifelt war? Zu unserer Mom. Aber ihr Grab war nicht hier, es war in Boston.
    In Cousins war sie überall. Und plötzlich hatte ich tatsächlich eine Eingebung: der Garten. Vielleicht war Jere zu diesem Garten am Frauenhaus gegangen. Einen Abstecher war es auf jeden Fall wert. Auf dem Weg rief ich Steven an. »Ich glaub, ich weiß jetzt, wo er ist. Sag Belly noch nichts.«
    Â»Gut. Aber wenn ich in einer halben Stunde nicht wieder von dir gehört habe, gehe ich zu ihr. So oder so, wegen dieser Sache kriegt er einen Tritt in den Hintern von mir.«
    Wir legten auf, und gleich darauf bog ich auch schon auf den Parkplatz ein. Ich entdeckte seinen Wagen sofort. Eine Mischung aus Erleichterung und Angst machte sich in mir bemerkbar. Welches Recht hatte ich, ihm irgendwelche Vorhaltungen zu machen? Schließlich war ich derjenige, der an diesem ganzen Mist schuld war.
    Jere saß auf einer Bank am Rande des Gartens. Den Kopf hatte er in die Hände gestützt, und er trug noch immer dieselben Sachen wie am Abend zuvor. Sein Kopf fuhr hoch, als er mich kommen hörte. »Ich warne dich, Mann. Keinen Schritt näher.«
    Ich ging weiter. Als ich direkt vor ihm stand, sagte ich: »Komm mit nach Hause.«
    Er funkelte mich böse an. »Verpiss dich.«
    Â»Wir haben jetzt keine Zeit für so was. In ein paar Stunden beginnt die Trauung. Schlag einfach zu, dann fühlst du dich besser.« Ich versuchte, ihn am Arm zu packen, doch er stieß mich weg.
    Â» Du fühlst dich dann besser, nicht ich. Und du hast es nicht verdient, dich besser zu fühlen. Aber nach dem Megascheiß, den du gebaut hast, sollte ich dich wirklich windelweich schlagen.«
    Â»Dann tu’s«, sagte ich. »Und anschließend sollten wir gehen. Belly wartet auf dich. Lass sie nicht warten, nicht an eurem Hochzeitstag.«
    Â»Halt die Klappe!«, brüllte er. »Welches Recht hast du überhaupt, mit mir über sie zu reden? Gar keins!«
    Â»Jetzt komm schon, Mensch. Ich bitte dich inständig.«
    Â»Wieso? Weil du sie immer noch liebst, hab ich recht?« Er wartete meine Antwort nicht ab. »Was ich nur gern wüsste: Wenn du immer noch was für sie empfindest, wieso hast du mir dann damals grünes Licht gegeben? Ich hab mir nichts vorzuwerfen, ich hab nichts hinter deinem Rücken gemacht. Ich hab dich gefragt, sofort. Und du hast gesagt, für dich ist die Sache vorbei.«
    Â»Also, als ich damals dazukam, wie du sie in deinem Wagen geküsst hast, da hast du mich nicht gerade um Erlaubnis gebeten. Aber es stimmt
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