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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes
Autoren: Arto Paasilinna
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Als der Minister kam, teilten die beiden ihm ihre Vermutungen mit und fragten ihn um Rat. Was tun? Sollte die Kriminalpolizei eine Ermittlung einleiten? Sollte man eine Streife mit ausgebildeten Schäferhunden nach Pentele schicken, damit sie dort ein bißchen herumschnüffelten? Wie schätzte der Herr Minister die Sache ein?
    Der Minister schnupperte am Cognacglas und blickte aus dem Fenster in Richtung Präsidentenpalast. Da saß neuerdings auch so ein Bankheini drin. Zu Kekkonens Zeiten wäre so einer wie Koivisto nie da rein gekommen. Der Blick des Ministers folgte einer Silbermöwe, die über dem Markt schwebte. Sie setzte sich auf den Gedenkstein für die Zarin und wippte dort mit dem Schwanz. Der Minister ärgerte sich ein bißchen, weil er nicht sehen konnte, ob die Möwe auf den Stein gekackt hatte oder nicht. Zu Ehren welcher Zarin war der Stein dort eigentlich errichtet worden? Katharina? Elisabeth? Oder wie die noch gleich hießen, die russischen Zarinnen…
    »Also gut. Leiten wir die Sache an die Sicherheitspolizei weiter. Dafür haben wir den Laden ja. Die sollen sich auf die Socken machen und überprüfen, was da los ist.«
    So wurde die Angelegenheit an die Sicherheitspolizei weitergegeben. Ein gewisser Inspektor Huurulainen, der sich mit Sekten auskannte, nahm sich der Sache an. Er war ein Mann, der die Bibel besser kannte als die Assessoren im Domkapitel. Er hatte sich besonders auf die innenpolitische Deutung der Bibel spezialisiert.
    »Auf zur Jesusjagd, Huurulainen!« ermunterte ihn sein Vorgesetzter.
    »In diesem Bericht hier ist von Ukko Obergott die Rede, nicht von Jesus«, berichtigte Huurulainen. »Den Typ kenne ich nicht, da muß ich erst mal nachlesen«, sagte er.

25
    Sicherheitspolizeiinspektor Huurulainen, ein Mann mittleren Alters, der dank Kommunisten und Kirchenanzündern bereits graue Haare bekommen hatte, warf sich die Dienstjacke über und fuhr mit einem schwarzen Volkswagen nach Suntio. Dort lenkte er das Auto auf den Hof des Baubüros und marschierte hinein, um mit dem Bauinspektor zu sprechen. Als er diesem, einem gewissen Vaitinen, seine Dienstmarke zeigte, erschrak der so sehr wie nie zuvor und auch später nie wieder. Vaitinen glaubte, aufgrund mangelhaft ausgeführter Bauaufsichten, falsch bemessener Geschoßhöhen oder aber wegen seiner radikalen politischen Ansichten dran zu sein. Er war nämlich ein Grüner, was in Suntio einigermaßen ungewöhnlich war, denn die Gegend war von Landwirtschaft geprägt.
    Huurulainen wollte dem Bauinspektor jedoch gar nichts Böses. Er wollte lediglich selbst für kurze Zeit als Bauinspektor tätig werden. Er bat Vaitinen also um Amtshilfe.
    »Das ist ja hervorragend! Wo wollen Sie denn gerne Gebäude inspizieren? Zur Zeit wird in unserer Kommune an über hundert Objekten gleichzeitig gebaut, da ist es nur gut, wenn ich Hilfe bekomme.«
    Huurulainen erklärte, im Grunde nicht als Bauinspektor anfangen zu wollen, sondern das Amt nur zu benötigen, um seine wirkliche Aufgabe zu verschleiern: das Spionieren. Er war keinesfalls scharf darauf, überall in der Gemeinde die Erstellung von Einfamilienhäusern unter die Lupe zu nehmen, sondern verlangte ausschließlich Zugang zu einem Objekt, an dem, soweit er wußte, im Sommer Bauarbeiten vorgenommen worden waren. Bei dem Objekt handelte es sich um das Gemütskurhaus Ronkaila.
    »Aber das habe ich doch schon mehrmals inspiziert und abgenommen. Da wurde nur saniert und überhaupt nichts neu gebaut.«
    Ungeachtet dieser Widerworte zwang Huurulainen den Bauinspektor, ihm einen schriftlichen Arbeitsauftrag zu erteilen. Anschließend fuhr er nach Ronkaila, um eine neuerliche, strengere Bauinspektion durchzuführen. Sivakka und Hannula wunderten sich zwar mächtig über das seltsame Vorgehen, gaben sich aber mit Huurulainens Erklärung zufrieden, derzufolge neue Verordnungen der Gesundheitsbehörde für Pflegeeinrichtungen dieser Art besonders strenge Sicherheitsvorkehrungen vorsahen.
    »Alle entsprechenden Immobilien müssen gründlich überprüft werden. Das kann mehrere Tage dauern, möglicherweise Wochen. Sie werden mir zuerst zeigen, wo alles ist, und dann werde ich mich detaillierter mit den Gebäuden beschäftigen. Ich brauche sämtliche Schlüssel der Liegenschaft zu meiner Verfügung.«
    Einige Gnome schlichen in Sampsas Bibliothek, um das Ebenbild vom Sohn Ukko Obergotts davor zu warnen, sich dem neuen Bauinspektor zu zeigen,  wollte. Auch Rutja und Frau Suvaskorpi wurde Mitteilung von der
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