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Der Sohn des Donnergottes

Der Sohn des Donnergottes

Titel: Der Sohn des Donnergottes
Autoren: Arto Paasilinna
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Huurulainen. So etwas ist schlicht und einfach nicht möglich. Es ist kompletter Unsinn, daß jetzt schon eine Million Finnen an Ukko Obergott glauben sollen.«
    Huurulainen war allerdings ein ausgekochter Profi. Er zog die Wetterstatistik dieses Sommers und Frühherbstes hervor, die er von der Wetterwarte erhalten hatte. Demnach war die Wetterlage überall in Finnland ziemlich schlecht, außer im Dorf Pentele in der Gemeinde Suntio, wo es sonnig und warm war. Allerdings hatte es in Pentele jeden Tag Gewitter gegeben. Der Blitzzähler der Wetterstation in Suntio war während des Sommers sechsmal kaputt gegangen. Wenn er zufällig einmal nicht defekt war, registrierte er das Hundertfache an Blitzschlägen als in anderen Jahren. Außerdem hatte es anderswo im Land überhaupt keine Gewitter gegeben, nur in Pentele hatte es den ganzen Sommer über gedonnert. Riipinen wehrte ab:
    »Die von der Wetterwarte, das sind auch alles Verrückte. Die sagen doch vorher, was ihnen gerade einfällt. An einem Tag das, am anderen jenes, und dann verhält es sich am Ende genau umgekehrt.«
    Huurulainen präsentierte noch eine weitere Statistik. Es handelt sich um einen Überblick der Gesundheitsbehörde über die Anzahl der Patienten in Nervenheilanstalten im zweiten und dritten Quartal dieses Jahres. Daraus ging unzweifelhaft hervor, daß die Nervenkliniken nur halb belegt waren und schon lange keine neuen Patienten mehr aufgenommen hatten. Als Anlage zu der Statistik reichte Huurulainen seinem Vorgesetzten ein Rundschreiben der Gesundheitsbehörde, in dem die Angelegenheit aus der Sicht der Kliniken beleuchtet wurde.
    Der SiPo-Chef nahm die Dokumente zur eingehenderen Prüfung an sich. Dann gab er die Anweisung, sofort eine die gesamte Bevölkerung betreffende Kartierung der religiösen Einstellungen zu erarbeiten. Huurulainen kommandierte er wieder nach Ronkaila ab, wo er seine Nachforschungen fortsetzen sollte. An all dem konnte man erkennen, daß es Riipinen ernst meinte. Allerdings meinte er es immer ernst, das gehörte zu seinem Charakter und seiner Aufgabe, aber jetzt meinte er es noch viel ernster als sonst. Er beschloß, den Präsidenten zu informieren, den Premierminister, einige verläßliche Parteifunktionäre, die Streitkräfte, den Handel und die Industrie sowie insbesondere die Staatskirche. Zuvor aber mußte er sich noch mehr Klarheit verschaffen. Zunächst befahl er seiner Sekretärin, Huurulainens Bericht und die Statistiken in der Anlage ins reine zu schreiben. Davon sollten dann unverzüglich hundert strenggeheime Kopien gemacht werden. Geklärt werden mußte auch die Rolle von Pfarrherr Salonen, außerdem sollten die Akten der Zahnärztin Anelma Ronkainen und ihres Bruders Sampsa Ronkainen, falls es die gäbe, ins Büro des Chefs gebracht werden. Und Huurulainen sollte sich beeilen. Husch, husch nach Pentele!
    Kaum war Huurulainen wieder auf Ronkaila aufgetaucht, machten sich die Gnome und Wichtelmännchen ans Werk. Er wollte gerade eine neuerliche Überprüfung der Örtlichkeiten im Obergeschoß des alten Gebäudes in Angriff nehmen, als sich zehn Wichtelmännchen und fast zwanzig Gnome auf ihn stürzten. Ächzend und knurrend klammerten sich die pelzigen kleinen Wesen in den Kleidern und an den Beinen des Inspektors fest, warfen ihn um, hielten ihm mit ihren pelzigen Händen den Mund zu und schleppten das unglückliche Opfer über den Hofplatz in das neue Haus. Dort sperrten sie den Sicherheitspolizeiinspektor in ein Behandlungszimmer. Zwei Wichtelmännchen rannten zu Rutja, der gerade von einem Waldlauf zurückkam. Aufgeregt berichteten sie, einen ganz neuen Verrückten geschnappt zu haben. Rutja solle sofort mitkommen und dem Bauinspektor eine Blitztherapie verabreichen. Der warte schon im Behandlungsraum.
    Die Gnome und Wichtelmännchen offenbarten Rutja, was der Bauinspektor eigentlich für einer war. Rutja staunte. Hatte sich tatsächlich ein Spion in seinem Sanatorium eingenistet? Wie war das möglich? Wütend marschierte er in das Behandlungszimmer, in dem zwanzig kleine Geister den zappelnden Huurulainen festhielten.
    »Ich verhafte Sie wegen Beleidigung der Staatskirche«, ächzte der Inspektor unter den Erdgeistern. Rutja erzürnte noch viel mehr. Er warf einen raschen Blick auf die Blitzluke und sprach eine zornige Zauberformel:
     
    He ho Ukko Obergott,
    Donnerer am Himmelsrand!
    Hau den Dreckskerl ins Parkett,
    verpaß ihm eine mit dem Blitz!
     
    Im selben Moment sprang die Blitzluke auf, und ein
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