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Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten
Autoren: dtv
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werden sicher auch bald hier auftauchen. Und das Buch – das habe ich hier im Bündel!«
    Marie schaute sich unruhig um. »Bis die anderen kommen, schlagen wir uns lieber in die Büsche«, meinte sie. »Wer weiß, wer hier alles den Weg entlangkommt!«
    »Marie hat recht, wie immer«, sagte Jakob, während er sich schon unter einen Busch bückte. »Vater, habe ich dir schon Marie vorgestellt? Ich habe sie überredet, mich auf dem Jakobsweg zu begleiten – und ohne sie wäre ich jetzt nicht hier! Was schüttelst du den Kopf, Marie! Es stimmt!«
    Nicholas Flamel gab Marie feierlich die Hand. »So muss ich dir von Herzen danken!«
    Marie war ganz eigenartig zumute. Die drei zogen Josephine ins Unterholz und banden sie an einen Baum. Nicholas Flamel machte große Augen, als sie begannen, von ihren Abenteuern zu erzählen. »Meine Güte!«, rief er immer wieder aus. »Ein Fluss! Diebstahl! Nebel!«
    Plötzlich hörten sie ein Schwein grunzen.
    »Nanu?« Flamel senkte ängstlich die Stimme. »Ach tung ! Wildschweine! Jetzt auch noch Wildschweine!«
    Marie lachte. »Nein! Wartet, ich antworte!«
    Sie steckte zwei Finger in den Mund und pfiff. Prompt kam das Grunzen näher. Es raschelte vor ihnen – und Pepe schlug grinsend die Zweige auseinander, dicht gefolgt von Gil, Jorge und dem Maultier Jackel.
    »Gratuliere, Meister Flamel«, rief Gil, »Ihr seid ein echter Zauberer! Wie es geknallt hat, als Ihr das gelbe Pulver über die Glut gestreut habt! Irre!«
    »Ich gratuliere
euch
«, gab Flamel zurück. »Euch verdanke ich mein Leben! Und mein Maultier Jackel habt ihr auch dabei! Es grenzt an ein Wunder!«
    »Gratulieren können wir uns alle«, meinte Jorge, nahm seinen Hut ab und wischte sich die Stirn. »Ich glaube, von diesem Kunststück werden die Leute auf der Burg sich noch nach Jahren erzählen!«
    »Gil, wie du in Ohnmacht gefallen bist!« Pepe prustete los. »Das war großes Theater! Und dass du dich auch noch genau auf die Bretter gerollt hast, die das Loch verdecken. Kein Mensch hat es bemerkt!«
    »Und Jorge«, fiel ihm Gil ins Wort, »wie du wie einVerrückter dem schwarzen Hahn nachgelaufen bist! Ich wusste gar nicht, dass du so schnell laufen kannst!«
    Jorge grinste. »Jetzt haben sie den Hahn in einen Käfig gesteckt und versuchen ihn zu überreden, wieder ein Mensch zu werden! Sogar der Graf macht mit! – Pst, was ist das?«
    Alle lauschten.
    Vom Weg war ein zaghaftes Rufen zu hören. »Ich bin’s, Johannes! Falls mich jemand hört. Hört mich jemand? Hallo!«
    »Bruder Johannes!«, rief Marie, schlüpfte zwischen den Büschen hindurch zum Weg und führte ihn zu den anderen.
    »Freunde!«, strahlte er sie an. »Das war ein tolles Ding! Ah, entschuldigt, ich stehe hier halb nackt vor euch, aber was soll ich machen? Meister Flamel – nach getaner Arbeit hätte ich jetzt gerne meine Kutte zurück!«

Marie legte den Kopf in den Nacken und ließ den Blick über die Kathedrale schweifen, die rotgolden im Sonnenlicht vor ihnen in den Himmel zu wachsen schien. Wenn sie den Kopf nach hinten legte, schienen die Türme zu schwanken, so hoch waren sie. In diesem Augenblick durchrieselte sie von oben bis unten ein tiefes Glücksgefühl und sie begriff mit einem Mal: Sie waren tatsächlich in Santiago de Compostela angekommen!
    »Es ist ein Wunder«, sagte neben ihr Bruder Johannes mit Tränen in den Augen. »Endlich verstehe ich, warum die halbe Welt sich nach Santiago sehnt. Obwohl es, das muss man sagen, nicht gerade der nächste Weg ist.«
    Um sie herum, auf dem breiten Platz vor der Kathedrale, sah man Pilger aus aller Herren Länder. Die meisten trugen lange Bärte, die ihnen während der Reise nach Galizien gewachsen waren. Einige humpelten gehörig. Aberalle trugen die große Freude im Gesicht, endlich, nach all den Strapazen angekommen zu sein. Dass der Rückweg genauso lang und genauso gefährlich werden würde, daran schien jetzt niemand denken zu wollen.
    »Ich muss zugeben, es hat sich gelohnt, dass wir diesmal ausnahmsweise mit bis in die Stadt gekommen sind. So eine große Kirche habe ich noch nie gesehen«, meinte Gil. »Vielleicht sollten wir hier unsere Drittwohnung aufschlagen! Die in den Bergen ist zu unsicher!«
    Pepe nickte. »Zu viel Gesindel am Weg!«
    »Habt ihr das gehört?« Jorge, der etwas abseits gestanden hatte, wandte sich zu ihnen. »Die Leute da drüben haben gerade über uns gesprochen!«
    »Über uns?«, fragte Jakob erschrocken.
    Jorge grinste. »Sie haben gesagt, dass sie bei
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