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Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten
Autoren: dtv
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schon waschen!«
    Jorge, Gil und Pepe zogen ein Gesicht.
    »Waschen!«, flüsterte Gil. »So viel Aufwand wäre doch nicht nötig gewesen.«
    »Und ihr? Seid ihr weitergekommen?«, fragte Jakob neugierig.
    »Das meiste ist inzwischen entschlüsselt«, antwortete sein Vater zerstreut. »Nur die Zutaten sind noch ein Rätsel.«
    »Möglich, dass ich noch meinen maurischen Freund aus Granada hinzuziehen muss«, murmelte der alte Jude und zwirbelte sich seinen Bart. »Das wäre nur logisch, werter Bruder im Geiste«, wandte er sich an Nicholas Flamel, »wenn das Geheimnis um den Stein der Weisen nur durch die Gelehrsamkeit der Christen, Juden und Muslime gemeinsam gelöst werden kann. Na, wenn es so wäre, dann wäre es wert, in Liedern und Balladen besungen zu werden!«
    »In der Tat.« Nicholas Flamel klappte das Buch zu.
    »Ach übrigens!« Meister Canches wandte sich zu den drei Jungen. »Ich habe mit meiner Frau gesprochen, und sie ist einverstanden.«
    »Einverstanden?« Gil sprang auf. »Dass wir alles Gold bekommen, was Ihr destilliert und braut?«
    »Sei still!«, fiel ihm Pepe ins Wort. »Hört nicht auf ihn, Meister Canches, er erzählt Blödsinn. Es reicht, wenn wir die Hälfte allen Goldes bekommen!«
    Meister Canches blickte überrascht von einem zum andern und musste dann lachen. »Nun, nun, eigentlich hatte ich euch ja etwas anderes vorgeschlagen. Ihr könnt, wenn ihr wollt, als Knechte in unserem Haus bleiben und beim Bau des Stalls mithelfen. In den nächsten Monaten wird es genügend Arbeit geben und wir werden uns über jede Hand freuen, die mit anpacken kann! Allerdings nur, wenn sie sauber ist!«
    »Hab ich’s nicht gesagt!«, rief Gil. »Unsere Drittwohnung!«
    »Schlagt ihr ein?«, fragte Meister Canches, während er sich an den Tisch setzte.
    Die drei Jungen sahen sich an und nickten dann. Jorge setzte sich unauffällig auf seine schmutzigen Hände.
    »Wir werden uns bemühen, eine Hilfe zu sein«, versprach Pepe feierlich.
    »Seien wir ehrlich«, gab Gil zu, »etwas Besseres als das kann uns nicht passieren!«
    »Na dann ist ja gut!«, sagte der gelehrte Jude und lächelte. »Wer einen Alchemisten mit so großer List und Schlauheit rettet, der hat Besseres verdient als Betteln und Stehlen. Nun wollen wir speisen.«
    Marie betrachtete die Gesichter ihrer Freunde, wie sie alle glücklich und ein wenig aufgeregt an der reich gedeckten Tafel saßen. Nicholas Flamel hatte seinen Bart inzwischen ordentlich nachgestutzt. Meister Canches hatte Pepe, Gil und Jorge mit frischen Hemden versorgt, die sie auch stolz trugen. Seinen Pilgerhut hatte Jorge freilich nicht hergegeben.
    »Schließlich bin ich, wie es sich gehört, nach Santiago gepilgert«, hatte er verkündet und ihn sich wieder auf die Stirn gedrückt.
    Am glücklichsten aber sah Jakob aus, der neben Marie saß. Als er ihren Blick bemerkte, grinste er. »Hab ich dir zu viel versprochen? Santiago ist wirklich wunderbar, stimmt’s?«
    »Morgen gehen wir in die Kathedrale, zu den Gebeinen des Jakobus«, sagte sie bestimmt. »Ich will dem heiligen Jakobus für diese Reise danken. Und dafür, dass du damals in der Mühle aus dem Holunderbusch direkt in den Korb mit den Eiern gestolpert bist.«
    Jakob wurde wieder einmal rot. Er sah sie von der Seite an. »Hast du dich eigentlich schon entschieden?«
    »Was gibt’s denn da noch zu entscheiden?«, sagte Marie und lächelte. »Natürlich komme ich mit dir und deinem Vater mit! Ich bin doch schon so gespannt auf Paris! Und auf den Stein der Weisen auch!«

Nachwort
    Nicholas Flamel hat tatsächlich gelebt. Und er hat sich auch tatsächlich auf den Pilgerweg nach Santiago de Compostela gemacht. Denn er hatte nun einmal von diesem geheimnisvollen Buch aus Birkenrinde geträumt, es in Paris gekauft und wollte es nun mithilfe der gelehrten Juden, die in den spanischen Städten wohnten, entziffern.
    Wann er geboren ist, das weiß man nicht genau, wahrscheinlich um das Jahr 1330.   Und wann er gestorben ist – wenn er denn gestorben ist   –, das weiß man genauso wenig. Denn über viele Jahrhunderte lang hielt sich unter Alchemisten Europas das Gerücht, Nicholas Flamel habe den Stein der Weisen mithilfe des gelehrten Juden Canches tatsächlich herstellen können. Und weil er den Stein der Weisen besaß, sei er ein reicher Mann geworden und lebe durch die Macht des Steins behütet immer noch zurückgezogen irgendwo in Paris – womöglich bis heute! Andere Geschichtsforscher glauben eher, dass er 1413
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