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Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten
Autoren: dtv
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in diesem Augenblick ein Schrei aus der Menge. »Soll ich ihm den Hals umdrehen?«
    »Um Himmels willen, nein!«, rief der Graf und bahnte sich einen Weg durch die Leute. »Bringt ihn zu mir, wir sperren ihn in einen Käfig!«
    »Ha! Meinst du, er legt dir goldene Eier? Mach dich doch nicht lächerlich!« Das war Rui.
    Die drei Flüchtlinge und der Esel waren unbeachtet am Tor angelangt. Die zwei Wachen, die davorstanden, verfolgten interessiert die Jagd nach dem Hahn. Neben ihnen hatten sich ein paar der Spielleute niedergelassen und nutzten die unverhoffte Pause, um bei den Speisen kräftig zuzulangen. Marie erkannte den Dudelsackspieler – und neben ihm saß Zaida!
    Sie stockte.
    Würde das Flötenmädchen sich an die Abmachung halten? Würde sie schweigen? Ihr musste ja klar geworden sein, wie Nicholas Flamel von der Bühne verschwunden war!
    »Bitte«, flüsterte sie unwillkürlich und musste wieder an ihr Amulett denken, das sie um den Hals trug. »Bitte, sag nichts!«
    Ob es die Kraft des Amuletts war oder Zufall, Zaida schaute jedenfalls in ihre Schüssel und schien sie nicht zu bemerken. Da wandten sich die Wachen zu ihnen.
    »Unglaublich«, rief ihnen einer der Wachposten zu, »einfach unglaublich, was? Ein ausgewachsenes Mannsbild verwandelt sich in einen Hahn! Ein Magier! Ein Hexer! Wenn wir den erwischen, verdient er den Scheiterhaufen! Mädchen, was schaust du so?«
    Marie senkte rasch den Kopf. Jakob überlegte nicht lange, sondern nahm sie bei der Hand.
    »Lass sie doch zufrieden«, rief er dem Wachposten zu. »Die gehört zu mir!«
    Ausnahmsweise wurde einmal Marie rot.
    Jetzt mischte sich auch der zweite Wachposten ins Gespräch. »Zeig doch mal her, dein Mädchen«, nuschelte er. Marie konnte riechen, dass er nach Wein stank. »Hübsches Ding, wenn du mich fragst!«
    »Hör auf, du bist besoffen!«, hielt ihn der andere zurück. »Lass ihnen doch ihren Spaß!«
    »Vater! Gehen wir schnell!«, rief Jakob und wollte sich an dem Besoffenen vorbeidrängen.
    Marie stockte der Atem.
    Vater
hatte er gesagt! Gerade war sie noch stolz auf ihn gewesen, weil er den guten Einfall hatte, sich als ihr Liebhaber auszugeben – und nun verplapperte er sich!
    Jakob biss sich auf die Lippen, als er seinen Fehler bemerkte.
    »O ja, Vater, mir scheint, die zwei wollen gleich heiraten«,lallte der zweite Wachposten und deutete auf den Mönch, der mit gesenktem Haupt hinter den beiden Kindern stand.
    Der andere lachte laut auf. »Du hast recht! Die nehmen sich gleich einen Priester mit! He! Ehrwürdiger Vater! Bete lieber für unseren Herrn und Meister! Der hat sich einen Hexer eingefangen!«
    Jakob und Marie warfen sich einen Blick zu. Richtig! Auch Mönche wurden ja Vater genannt!
    »Äh – dieser Hexer, ja«, antwortete Jakobs Vater mit heiserer Stimme unter seiner Kapuze hervor und schlug ein Kreuz. »Der ist sicher mit dem Teufel im Bunde. Äh, mein lieber Sohn, keine Sorge! Ich, äh, bin schon unterwegs ins Kloster! Da werden wir dem werten Herrn Gonzalo eine Messe lesen.«
    »Bete auch für mich, Väterchen«, rief der erste Wachposten. »Meine Frau ist auch mit dem Teufel im Bunde. Zumindest kommt es mir so vor!«
    Aus den Augenwinkeln sah Marie, dass Zaida den Wortwechsel interessiert verfolgt hatte. Sie warf ihr einen flehentlichen Blick zu. Zaida schaute völlig unbeteiligt zurück. Dann, ganz leicht, schien es Marie, als würde sie ihr zublinzeln. Ganz kurz nur. Danach wandte sie sich wieder ihrem Essen zu.
    »Weitergehen!«, wisperte Marie und schubste Jakob an.
    »Und, ehrwürdiger Vater, betet auch für eine neue Kutte«, lallte der Betrunkene, »da schaut ja schon beinah Euer Hintern raus!«
    Ohne auf den Spott der Wachen zu achten, liefen die zwei Hand in Hand durch das Tor und über die Brücke, dicht gefolgt von Jakobs Vater, der noch drei Kreuze schlug und irgendetwas Lateinisches vor sich hin brabbelte.
    Erst als sie den Wald erreicht hatten, blieben die drei stehen. Jakobs Vater schob die Kapuze zurück. Sie schauten sich eine Weile wortlos an. Sie waren in Freiheit!
    »Gerettet!« Jakob fand als Erster die Sprache wieder. »Wir haben dich gerettet, Vater!«
    »Jakob!«, rief Nicholas Flamel und schloss ihn in die Arme. »Mein Sohn! Einen schlauen Plan hast du dir ausgedacht! Wie bist du hierhergekommen? Ach! Und das Buch hast du auch gerettet, habe ich gehört! Du musst mir alles erzählen! Wer sind denn unsere Helfer?«
    »Du meinst Gil, Pepe und Jorge«, erklärte ihm Jakob eifrig. »Die
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