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Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten
Autoren: dtv
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einem gewissen Gonzalo Zeuge eines großen Unglücks wurden. Dort habe sich der berühmte Alchemist Flamel aus Versehen in einen Hahn verwandelt, obwohl er eigentlich Gold herstellen wollte! Nur seinen Mantel habe man gefunden!«
    Alle prusteten los.
    »Moment, es kommt noch besser«, meinte Jorge. »Der Graf hat nach einiger Zeit eingesehen, dass der Hahn sich nicht wieder zurückverwandelt. Anscheinend hat er sich dann mit diesem Rui darüber gestritten, ob Alchemisten wirklich ihre Gestalt ändern können. Schließlich war der Graf so verunsichert, dass er allen Anwesenden befohlen hat, nichts von diesem Zwischenfall weiterzuerzählen.Woran sich natürlich keiner hält – zumindest nicht die Leute dort hinten!«
    »Geschieht ihm recht! Er wollte Ruhm, jetzt hat er ihn!«, meinte Pepe.
    »He!« Eine Hand legte sich auf Maries Schulter. Sie fuhr herum und zuckte zusammen.
    »Haben es die Mäuse doch tatsächlich bis zum Grab des Apostels geschafft!« Es war Iwein, der hinter ihr stand. Als er ihren erschrockenen Blick sah, zog er seine Hand zurück und grinste schief. »Auch ich bin angekommen, wie ihr seht! Und schaut nur, mein Fuß!«
    Jakob war dazugetreten und blickte misstrauisch auf Iweins Fuß.
    »Da staunt ihr, was? Meine eiserne Schelle ist durchgerostet. Ich bin frei. Meine Schuld ist abgetragen! Zeit, dem Apostel Dank zu sagen!« Er grinste sie noch einmal an. »Wir sehen uns, da bin ich sicher. Der Rückweg ist noch weit. Wenn ihr wieder einmal so leckere Würste bei euch tragt, dann sagt mir Bescheid.«
    Mit diesen Worten wandte er sich ab und humpelte davon. Jakob und Marie starrten ihm hinterher.
    »Wer war denn das?«, wollte Pepe neugierig wissen. »Der war ja gebrandmarkt!«
    »Ach, nur ein Pilger!«, murmelte Jakob.
    »Und sicher kein Gespenst!«, fügte Marie hinzu.
    In diesem Augenblick begannen die Glocken der Kathedrale zu läuten.
    »Ah! Die Stimme des Himmels!« Bruder Johannes ließsich auf die Knie, gemeinsam mit allen anderen Pilgern. Marie und Jakob taten es ihnen nach und auch Jorge, Pepe und Gil knieten nieder. Marie schien es, als sei die Luft um sie herum voller Klang, so laut und voll waren die Glocken.
    »Jetzt endlich kommt der Bischof«, rief Bruder Johannes ihnen zu.
    Die Kinder hatten den Mönch zum feierlichen Einzug des Bischofs von Santiago begleitet. Jakobs Vater war dazu nicht zu überreden gewesen. Er saß wahrscheinlich in diesen Minuten schon wieder mit Meister Canches an dessen Brunnen und studierte das geheimnisvolle Buch. Das taten die beiden schon seit gestern Abend, seit dem Zeitpunkt, als die Gefährten müde, aber glücklich an Canches’ Tür geklopft hatten.
    Ein Raunen ging durch die Menge. Da vorne, auf einem schwarzen Pferd, ritt der Bischof von Santiago ein. Die Hände zum Segen erhoben, trabte er an den Pilgern vorbei.
    »Kinder«, rief Johannes aufgeregt, »ich muss ihm hinterher! Er hält heute Audienz! Gleich nachdem sie das große Weihrauchfass vor dem Altar schwingen! Ihr wisst schon, wegen unserer Kapelle in Taxa! Wir sehen uns heute Abend! Und vergesst nicht, Josephine zu füttern – sie mag am liebsten Disteln!«
    Mit diesen Worten drängte er sich durch die Menschenmenge und war zwischen den Leuten verschwunden.
    Gil klopfte Jakob und Marie auf die Schultern. »Wollten wir nicht zum Mittagessen wieder beim verehrten Meister Canches sein? Ich würde ungern etwas verpassen!«
    Jakob sah ihn tadelnd an. »Du denkst wirklich immer nur ans Essen, was?«
    »Das stimmt nicht«, meinte Pepe. »Gelegentlich denkt er auch ans Schlafen!«
    Gil lachte. »Und ich denke auch ein wenig an unsere Zukunft, Pepe. Wenn wir uns von unserer besten Seite zeigen, dann klappt vielleicht, was uns Meister Canches vorgeschlagen hat.«
    Die Kinder schoben sich zwischen den Pilgern hindurch auf die andere Seite des großen Platzes, vorbei an den Händlern und Handwerkern, die im Schatten der Häuser ihre Ware feilboten. Sie bogen in eine Seitengasse ein. Nach ein paar Schritten waren sie am Haus von Meister Canches angelangt. Hinter einer weiß gekalkten Mauer plätscherte ein Brunnen. Davor saßen die beiden Gelehrten und diskutierten eifrig.
    »Ah«, rief Meister Canches aus, als er sie erblickte, »meine jungen Gäste kommen wieder zurück. Habt ihr euch beeindrucken lassen von der Pracht der Kirche? Gut! Habt ihr den Bischof, diesen Schlingel, gesehen? Auch gut! Und seid ihr wieder hier? Noch besser. Meine liebe Frau wird das Essen sogleich auftragen, ihr könnt euch
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