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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion
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ihre Pistole fest, tastete am Armaturenbrett nach dem Schalter, der das Magnetschloss ihrer Gewehrhalterung entriegelte, für den Fall, dass sie die Waffe überhaupt zu fassen bekam.
    Aber sie musste. Denn wenn sie den Absturz überlebte und irgendein Kerl mit einer Waffe zu ihrer Rettung kam, würde sie ihn drankriegen. Ohne lange zu fragen. Flüchtig dachte sie an ihr verpfuschtes Leben: an ihre Kinder und ihren verstorbenen ersten Mann, an ihren zweiten Mann, Lucky, und schließlich an Nate Santana, den sexy Herumtreiber, mit dem sie sich nie hätte einlassen dürfen.
    Es gab so vieles, was sie bereute.
    So darfst du nicht denken. Bleib wach. Bleib am Leben. Halte dich bereit für diesen Wahnsinnigen und schieß ihm den Schädel weg.
    Sie biss die Zähne zusammen und drückte die Taste des Magnetschlosses, doch nichts rührte sich. Das Gewehr löste sich nicht. Verzweiflung stieg auf, aber noch hatte sie ja ihre Pistole. Sie schloss die Finger um die Waffe und spürte sie tröstlich in ihrer Hand liegen.
    Nicht lange fragen, gleich schießen.
    Noch einmal hörte sie Knirschen und Ächzen von Metall, als das Dach unter den Überrollbügeln einbrach und auf sie zukam.
    Grell blitzte die Erkenntnis auf, jetzt sah sie ganz klar. Sie wusste nun, dass sie jetzt sterben würde.
     
    Perfekt!
    Befriedigt sehe ich zu, wie der Jeep sich überschlägt und über den Rand des Abgrunds in die Schlucht stürzt. Bäume wanken, der Schnee fällt in großen Haufen von den Zweigen, und die Geräusche von reißendem Metall und splitterndem Glas werden vom Sturm gedämpft.
    Aber ich darf mich nicht auf meinen Lorbeeren ausruhen oder mir auf die Schulter klopfen, denn dort wartet Arbeit auf mich. Und diese hier, Regan Elizabeth Pescoli … nein, besser:
Detective
Pescoli ist anders als die anderen.
    Womöglich erkennt sie mich.
    Sofern sie lebt.
    Sofern sie bei Bewusstsein ist.
    Ich muss auf der Hut sein.
    Rasch rolle ich die Plastikplane zusammen, die ich dort ausgebreitet hatte, von wo ich einen so perfekten, präzisen Schuss auf die Straße abfeuern konnte. Ich schnalle sie auf meinen Rucksack und vergewissere mich, dass die Skibrille meine Augen verdeckt und mein Gesicht von Skimütze, Kappe und Kapuze verdeckt wird. In der Gewissheit, meine Identität damit geheim halten zu können, schultere ich mein Gewehr und stapfe durch den hohen Schnee, froh darüber, dass die Verwehungen meine Spuren bald verdeckt haben werden.
    Mein Fahrzeug habe ich in einem verlassenen Holzfällerlager abgestellt, zwei Meilen von der Stelle entfernt, wo der Jeep aufgeschlagen ist. Zwei Meilen durch steiles, unwegsames Gelände, das zu durchqueren mich Stunden kosten wird. Pescoli ist keine zierliche Frau, und womöglich wehrt sie sich.
    Doch auf all das bin ich vorbereitet.
    Ich wandere an der Rückseite des Berges hinab, der die Straße überblickt, an der Straße dann krieche ich durch ein Kanalrohr, um meine Spur zu verwischen. Es ist eng und dunkel, kein Wasser plätschert, und es dauert bedeutend länger, doch die zusätzliche halbe Meile ist der Mühe wert. Nicht nur, damit ich den schwachsinnigen Cops die Spurensuche erschwere, sondern auch, weil Detective Pescoli so noch länger der eisigen Luft ausgesetzt ist, die ihr tief in die Knochen kriecht. So wird sie eher bereit sein, Hilfe anzunehmen, gleichgültig, von wem. Auch wenn sie wachsam sein wird.
    Ich glaube nicht daran, dass sie den Unfall überlebt und aus dem Wagen entkommen oder gar geflüchtet ist, nicht, nachdem ich gesehen und gehört habe, wie schwer der Jeep bei seinem Sturz vom Felsen beschädigt wurde. Doch selbst wenn ein Wunder geschieht und ihre Verletzungen es zulassen sollten, dass sie sich befreien und aus dem Wrack kriechen konnte, bin ich vorbereitet.
    Bei dem Gedanken spüre ich den Adrenalinstoß in meinem Blut. Ich jage seit jeher gern, pirsche mich an meine Beute heran, teste mein Geschick an den würdigsten Gegnern.
    Ich lächele unter meiner Neopren-Skimütze und bin mir bewusst, dass Regan Pescoli ganz sicher eine würdige Gegnerin ist.
    Lauf doch,
denke ich, und die Finger meiner rechten behandschuhten Hand spannen sich um mein Gewehr.
Lauf nur wie der Teufel, Regan Pescoli! Du wirst mir nicht entkommen.
     
    Pescoli bekam kaum Luft. Ihre Lunge war wie zugeschnürt, so furchtbar eng. Und die Schmerzen …
    Sie hatte das Gefühl, als würde das gesamte Gewicht des zerbeulten Jeeps auf ihrem Körper lasten, ihre Muskeln quetschen, ihr die Luft aus den Lungen, das
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