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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion
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einschlagen muss.«
    »Und dann ist alles deine Schuld, Caruso.« Sie schossen auf einen Säulenvorbau zu, unter dem Hoteldiener standen und dem Pick-up entgegenstarrten. MacGregor stieg auf die Bremse. »Wenn Jillian etwas passiert, geht es auf deine Kappe.«
     
    »Du kriegst ihn nicht«, versicherte Falda, bewegte sich langsam auf Jillian zu und hob das Messer.
    »Du wirst es nicht glauben«, versuchte Jillian zu schreien, doch ihre Stimme war immer noch ein kaum hörbares Flüstern. Wenn sie doch bloß an die Pistole herankäme! »Aber ich will ihn doch gar nicht!«
    »Ja klar.« Falda nahm es ihr nicht ab, und sie blockierte immer noch die Tür. Falls Jillian versuchte, sich an ihr vorbeizudrängen, war sie geliefert. Wenn sie zum Fenster stürzte, würde Falda angreifen. Aber irgendetwas musste sie tun.
    »Ich habe Fotos gefunden«, sagte Falda. »Von dir. Auf zweien davon warst du halbnackt.«
    Wie bitte? Lass dich nicht ablenken, Jillian. Greif dir die Pistole. Hol sie dir!
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.« Vielleicht konnte sie den Schreibtischstuhl packen und gegen die Wand schleudern. Oder gegen den umgestürzten Servierwagen treten, damit irgendjemand kam, um nachzusehen.
    »Sie sind vom Tag eurer Hochzeit. Weißt du, er hat dich zwar fotografiert, aber damals schon hat er dich betrogen, und zwar mit mir.«
    Doch Jillian erinnerte sich nicht. Zu viele Jahre waren vergangen, die Schnappschüsse von ihrer Hochzeit mit einem Mann, den zu vergessen sie sich solche Mühe gegeben hatte, waren aus ihrer Erinnerung gelöscht.
    »Trotzdem hat er die Aufnahmen aufbewahrt. Hat sie angesehen, wenn ich nicht da war.«
    Jillian empfand nichts dabei, aber Falda war noch nicht fertig mit ihrer Tirade. »Er hat es nie verwunden, dich verlassen zu haben, das ist sein Problem. Fühlte sich schuldig. Warum? Und als das Geld aufgebraucht war, packte ihn das schlechte Gewissen erst recht. Da fing er an, Blödsinn zu reden. ›Das hätte ich Jillian nicht antun dürfen, das hat sie nicht verdient.‹ Und ich musste mir das anhören, damit leben. Und als er dann krank wurde und wusste, dass er sterben würde, glaubte er, er müsste dich noch einmal sehen.«
    Aaron würde sterben? Jillian empfand nichts dabei. Für sie war er schon lange tot.
    »Wenn er das tat«, sagte Falda und kam immer näher, »wenn er versuchte, ich zitiere: ›alles wiedergutzumachen‹, dann würde er sich besser fühlen, Frieden finden, bevor er sterben musste. Aber was war mit mir? Die Polizei würde mir Carls Veruntreuungen anhängen. Ich würde in den Knast gehen. Während Carl sich bei dir lieb Kind macht. Dir will er beichten, von dir erwartet er Vergebung.«
    »Niemals«, flüsterte Jillian hitzig. Ihre Gedanken überschlugen sich, suchten nach einer Möglichkeit, diese Wahnsinnige aufzuhalten.
    Falda zog einen Mundwinkel hoch; in ihren Augen glomm der pure Hass. »Da hast du völlig recht. Wenn du nicht mehr lebst, hat er nicht mehr diesen Drang, dich wiederzusehen, nicht wahr? Dann kann er in Frieden sterben.«
    »Du bist widerlich.«
    »Ach ja? Tja, und du bist tot.« Flink wie eine Katze stürzte Falda sich auf sie.
    Jillian wollte ausweichen, doch ihr Knöchel gab nach, und Falda war mit erhobenem Messer wieder über ihr. Beide stürzten und wälzten sich am Boden. Jillian kämpfte, doch Falda war stärker und rammte ihr das Messer in die Schulter. Schmerz schoss durch Jillians Arm; sie schrie auf, doch aus ihrer Kehle kam nur ein erbärmliches Wimmern. Aber sie glaubte, das Heulen einer Sirene zu hören.
     
    Schritte hallten durch den Flur. Rufe. Stimmen brüllten ihre Zimmernummer.
    Sie wälzte sich in Richtung Bett. Blut quoll hervor, als Falda das Messer aus der Wunde riss und erneut zustieß. Dieses Mal konnte Jillian ausweichen, sich wegdrehen, so dass die Klinge nicht sie, sondern nur den Ärmel ihres Bademantels traf.
    »Es ist vorbei«, zischte Falda, das blutverschmierte Gesicht zu einer triumphierenden Fratze verzogen. Wieder holte sie mit dem Messer aus. Die Gummispitze ihrer Krücke neben dem Bett stach Jillian ins Auge. Sie überlegte nicht lange, sie packte die Krücke, und ihre Finger umspannten das Metall. Falda hob den Arm, um noch einmal zuzustechen. Die Messerklinge blinkte golden im Feuerschein.
    Jillian zögerte nicht. Mit aller Macht schwang sie die Krücke.
    Knack!
    Der Stahl traf Falda mit großer Wucht seitlich am Kopf. Das blutige Messer fiel zu Boden. Falda taumelte und brach über Jillian zusammen, die unter
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